Spezielle Erziehung
Kinder müssen ihrer Mutter aus Taschengeld Miete zahlen
Eine TikTok-Mutter fordert von ihren Kindern einen Teil des Taschengelds zurück. Ein Kinderpsychologe und die Community finden das unsinnig.
In einem TikTok-Video zeigt eine Mutter, wie sie ihren Kindern Taschengeld gibt, jedoch einen Teil für Miete, Essen und Kleidung zurückfordert. Sie erklärt, wie sie die wöchentlichen fünf Euro in einem gemeinsamen Budgetmäppchen aufteilt. Diese Praxis soll den Kindern frühzeitig beibringen, verantwortungsvoll mit Geld umzugehen.
"Völliger Blödsinn"
Kindern Taschengeld zu geben, um es dann wieder zurückzufordern, hält Kinderpsychologe Philipp Ramming für völligen Unsinn: "Geben und wieder wegnehmen macht keinen Sinn. Taschengeld ist dazu da, den Kindern zu ermöglichen, selbstständig mit ihrem Geld umzugehen." Auch einmal zu viel auszugeben, gehöre zum Lernprozess dazu: "Wichtig ist dabei nur, ihnen zu erklären, warum das Geld weg ist."
Den Kindern sollte der Raum gegeben werden, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Bei Jugendlichen sei das nicht anders: "Eltern, die Geld aus Geschenken von Verwandten einbehalten und das Jugendkonto einfrieren, sind genauso nicht förderlich."
Ihm scheint, dass solche Eltern – mit dem pädagogischen Vorwand – ihre erzieherische Inkompetenz kaschieren wollen. Wenn Eltern Respekt von den Kindern erhalten oder das Zusammenleben stärken wollten, sei es laut Ramming wirksamer, die Kinder bei Alltagsarbeiten mithelfen zu lassen: "Aber das ist eben anstrengender."
"Ab der Lehre können Haushaltsabgaben sinnvoll sein"
Auch Ginetta Larose vom Dachverband Budgetberatung Schweiz betont, dass es wichtig sei, Kindern Verantwortung für den Umgang mit Geld zu übertragen. Allerdings müsse man zwischen jüngeren Kindern und Jugendlichen unterscheiden: "Wir empfehlen, dass Kinder im Taschengeld gebundene Ausgaben haben. Später, wenn Sie dann beispielsweise in der Lehre etwas verdienen, kann ein Geldbetrag an den Haushalt sinnvoll sein", meint sie.
Dies könne den Jugendlichen helfen, den Wert von Geld zu verstehen und sich auf das Erwachsenenleben vorzubereiten. Entscheidend sei, dass Eltern gemeinsam mit ihren Kindern ein Budget erstellen und erklären, wofür das Geld verwendet wird.
Das sagt die Community
Wenn Eltern geschenktes Geld von ihren Kleinkindern für Miete zurückverlangen, ist das für die 46-jährige B.A. schlichtweg "erbärmlich": "Wer mit normalem Verstand würde so etwas tun?", fragt sich der Vater.
Für die 43-jährige A.F. ist die Sache ebenso klar: "Taschengeld ist Taschengeld. Das ist für die Kinder, und damit können sie machen, was sie wollen – von mir aus auch verschenken."
Der 45-jährige D.B. glaubt, dass der Umgang mit Geld besser in der Berufslehre gelernt werden kann: "Dann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um zu verstehen, dass den Einkünften auch Auslagen gegenüberstehen."
Ohnehin würden die meisten Eltern ihren Kindern gar nicht so viel Taschengeld geben, dass man davon noch etwas zurückverlangen könne, meint die 42-jährige S.L.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Eine Mutter fordert einen Teil des Taschengelds ihrer Kinder für Miete und Essen zurück, um ihnen den Umgang mit Geld beizubringen
- Kinderpsychologe Phillip Ramming hält diese Praxis für Unsinn und findet, dass Kinder selbstständig mit ihrem Taschengeld umgehen sollten