Laut, lästig, legendär: Hahn "Kiki" aus Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) ist kein gewöhnlicher Gockel – er ist Mittelpunkt eines skurrilen Nachbarschaftskonflikts, der jetzt am Bezirksgericht Mödling ausgetragen wurde.
Der Kläger: Anwalt Patrick Skalitzky, dessen Kanzlei sich auf dem Nachbargrundstück befindet. Seine Forderung: Ruhe! Denn das frühmorgendliche Krähen von "Kiki" und dessen kurzzeitigem Nachfolger sei eine unzumutbare Lärmbelästigung.
Die Richterin zeigte sich schon beim Prozessauftakt erstaunt: "Ich bin verwundert, wie viele Medien sich dafür interessieren."
Was den Fall so besonders macht: Es gab bereits eine Vereinbarung. "Kiki" durfte bleiben – allerdings mit der klaren Bedingung: kein weiterer Hahn mehr auf dem Grundstück. Doch dann schlüpfte überraschend ein zweiter Jung-Hahn. Und dieser krähte so laut, dass Patrick Skalitzky sich erneut massiv gestört fühlte.
Er sagte vor Gericht: "Der Eigentümer selbst hat mir gesagt: Scheiß Hahn geht mir selber schon am Ar**h!" Dennoch blieb der junge Gockel vorerst – und der Fall landete erneut vor Gericht. Zwar wurde das Tier mittlerweile entfernt, doch Skalitzky wollte rechtliche Sicherheit: "Ich befürchte, dass ohne Urteil wieder neue Hähne gehalten werden. Ich brauche die Gewissheit, dass, wenn Kiki stirbt, a Ruh is."
Nach langen Verhandlungen einigten sich beide Seiten schließlich auf einen gerichtlich ausformulierten Vergleich, der einige skurrile, aber eindeutige Details enthält. So darf Hahn "Kiki" bis zu seinem natürlichen Lebensende auf dem Grundstück bleiben – jedoch kein weiterer Hahn mehr, "egal ob er vom Himmel fällt", wie Anwalt Patrick Skalitzky während der Verhandlung betonte.
Um einem heimlichen Austausch des Gockels vorzubeugen, wurde dem Vergleich sogar ein Foto von "Kiki" beigelegt. Zusätzlich wurde festgelegt, dass maximal 15 Hühner gehalten werden dürfen. Auch die Tochter der Familie Sperl, die an derselben Adresse wohnt, wurde ausdrücklich in die Vereinbarung aufgenommen – damit eine mögliche Umgehung des Vergleichs ausgeschlossen ist.
Da die Familie bereits gegen eine frühere Vereinbarung verstoßen hatte, wurde eine Ersatzgebühr in Höhe von 450 Euro verhängt. Der Betrag muss an eine Tierschutzorganisation gespendet werden.
Skalitzky erklärte: "Wir machen nur das, was wir auch für unsere Mandanten tun: Wir kämpfen für unsere Rechte." Gleichzeitig beklagte er das gestörte Verhältnis zu seinen Nachbarn: "Es gibt keine Gesprächsbasis. Das Einzige, was von ihnen kommt, ist ein Kamerateam."
Er zeigte den Geklagten sogar eine Videoaufnahme, auf der das Krähen des Hahns während seiner Arbeit im Büro zu hören ist. Trotz aller Spannungen: Am Ende gaben sich beide Parteien die Hand, erklärten, künftig wieder miteinander sprechen zu wollen. Die Sperls zeigten sich erleichtert: "Alles passt. Wir dürfen Kiki behalten. Es ist eine Erleichterung."
Für neuen Zündstoff sorgte eine hitzige Diskussion am Gang vor der Verhandlung. In einem Interview mit "Heute" erhob Gemeinderätin Gabriele Wladyka (Bürgerliste) schwere Vorwürfe gegen Kläger Skalitzky – und stellte die Frage, ob sein Büro dort überhaupt legal betrieben wird.
"Der Zubau ist nicht fertiggestellt. Es gibt zahlreiche Abweichungen vom Einreichplan – keine Benützungsbewilligung. Trotzdem wird seit über eineinhalb Jahren vermietet – an Kanzleien und Wohnungen!"
Besonders brisant: Laut Wladyka wurden auch keine Kanalgebühren bezahlt – diese wären erst bei offiziell genehmigter Fertigstellung fällig. "Natürlich bringt das die Gemeinde nicht um. Aber es ist unfair gegenüber allen anderen Bürgern, die ihre Gebühren zahlen müssen", kritisiert sie. Die Bürgermeisterin sei informiert, handle aber nicht.
Nach dem Interview kam es vor laufender Kamera zur hitzigen Diskussion zwischen Wladyka und Skalitzky. Während der Anwalt darauf pochte, alles sei rechtens, blieb die Gemeinderätin dabei: "Ich weiß aus erster Hand, dass die Fertigstellung nicht erfolgt ist. Das Gebäude dürfte so gar nicht benützt werden. Da fährt die Eisenbahn drüber."
Infobox: Das steht jetzt schwarz auf weiß im Vergleich
· 🐓 Hahn "Kiki" darf bleiben – bis zu seinem natürlichen Tod
· 🚫 Kein weiterer Hahn darf gehalten werden
· 🐔 Maximal 15 Hühner sind erlaubt
· 📷 Foto von "Kiki" verhindert Hahn-Tausch
· 👧 Tochter in Vergleich einbezogen – kein Schlupfloch
· 💶 450 Euro Ersatzleistung, als Spende an den Tierschutz
· 🧑⚖️ Vergleich wurde gerichtlich verankert und unterzeichnet
Sie präsentierte auch Pläne des Bauamts, die die Missstände untermauern sollen: Illegale Stellplätze hinter der Baufluchtlinie, fehlende Fertigstellung, abweichende Bauten. Der Skandal um "Kiki" bekommt so eine ganz neue Dimension.