Comeback-Sensation

Kilde über Hirscher: "Das hat er jetzt erkannt"

Nach fünf Jahren kehrt Marcel Hirscher in den Ski-Weltcup zurück. Nun meldete sich Norwegens Aleksander Aamodt Kilde zu Wort.

Sport Heute
Kilde über Hirscher: "Das hat er jetzt erkannt"
Aleksander Aamodt Kilde spricht über das Comeback von Marcel Hirscher.
Picturedesk, Gepa

Der kommende Ski-Winter steht ganz im Zeichen spektakulärer Weltcup-Comebacks. ÖSV-Ass Marco Schwarz, Allrounder Alexis Pinturault und nicht zuletzt Kilde selbst kehren nach schweren Verletzungen wieder auf die zwei Bretter zurück. Hirscher und Lucas Braathen wagen den Rücktritt vom Rücktritt, wollen es noch einmal wissen. Beide haben dafür die Nation gewechselt. Der achtfache Gesamtweltcupsieger Hirscher geht künftig mit seiner eigenen Skimarke Van Deer für den niederländischen Verband an den Start – seine Mutter ist Holländerin. Braathen fährt für Brasilien, das Geburtsland seiner Mutter.

"Wir haben eine sehr interessante Saison vor uns. Einige kommen von Verletzungen zurück, wir sehen das Comeback zweier Legenden", meinte Kilde bei "Eurosport". "Es tut mir im Herzen weh, vor allem im Fall von Lucas Braathen, denn er ist ein guter Freund und ein großartiger Skifahrer. Das norwegische Team hat einen Siegfahrer und einen tollen Mannschaftskameraden verloren. Es ist wirklich schade für uns, aber ich denke, für den Sport ist es gut. Es bringt eine Menge Aufmerksamkeit mit sich", fügte der Speed-Star mit Blick auf seinen Landsmann an.

Die Karriere von Marcel Hirscher in Bildern

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    Marcel Hirscher ist der Gesamtweltcup-Rekordsieger. Acht Mal in Folge gewann der Annaberger die große Kristallkugel - öfter als jeder andere. Hier ein Streifzug durch die Karriere des Ski-Superstars.
    Marcel Hirscher ist der Gesamtweltcup-Rekordsieger. Acht Mal in Folge gewann der Annaberger die große Kristallkugel - öfter als jeder andere. Hier ein Streifzug durch die Karriere des Ski-Superstars.
    (Bild: GEPA-pictures.com)

    "Hirscher hat zu früh aufgehört"

    Er schaue dem Slalom-Spezialisten Braathen einfach gerne zu. "Das gilt für Hirscher natürlich genauso. Die Intensität, mit der er die Rennen angeht – das ist schlichtweg unglaublich. Wir müssen das genießen", adelte der 31-Jährigen den achtfachen Gesamtweltcupsieger. Kilde ist aber auch sicher: "Er hat zu früh aufgehört. Und ich denke, dass er das jetzt erkannt hat."

    Der Ski-Weltcup der Herren auf einen Blick

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      Marco Odermatt dominierte auch diesen Weltcup-Winter. Der Schweizer sicherte sich den Gesamtweltcup und die Disziplinen-Wertungen im Riesentorlauf, im Super G und der Abfahrt.
      Marco Odermatt dominierte auch diesen Weltcup-Winter. Der Schweizer sicherte sich den Gesamtweltcup und die Disziplinen-Wertungen im Riesentorlauf, im Super G und der Abfahrt.
      GEPA

      Dass sowohl Hirscher, als auch Braathen für die Weltcup-Rückkehr die Nation gewechselt haben, sah Kilde mit gemischten Gefühlen. "Sie haben die Möglichkeit wegen ihrer Eltern. Das ist völlig legitim und das gab es schon öfter. Wir haben nur noch nie derart profilierte Athleten gesehen, die den Verband wechseln. Es ist eine Chance für die beiden. Sie können ihre Marke aufbauen, ohne Teil einer großen Organisation zu sein. Ich kann es verstehen und irgendwie auch nicht, weil ich so gerne Mitglied dieses norwegischen Teams bin", erklärte Kilde. Gerade Norwegens Ski-Elche zeichneten sich in der Vergangenheit stets durch großen Zusammenhalt aus. "Lucas Braathen wählt einen aus meiner Sicht eher speziellen Weg. Er hat seine Argumente und es ist wichtig, dass er glücklich damit ist", ergänzte der Speed-Star. Braathen war letzten Oktober im Sponsoren-Streit mit dem norwegischen Verband zurückgetreten, probiert es nun auf eigene Faust.

      "Angst fährt immer mit"

      Oft begegnen werden sich Kilde und Hirscher, sowie Braathen auf den Skipisten allerdings nicht. Der Gesamtweltcupsieger der Saison 2019/20 geht nicht mehr im Riesentorlauf an den Start, Hirscher wird sich nicht auf die Abfahrtsski wagen, Braathen ebensowenig. Wann Kilde selbst wieder Rennen bestreiten wird, ist noch offen. Der 31-Jährige zog sich bei einem heftigen Abflug in Wengen eine tiefe Schnittwunde am Oberschenkel, zu, dabei wurde ein Nerv verletzt. Der Ski-Star musste sieben Wochen lang im Rollstuhl sitzen. Außerdem kugelte sich Kilde die Schulter aus, verletzte sich dabei mehrere Bänder.

      "Es ist eine schwierige Frage, ob ich diese Saison schon wieder ein ,normales´ Rennen fahren kann. Noch ist es früh im Jahr, es gibt viel Ungewissheit. Ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels", meinte der Norweger, der keinen Comeback-Termin nennen wollte. Die letzten Monate seien ein "Auf und Ab" gewesen – sowohl körperlich, als auch mental, nun gehe es ihm aber "viel besser", er habe auch noch einige Monate Zeit, "und die werde ich mir nehmen, um gesundheitlich so gut wie möglich aufgestellt zu sein. Es bedeutet nicht, dass ich Rennen gewinne, aber ich werde wettbewerbsfähig sein. Und das ist das Wichtigste."  Die Schulter habe ihm länger Beschwerden bereitet, als er dachte. "Abe mit der Schulter muss ich nicht Skifahren", meinte Kilde.

      Der heftige Abflug über den Zielsprung der Lauberhorn-Abfahrt brannte sich jedenfalls in Kildes Erinnerung. "Zum ersten Mal habe ich wirklich die Konsequenzen dieses Sports und eines Sturzes mit so viel Wucht gespürt. Es fiel mir lange Zeit schwer, daran zu glauben, dass ich das alles wieder tun kann. Das war mental für mich sehr schwierig – und noch viel schwerer zu akzeptieren", gab sich Kilde nachdenklich. "Ich will mir selbst zeigen, dass es nicht vorbei ist. Ich will weiterhin Dinge erreichen, Erfolge haben und ich glaube, dass ich das kann. Die Angst fährt in diesem Sport immer mit. Ich weiß, dass sie da ist. Wenn ich das erste Mal wieder auf der Piste bin, werde ich mir viele Fragen stellen. Aber ich weiß auch, dass ich die Angst schon einmal besiegt habe", unterstrich der Ski-Star.

      Auf den Punkt gebracht

      • Marcel Hirscher kehrt nach fünf Jahren in den Ski-Weltcup zurück, was auch von anderen Ski-Stars wie Marco Schwarz und Alexis Pinturault gefeiert wird
      • Hirscher und Lucas Braathen haben sich entschieden, für andere Nationen anzutreten, was gemischte Gefühle bei ihren Kollegen auslöst
      • Aleksander Aamodt Kilde äußert sich zu den Comebacks und betont, dass Hirscher zu früh aufgehört habe
      • Trotz Verletzungen ist Kilde zuversichtlich, dass er wieder wettbewerbsfähig sein wird
      red
      Akt.