Wien

Klimakleberin schildert Nackt-Visitierung durch Polizei

Sie erhöhen den Druck auf die Politik und wollen, dass das Klima dort in den Fokus rückt. Die Polizei rückt jedoch ihre Nacktheit in den Fokus.

Heute Redaktion
Die Aktivistin Anna musste nach der Klebeaktion am Naschmarkt im Jänner ins Polizeigewahrsam und dort zum "Body Scan"
Die Aktivistin Anna musste nach der Klebeaktion am Naschmarkt im Jänner ins Polizeigewahrsam und dort zum "Body Scan"
Credit: Letzte Generation

Mit blockierten Straßen durch Klimakleber-Aktionen und Farbwürfen auf Kunstikonen in Museen sind sie ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt: die Aktivisten der letzten Generation. Sie wollen das Klima schützen, letztlich haben sie das Gemeinwohl im Sinn. Aber während ihre Aktionen radikaler werden, wächst die Aufmerksamkeit – und der Gegenwind.

Angeschrien werden, brutal von der Straße gezerrt werden, getreten werden: Auf "Aktionstrainings" lernen die Teilnehmer die Deeskalation – "Jeder hier weiß, worauf er sich einlässt", so ein Sprecher der Aktivisten. Ohne das Training dürfen die Klimakleber nicht auf die Straße.

Stunden in der Zelle

Anna (30), eine Ärztin aus Vorarlberg, wurde am 13. Jänner bei der Klebeaktion am Naschmarkt (Mariahilf) von der Polizei in Gewahrsam genommen, nachdem sie 20 Minuten auf der Straße klebte. "Sie haben uns nach und nach in den Frosch gebracht". So nennt man den Arrestwagen, in dem mehrere Festgenommene "gesammelt" werden.

Im Polizeianhaltezentrum saßen die sieben festgenommenen Frauen dann einige Stunden in einer Gemeinschaftszelle. Vorher mussten sie ihre persönlichen Sachen abgeben. So wie im Film. Die Männer wurden getrennt untergebracht. "Es hängt in der Zelle keine Uhr. Es ist schwer zu sagen, wie lange wir dort saßen, circa zwei bis drei Stunden".

Freundlich, respektvoll – aber unangenehm

Es habe ein bisschen durch die Fenster hereingezogen, an einem kleinen Heizkörper haben sie sich abwechselnd aufgewärmt. "Wir kannten uns ja alle, die Stimmung war ok". Dann wurden die Frauen einzeln herausgeholt, erinnert sich Anna. Dann kam man in eine kleine Einzelzelle, wartete circa eine halbe Stunde und wurde dann zu einer Art Anmeldeschalter geführt, wo einem vorgelesen wird, welche Wertgegenstände einem bei der Einlieferung abgenommen wurden. "Die meisten Beamten waren wirklich sehr freundlich und respektvoll. Nur einer hat mir seine persönliche Meinung gesagt".

Dann wurde sie in ein kleines Zimmer gebracht, "etwa wie eine kleine Umkleide einer Schwimmhalle", dort waren ein Tisch, ein Stuhl, eine Waage, ein Maßband. Sie musste sich ausziehen bis auf die Unterhose, selbst dort wurde hinein geschaut. Die abgenommene Kleidung wurde dann von einer Maschine gescannt, "wie am Flughafen". Die Frau, die sie untersucht hat, habe sie neutral und respektvoll behandelt. Dennoch, "man fühlt sich ganz entblößt". Anna hat nicht das Gefühl, dass diese Untersuchungen verhältnismäßig sind. Es wirkt auf sie eher wie eine Maßnahme zur Einschüchterung und Abschreckung.

"Wir wollen über das Klima reden"

Die Polizisten machten auch nur ihre Arbeit. "Wir sind alle froh, dass es sie gibt", sagt sie. Auch wenn es emotional weh tut, was sie erlebt hat. Anna nimmt das alles auf sich, obwohl es sehr unangenehm ist. "Wenn ich daran denke, was mit der Klimakatastrophe auf uns alle zukommt, war das, was wir Frauen im Gewahrsam erlebt haben, noch nichts".

Die LPD Wien sagte, nachdem eine andere Aktivistin ihre Erfahrungen mit der "Vulva Kontrolle" auf Twitter geteilt hatte, gegenüber "Heute": "Grundsätzlich gilt, dass Personen, die festgenommen worden sind, gem. § 40 des Sicherheitspolizeigesetzes durchsucht werden, um sicherzustellen, dass diese während ihrer Anhaltung weder ihre eigene körperliche Sicherheit noch die anderer gefährden und nicht flüchten und wenn auf Grund bestimmter Tatsachen anzunehmen ist, die festgenommene Person stünden mit einem gegen Leben, Gesundheit, Freiheit oder Eigentum gerichteten gefährlichen Angriff in Zusammenhang und hätten einen Gegenstand bei sich, von dem Gefahr ausgeht."

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