Pensionen nicht leistbar
Knallharte Forderung! Wir sollen jetzt bis 67 arbeiten
Das österreichische Pensionssystem kostet immer mehr und mehr. Um das zu stemmen, sollen alle Bürger bald deutlich länger arbeiten.
Österreich kann sich sein Pensionssystem bald nicht mehr leisten, warnt WIFO-Ökonomin Christine Mayrhuber in der Donnerstagsausgabe des "Standard". Es brauche "unglaubliche Anstrengungen", um die Pensionen im finanzierbaren Rahmen zu halten. Vor allem die hohe Inflation der letzten Jahre habe die Kosten explodieren lassen.
Der Rechnungshof rechnet mit einer Stagnation des realen Pensionsantrittsalters – derzeit liegt dieses im Schnitt bei 60,9 für Frauen und bei 61,6 Jahren für Männer – ab Mitte der 2030er-Jahre bei weiter steigender Lebenserwartung. Herr und Frau Österreicher werden also immer länger ihre Pension genießen können.
Keine Alternative
Die Vorsitzende der Alterssicherungskommission fordert deshalb eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters, daran führe kein Weg vorbei: "Die nächste Regierung muss das Problem unbedingt anpacken."
Zur Person
Christine Mayrhuber ist Ökonomin (Senior Economist) am WIFO und arbeitet seit 1999 in der Forschungsgruppe "Arbeitsmarktökonomie, Einkommen und soziale Sicherheit". Sie forscht zu Fragen der Einkommensentwicklung und Einkommensverteilung, zur Struktur und Finanzierung der Pensionsversicherung, zu Umverteilungswirkungen sozialstaatlicher Strukturen sowie zu den neuen Herausforderungen für soziale Sicherungsmechanismen auf veränderten Arbeitsmärkten und unter destandardisierten Einkommensverläufen. Quelle: wifo.ac.at
Geht es nach ihren Vorstellungen, soll das Antrittsalter schrittweise um zwei Jahre von 65 auf 67 Jahre angehoben werden. Sie drängt auf rasche Beschlüsse, gleichzeitig auf lange Übergangszeiten. Die Anhebung solle erst mit der übernächsten Legislaturperiode – also ab Ende 2029, so denn die kommende Regierung die vollen fünf Jahre schafft – beginnen.
Dazu wünscht sie sich aber Ausnahmen für Langzeitversicherte und Korridorpension ab 62. 45 Arbeitsjahre sollten reichen, so die Ökonomin.
Sichtwechsel
Dass im Alterssicherungssystem "Handlungsbedarf" bestehe, mahnte die Expertin bereits in früheren Stellungnahmen ein. "Eine einfache Lösung gibt es nicht", wird Christine Mayrhuber noch im März ebenfalls im "Standard" zitiert. Damals stellte sie sich aber gegen eine generelle Erhöhung des Pensionsantrittsalters und argumentierte, dass so eine Maßnahme an den realen Gegebenheiten am Arbeitsmarkt vorbeigehe.
"Das Pensionsalter pauschal zu erhöhen, kann zu einer sozialen Schieflage führen, die Akademiker bevorzugt", betonte die Ökonomin damals. Denn je nach Tätigkeitsbereich unterscheide sich auch die Lebenserwartung. "Je geringer das Einkommen, desto niedriger ist auch die Lebenserwartung." So hätten Männer, die mit 15 eine Lehre begonnen haben, mit 65 eine statistische Restlebenszeit von 17,9 Jahren, bei Männern mit Uni-Abschluss, die erst mit 25 in die Arbeitswelt eintreten, sind es satte drei Jahre mehr.
Nicht alleine
Damit ist Mayrhuber nun auf dem selben Kurs wie Eco-Austria-Ökonomin Monika Köppl-Turyna und NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Beide warnen schon länger, dass das Pensionssystem durch steigende Kosten nicht mehr leistbar sein wird. Auch Mayrhubers Vorgesetzter, Wifo-Chef Gabriel Felbermayr, sprach sich schon Ende 2023 für zumindest für eine teilweise Kopplung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung aus.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Das österreichische Pensionssystem steht vor finanziellen Herausforderungen, da die Kosten aufgrund der hohen Inflation explodieren
- Die Vorsitzende der Alterssicherungskommission fordert eine schrittweise Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre, mit Ausnahmen für Langzeitversicherte
- Experten warnen, dass das System durch steigende Kosten nicht mehr leistbar sein wird und schlagen eine teilweise Kopplung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung vor