Wirtschaft

Knalleffekt! Werden jetzt auch noch Medikamente teurer?

Europaweit herrscht Medikamenten- und Arzneimittelknappheit. Das neue deutsche Arzneimittelgesetz könnte die Situation in Österreich nun verschärfen. 

Österreich leidet bereits unter akutem Medikamentenmangel – die deutsche Arzneimittelnovelle wird die Situation laut Experten nun weiter verschärfen.
Österreich leidet bereits unter akutem Medikamentenmangel – die deutsche Arzneimittelnovelle wird die Situation laut Experten nun weiter verschärfen.
Getty Images/iStockphoto

Nicht nur hierzulande kämpft man mit Arzneimittelengpässen, auch Deutschland hat bei bestimmten Medikamenten große Probleme mit Lieferengpässen. Am Mittwoch wurde daher ein neues Gesetz gegen Arzneimittelengpässe verabschiedet: Dieses erlaubt es Pharmaunternehmen unter anderem, ihre Abgabepreise einmalig um bis zu 50 Prozent anzuheben. Nun befürchten Beobachter, dass dies die ohnehin schon angespannte Situation am österreichischen Markt weiter verschärfen könnte.

Neben anderen Maßnahmen will Deutschland somit verstärkt Anreize für die Produktion und den Vertrieb von Arzneimitteln setzen. Den finanziellen Mehraufwand sollen die Krankenkassen rückvergütet bekommen. Nun entfachte in Österreich die Debatte darüber, welche Auswirkungen das deutsche Vorpreschen auf die heimische Versorgung haben wird. Die meisten Beobachter sind sich einig: Es werden keine guten sein. 

"Markt von Deutschen aufgekauft"

Klaus Friesenbichler vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo dazu im "Ö1-Mittagsjournal": "Zum Teil werden Medikamente, beispielsweise, die über Spitäler bezogen werden, teurer, das heißt der Preis schlägt sich durch." Und weiter: "Zu einem anderen Teil wird der Markt letztlich auch von den Deutschen aufgekauft, somit kommt es zu einer geringeren Versorgung in Österreich". Trotz der schlechten Aussichten begrüßt der Wirtschafts-Experte das Handeln der deutschen Bundesregierung. 

Dennoch würden die Preismaßnahmen nicht zu einer endgültigen Lösung des Problems führen: "Insgesamt wäre eine europäische Lösung wünschenswert." Denn: "Was wir nicht wollen, ist ein Förderwettbewerb im Medikamentensektor."

Österreich erhöht Preise nicht

Dem deutschen Vorgehen zu folgen und heimischen Pharmaunternehmen Preiserhöhungen zuzugestehen – davon sieht das österreichische Gesundheitsministerium entschieden ab. In einer schriftlichen Stellungnahme heißt es, dass keine Preiserhöhungen geplant seien. Im Ministerium scheint man die Problematik ähnlich zu sehen wie Wifo-Experte Friesenbichler: Preiserhöhungen lösen das eigentliche Problem nicht. Stattdessen sollen Lösungen in den Bereichen Produktion und Lieferketten priorisiert werden. 

Unabhängig vom geltenden Preisniveau seien die meisten europäischen Länder von Engpässen betroffen, ist aus dem Gesundheitsministerium weiters zu vernehmen. Sollten Unternehmen höhere Preise anstreben, könnten sie dies ohnehin bei der Sozialversicherung beantragen, die diesbezüglich zuständig sei. 

Heimische Industrie will höhere Preise

Auch die pharmazeutische Industrie nahm die deutsche Novelle zum Anlass, in einer schriftlichen Stellungnahme Forderungen zu stellen. Aus der Sicht der Branchenvertreter wäre es wichtig, die Preise für Arzneimittel an den Verbraucherpreisindex anpassen zu können. Nicht zuletzt für die Erhaltung der heimischen Produktion sei dies ein wichtiger Schritt. Sicher ist man sich auch hier: Die höheren Preise in Deutschland werden sich negativ auf die Versorgungssicherheit in Österreich auswirken.

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