Keinerlei Respekt
"Kleiner, dicker Nazi" – Schüler beschimpft Lehrer
Immer häufiger müssen sich Lehrer Anwälte nehmen, um sich gegen Online-Attacken von Schülern zu wehren. Es gibt Beschimpfungen und Nazi-Propaganda.
Auf das Übelste ausgerichtet und beinahe wehrlos: Immer häufiger müssen sich Pädagogen in Oberösterreich einen Anwalt nehmen, weil es zuvor Probleme und Zwischenfälle mit Schülern gegeben hat. Werner Hittenberger, der Vorsitzende der AHS-Lehrergewerkschaft, berichtet von einigen besonders schwerwiegenden Fällen.
Ein Oberstufenschüler hat beispielsweise die Website seines Lehrers, der auch als Künstler tätig ist, im Netz nachgebaut. Auf die Website schrieb der Teenager dann Sätze wie: "Er war ein Lehrer und Künstler. Jetzt ist er ein kleiner, dicker und drogensüchtiger Nazi. Wenn jemand Drogen braucht, muss man sich nur bei ihm melden."
Ein anderer Jugendlicher verwendete das Foto seines Lehrers von der Schul-Homepage, legte in Sozialen Medien ein Profil damit an und verschickte im Namen des Lehrers rechtsradikale Nachrichten. Diese Fälle nennt Hittenberger gegenüber den "OÖN".
Seit Corona stiegen die Fälle stark an
Die beiden Fälle hätten jeweils mit einer Unterlassungserklärung geendet, schildert der Gewerkschafter. "In diesem Jahr sind es schon 25 Fälle, allein an den AHS". Zum Vergleich: Vor fünf Jahren gab es nur zwei solche Fälle. Laut Pflichtschullehrervertreter Paul Kimberger gibt es österreichweit hunderte Fälle, in denen sich Lehrer nur noch mit einem Rechtsbeistand helfen können. "In den sozialen Netzwerken explodieren uns diese Sachen, aber nicht erst jetzt. Es ist schon länger so und wurde durch Corona verstärkt", sagt der Lehrervertreter.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Immer mehr Lehrer in Oberösterreich müssen sich rechtlich gegen schwere Fälle von Schülerverhalten zur Wehr setzen, darunter auch Beleidigungen und Verleumdungen im Internet
- Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Anzahl solcher Fälle stark angestiegen, wobei es allein an den AHS bereits 25 Fälle in diesem Jahr gab, verglichen mit nur zwei Fällen vor fünf Jahren
- Laut Gewerkschaftsvertretern ist dies ein landesweites Problem, das durch die verstärkte Nutzung von sozialen Medien während der Pandemie noch verschärft wurde