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Kinder sterben kurz nacheinander an einem Hirntumor

Zwei Familien im Zürcher Weinland ereilt das gleiche Schicksal: Ihre Söhne sterben an Krebs. Dass das ein Zufall war, will man nicht glauben.

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Die Familie Kreuzer auf einem Feld vor ihrem Haus in Flaach. Ihr Sohn Max starb mit 14 Monaten.
Die Familie Kreuzer auf einem Feld vor ihrem Haus in Flaach. Ihr Sohn Max starb mit 14 Monaten.
Tamedia/Madeleine Schoder

In der Gemeinde Flaach im Zürcher Weinland (Schweiz) starben 2019 innerhalb weniger Monate zwei Kinder nach einem diagnostizierten Hirntumor. Ein Ehepaar verlor einen Buben (14 Monate), ein weiteres seinen achtjährigen Sohn.

Belinda Kreuzer vermutet im Februar 2018 einen Magendarm-Infekt bei ihrem damals neun Monate alten Sohn, wie der "Landbote" (Bezahlartikel) schreibt. Dann erleidet Max aber einen epileptischen Anfall. Im Spital entdecken die Ärzte einen Hirntumor. Eine Notoperation rettet dem Baby damals das Leben. Im Zürcher Kinderspital wird Max mit Chemotherapie behandelt. Doch laut den Ärzten besteht ab Mai keine Hoffnung mehr – der Bub stirbt am 14. Juli zu Hause.

Es begann mit Kopfschmerzen

Krebserkrankungen sind bei Kindern selten. So erkranken von den in der Schweiz lebenden 1,3 Millionen Kindern jährlich etwa 50 an einem Hirntumor. Belinda Kreuzer stutzt deshalb, als gerade mal ein halbes Jahr später ein weiteres Kind in Flaach an einem Hirntumor stirbt. Es handelt sich um Leon Pasanen. Bei ihm beginnt es Anfang 2018 mit Kopfschmerzen, die nicht vorübergehen und stärker werden. Dann folgen Verkrampfungen und die Diagnose Hirntumor. Trotz mehrerer Therapieformen stirbt Leon am 23. Februar 2019 mit acht Jahren.

Der älteste Sohn Leon starb mit acht Jahren: Die Familie Pasanen ist mittlerweile aus Flaach weggezogen.
Der älteste Sohn Leon starb mit acht Jahren: Die Familie Pasanen ist mittlerweile aus Flaach weggezogen.
Tamedia/Peter Würmli

Die Familien fragen sich, ob vielleicht Gift in Pestiziden, die seit Jahrzehnten auf die Felder gespritzt werden, die Krankheit verursacht haben könnte. Sie gehen im Sommer 2019 auf den ehemaligen Zürcher Kantonsarzt zu und erhalten für den Bezirk Andelfingen tatsächlich die Bestätigung eines erhöhten Risikos für Hirntumore. Dieses war der Öffentlichkeit damals nicht bekannt. Dem "Landboten" liegen zurückgehaltene Zahlen vor. Diese zeigen unter anderem, dass im ganzen Kanton von "2005 bis 2015 für Hirntumore bei Kindern ein um 39 Prozent erhöhtes Risiko im Vergleich zu den statistisch erwartbaren Zahlen" bestand. Zudem wurden in Andelfingen im gleichen Zeitraum "sieben statt wie erwartet zwei Fälle von Hirntumoren bei Kindern gemeldet".

Blick über Flaach im Zürcher Weinland
Blick über Flaach im Zürcher Weinland
Doelf, CC BY-SA 3.0

Behörden sehen keinen Handlungsbedarf

Wie eine im Frühling diesen Jahres publizierte Studie des Berner Instituts für Sozial- und Präventivmedizin zeigt, haben Kinder in den landwirtschaftlichen Intensivzonen im Berner Seeland sowie im Zürcher Weinland tatsächlich ein 20 Prozent höheres Risiko, an einem Hirntumor zu erkranken. Die Forscher gehen von einem Zusammenhang mit krebserregenden Pestiziden im Grundwasser, in der Nahrung oder in der Luft aus. Die Studie ist noch nicht abgeschlossen.

Beim Kanton Zürich sieht man indes keinen Handlungsbedarf. In einem Mail schreibt der kantonsärztliche Dienst: "Es gibt Rückstände aus der Landwirtschaft, diese sind aber weder nur im Zürcher Weinland feststellbar noch können sie gemäß toxikologischer Beurteilung durch die europäischen und eidgenössischen Fachstellen in den gefundenen Konzentrationen die Ursache für solche Erkrankungen sein." Belinda Kreuzer kritisiert diese Haltung. Für sie scheint es, dass damit die Sache für den Kanton gegessen sei. Sie wisse zudem von sechs weiteren Hirntumor-Fällen in der Region. Immerhin sei im Sommer eine Taskforce ins Leben gerufen worden.