Fussball
Knallharte Kritik von Kult-Coach an Großkonzernen
Kult-Coach Christian Streich spricht Klartext. Der Trainer des deutschen Bundesligisten Freiburg schoss nun gegen "Neokapitalismus".
Auf der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Duell der Freiburger gegen Bayern München, die Revanche nach dem Viertelfinal-Erfolg der Breisgauer am Dienstag, redete sich Streich regelrecht in Rage. Der 57-Jährige ist bekannt für seine klaren Ansichten, prangerte nun das Wirtschaftssystem der westlichen Welt an.
"Wir sind auch ein Unternehmen – es klingt nicht schön, ich könnte auch Verein sagen, aber wir sind ein Unternehmen", meinte Streich. Und zeigte dann die Probleme des Klubs auf. "Entscheidend ist, wie wir jetzt mit dem Wachstum umgehen. Die Kleinen zahlen Steuern, die Mega-Großkonzerne zahlen kaum Steuern. Und wenn sie Steuern zahlen sollen, wechseln sie das Land, erpressen die Länder. Das ist die Situation, das ist Neokapitalismus. Und der zerstört", ließ der Freiburg-Coach aufhorchen.
"Das macht einem Angst"
"Fragen Sie einmal Menschen, die in Hotels Zimmer sauber machen müssen. Fragen Sie die einmal, in welcher Zeit sie wieviele Zimmer sauber machen müssen. Wir leben in einer Welt von Großkonzernen, die mittelständischen Unternehmen haben es wahnsinnig schwer. Dabei hat uns der Mittelstand diesen unglaublichen Wohlstand gebracht, nicht die Großkonzerne", wurde Streich weiter deutlich.
"Im Fußball kann man es direkt sehen. Trainer machen es gut und werden trotzdem nach acht Monaten entlassen. Auch Sportdirektoren haben enormen Druck. Der Fußball ist immer ein Spiegel der Gesellschaft", bezog sich der 57-Jährige auch auf sein Berufsfeld. "Es gibt wahnsinnig viele Menschen, die psychische Probleme haben, weil sie total überlastet sind, weil sie keine Wärme mehr kriegen, keine Bezugspunkte mehr da sind. Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und ist besorgniserregend", schwappte es regelrecht aus Streich heraus. "Das macht einem auch Angst", so der Freiburg-Coach.
Menschen seien früher nicht besser gewesen, nun würden aber soziale Medien diese Trends unterstützen. "Wenn ich jemanden persönlich kenne, überlege ich mir, ob ich ihn beschimpfe", sprach der Trainer das bereits bekannte Problem der Anonymität im Internet an.