Fabel-Bilanz

Klopp von "Ex" angefeindet, Leipzig aber fast makellos

Leipzig kassierte in der laufenden Saison erst zwei Gegentore. Das neue Red-Bull-Fußballmastermind Jürgen Klopp darf vom Titel träumen.

Sport Heute
Klopp von "Ex" angefeindet, Leipzig aber fast makellos
Mainz-Fans erinnern Klopp an ein früheres Zitat. Sie sind sauer.
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Willi Orban kam nach der neuerlichen defensiven Meisterleistung seiner Leipziger gar nicht mehr aus dem Strahlen heraus. Doch allzu sehr wollte sich der Abwehrchef dann doch nicht von der Euphorie anstecken lassen, echte Kampfansagen im Titelrennen scheut er noch. "Ich würde es uns wünschen, dass wir es konstant hinkriegen über eine Saison", sagte Orban nach dem 2:0 (2:0) beim FSV Mainz 05: "Dann haben wir eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass wir mal bis zum Ende ganz oben sind."

Doch nach dem siebten Spieltag traue er dem Braten noch nicht. Schließlich habe RB auch in den vergangenen Spielzeiten bewiesen, "dass wir es phasenweise draufhaben, einen ordentlichen Punkteschnitt zu haben". Aber eben nie über 34 Spieltage. Doch die neue Defensivqualität macht Hoffnung, in sechs von sieben Spielen hielt Torhüter Peter Gulacsi die Null.

Kritik an Klopp vom Ex-Klub
"Bist du bekloppt?", fragen Mainz-Fans ihren früheren Helden Jürgen Klopp auf Bannern. Die Fans des FSV erinnern den neuen Head of Global Soccer des Red-Bull-Imperiums an seine frühere Station. Hier wurde Klopp zum Profi-Trainer, begann seine Weltkarriere.
"Ich mag Menschen, bis sie mich enttäuschen", zitieren die Fans ihren Ex-Coach. "Alles, was wir dich haben werden lassen, hast du vergessen?", fragen sie.
Sie sehen den Wechsel zum "Bullen"-Klub als Ausverkauf seiner Werte als Fußball-Traditionalist. Das RB-Fußball-Konstrukt stößt in Deutschland bei vielen rivalisierenden Fans auf Kritik, stehe sinnbildlich für die zunehmende Kommerzialisierung ihres geliebten Sports.
Der 57-Jährige tritt sein neues Amt offiziell erst am 1. Jänner 2025 an. Das Gastspiel in seiner alten Heimat Mainz ließ er sich vor Ort entgehen.

Mainz-Fans mit ihrer Botschaft an die Klub-Ikone.
Mainz-Fans mit ihrer Botschaft an die Klub-Ikone.
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Lediglich Meister Bayer Leverkusen knackte im Ligaalltag das Abwehrbollwerk der Sachsen. Vor dem Kracher in der Champions League gegen den FC Liverpool am Mittwoch hält Leipzig weiter Schritt mit den Bayern, liegt lediglich aufgrund der schlechteren Tordifferenz auf Rang zwei hinter dem deutschen Rekordmeister. Nie zuvor holte RB 17 Punkte aus den ersten sieben Spielen.

Die Mannschaft wolle "so lang wie möglich da oben bleiben", sagte Gulacsi: "In der vergangenen Saison hatten wir sehr früh Rückstand. Das wollten wir diese Saison vermeiden." Der Verein peile den "maximalen Erfolg" an, betonte Sportdirektor Rouven Schröder: "Wenn du jedes Spiel gewinnst, bist du ganz oben. Aber wir wissen auch, das noch andere Gegner kommen. Wir genießen den Moment, ohne dabei stehen zu bleiben."

Seit 495 Minuten ist Gulacsi in der Liga ohne Gegentor, zum Vereinsrekord aus dem Jahr 2018 fehlen ihm nur noch vier Minuten. In Mainz ließ RB keine klare Torchance des Gegners zu. "Man hat gesehen, dass die Jungs, die nicht die Paradedisziplin Verteidigen haben, trotzdem auch Lust zum Verteidigen haben", erklärte Orban: "So geht es, das ist die Basis. Dieses Bewusstsein versuchen wir in die Mannschaft zu kriegen."

In der Defensive habe man "eine gute Einzelform auf jeder Position. Als System machen wir es gut und das Quäntchen Glück haben wir in der Bundesliga auch auf unserer Seite." Orban selbst, der sich (37.) neben Ballkünstler Xavi Simons (20.) in die Torschützenliste eintrug, ragt dabei heraus. In Mainz verlor er keinen Zweikampf. "Erfahrung, Ruhe, Zweikampfstärke", schwärmte Trainer Marco Rose von seinem Abwehrchef: "Er ist unser Kapitän. Das strahlt er auch auf dem Platz aus."

Und am Mittwoch soll Orban seine Leipziger nach zwei Niederlagen ausgerechnet im Heimspiel gegen den FC Liverpool zum ersten Sieg in der Königsklasse führen. "Wir wissen, dass es eine ganz andere Hausnummer wird - anderes Kaliber, viel mehr individuelle Qualität", so Orban: "Aber wir müssen anfangen zu punkten, das ist ganz klar."

Auf den Punkt gebracht

  • RB Leipzig hat sich dank einer starken Defensivleistung zum Meisteranwärter entwickelt und feierte einen wichtigen 2:0-Sieg gegen Mainz, was ihnen Schwung für das bevorstehende Champions-League-Spiel gegen Liverpool gibt
  • Trotz der Euphorie bleibt Abwehrchef Willi Orban vorsichtig und betont die Notwendigkeit, die defensive Stabilität über die gesamte Saison aufrechtzuerhalten, um an der Tabellenspitze zu bleiben
red
Akt.
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