Klima & Biodiversitätskrise

Klimawandel bald Haupttreiber für Artensterben

Bis Mitte des 21. Jahrhunderts dürfte die sich zuspitzende Erderhitzung zum Haupttreiber des Rückgangs der Biodiversität werden.

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Klimawandel bald Haupttreiber für Artensterben
Maritimes Leben steht mit voranschreitender Klimakrise massiv unter Druck. Jedes Zehntel Grad geringerer Temperaturanstieg rettet Leben.
Getty Images/iStockphoto

Die Artenvielfalt auf der Erde ist im vergangenen Jahrhundert bereits deutlich zurückgegangen. Verantwortlich dafür war vor allem das starke globale Bevölkerungswachstum, das zur Umwidmung vieler Flächen führte. Regionen, die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten lange Zeit eine Heimat boten, wurden plötzlich zu Wohngebieten oder landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Auch die voranschreitende Erderhitzung spielt eine große Rolle beim dramatischen Verlust von Leben. Laut einer internationalen Studie könnte die Klimaerwärmung schon bis zum Jahr 2050 zum Haupttreiber für das Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten werden.

Je nach Datenquelle und Berechnungsmethode wurde die Artenvielfalt global im 20. Jahrhundert durch menschliche Aktivitäten um zwei bis elf Prozent reduziert, wie Forscher im Fachblatt "Science" darlegen. Lag der Grund für die Biodiversitätsabnahme früher vor allem in den Veränderungen bzw. der Intensivierung der Landnutzung, so dürfte bis Mitte des 21. Jahrhunderts der fortschreitende Klimawandel zum Haupttreiber werden.

Reduktion der Treibhausgase schützt Leben

Der Rückgang der Artenvielfalt wird mittlerweile als eines der ganz großen Zukunftsprobleme angesehen. Die massive Steigerung in der Nahrungsmittel- und Holzproduktion und unser Hunger nach Land führte in der Vergangenheit zu einem besorgniserregenden Rückgang der Artenvielfalt.

Gleichzeitig beobachteten die Forscher, unter der Beteiligung von Wissenschaftern vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg, wie das Ökosystem im Gleichgewicht haltende Faktoren wie die Bestäubung von Pflanzen oder die Fähigkeit zum Einlagern von Stickstoff und Kohlenstoff in der Natur zurückgingen.

Richteten die Wissenschafter ihre Analysen in Richtung Zukunft, "lassen unsere Erkenntnisse darauf schließen, dass der Klimawandel die Veränderungen der Landnutzung als vorrangiger Treiber des Biodiversitätsverlustes bis zur Jahrhundertmitte ablösen kann", wird IIASA-Forscher David Leclère von der APA zitiert.

Würde das Temperatur-Plus auf zwei Grad Celsius begrenzt, würde das Artenvielfalts-Minus immerhin um 40 bis 74 Prozent niedriger ausfallen als bei einem Szenario ohne Treibhausgas-Eindämmungsmaßnahmen, schreiben die Wissenschafter in "Science".

Naturverträgliche Energiewende

Die Abwägung zwischen Maßnahmen, die zur Energiewende beitragen sollen, wie der Ausbau der Gewinnung von Energie aus Biomasse, und Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität sei jedenfalls nicht einfach: So werde Bioenergie oft als wichtiger Baustein zur Stabilisierung des Klimas angesehen. Dafür brauche es aber wieder große land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen, "was eine Gefahr für besondere Lebensräume darstellt", so Petr Havlík, einer der Ko-Autoren der Studie.

Insgesamt seien die Erkenntnisse aus der Studie ein weiteres Argument dafür, regionale Ziele zum Schutz der Artenvielfalt zu definieren und umzusetzen, sowie die Renaturierung von Flächen im Sinne einer natürlichen Klimaschutzmaßnahme voranzutreiben. Leider sei auch klar zu sehen, dass mit der bisherigen Politik die Lösung eines der größten Probleme der Menschheit verfehlt wird.

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