Brutale Stürze

Kitz-Sieger mit Klartext: "Zerstören den Sport"

Die beiden Speed-Rennen in Bormio wurden von schweren Stürzen überschattet. Ex-Kitzbühel-Sieger Josef Ferstl forderte deshalb ein Umdenken.

Sport Heute
Kitz-Sieger mit Klartext: "Zerstören den Sport"
Ex-Skistar Josef Ferstl spricht nach den schweren Bormio-Stürzen Klartext.
Picturedesk, Gepa

Cyprien Sarrazin, Gino Caviezel, Josua Mettler oder Pietro Zazzi – vier Ski-Asse wurden bei Stürzen auf der berüchtigten Stelvio von Bormio schwer verletzt. Das löste Diskussionen über die Sicherheit des Skisports aus. Sarrazin zog sich eine Einblutung zwischen zwei Hirnhäuten zu, musste notoperiert werden und lag kurzzeitig sogar in künstlichem Koma. Mettler erlitt zwei Kreuzbandrisse, Zazzi einen Schien- und Wadenbeindruch und Caviezel eine "komplexe Knieverletzung", deren genaue Diagnose noch ausständig ist.

"Für mich war es als ehemaliger Rennfahrer die Hölle. Grausam", meinte Ferstl, 2019 Gewinner der Super-G von Kitzbühel und nunmehrige "Eurosport"-Experte. "Diese schweren Verletzungen von absoluten Top-Fahrern zeigen, auf welch schmalem Grat sich dieser Sport bewegt", unterstrich der Deutsche weiter.

Der Ski-Weltcup der Herren auf einen Blick

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    Der Ski-Weltcup 2024/25 auf einen Blick.
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    "Schrecklich zu sehen"

    Eine Meinung, die Ferstl nicht exklusiv hat. Gerade der schwer am Kopf verletzte Sarrazin sorgte zuletzt mit einer speziellen Karbonschiene rund um den Unterschenkel für Diskussionen im Weltcup. Mithilfe der Schiene können direktere Linien gefahren werden, er folgt die Übertragung der Kraft auf den Ski mittels größerem Hebel, die kompromissloseren Linien sind aber auch gefährlicher. Wie die Olympia-Piste von 2026 eindrücklich zeigte.

    "Es ist schrecklich zu sehen, dass sich der Sport in diese Richtung entwickelt", so der 36-Jährige Ferstl, ergänzte mit Blick auf die umstrittenen Karbon-Schoner: "Man bewegt sich damit am Limit und kommt seinen Grenzen so nahe, dass keine Fehler mehr verziehen werden. Plötzlich gibt es keinen Spielraum mehr."

    "Zerstören den Sport"

    Dabei vertraut etwa auch Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt auf einen offenen Schienbeinschoner aus Karbon, um schmerzfrei fahren zu können. Ein Verbot oder eine Reglementierung der Karbon-Schoner fand im FIS-Kongress im Frühjahr keine Mehrheit. "In der Analyse der jüngsten Stürze hat man auch gesehen, dass die Karbonschiene eine gewisse Schuld daran hat, weil es aggressiver ist", erklärte Ferstl, zweifacher Rennsieger im Weltcup, schob hinterher: "Meiner Meinung nach geht das in die falsche Richtung, weil wir damit den Sport zerstören werden."

    Die Verletzten der Ski-Saison 2024/25

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      Marcel Hirscher, Mikaela Shiffrin und Co. – die schweren Verletzungen der Ski-Saison 2024/25.
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      Waldner: "Insider wissen, wovon ich spreche"

      Schon nach den Stürzen von Sarrazin, Zazzi und Mettler im zweiten Bormio-Training deutete FIS-Renndirektor Markus Waldner die Karbonschiene als Problem an, ohne diese allerdings zu benennen: "Wir wissen, dass das Material extrem ans Limit gepusht wird. Alles ist am Limit. Vielleicht sind wir teilweise über die Grenzen gegangen. Dann sind solche Stürze die Folge. Die Insider wissen alle, wovon ich spreche."

      Fakt ist aber auch, dass Ski-Stars wie der Schweizer Odermatt nicht auf die Karbonschiene am Unterschenkel verzichten wollen. "Im Sinne des Sports muss da einfach etwas passieren und überlegt werden, ob das in dieser Art und Weise noch zielführen ist", meinte Ferstl. Klar ist aber auch, dass ein Verbot der Karbonschiene nicht das einzige Allheilmittel ist.

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      Auf den Punkt gebracht

      • Die beiden Speed-Rennen in Bormio wurden von schweren Stürzen überschattet, was zu Diskussionen über die Sicherheit des Skisports führte.
      • Ex-Kitzbühel-Sieger Josef Ferstl kritisierte den Einsatz von Karbonschienen, die zwar direktere Linien ermöglichen, aber auch gefährlicher sind, und forderte ein Umdenken, um den Sport nicht zu zerstören.
      red
      Akt.