Wirtschaft
Kika/Leiner-Kündigungen: "Die meisten haben geweint"
Die insolvente Möbelkette kika/Leiner sorgt täglich für Schlagzeilen. Zentralbetriebsrat Fiala schildert nun die schlimme Situation der Belegschaft.
Anlässlich der Pleite von kika/Leiner mitsamt Massenschließungen und -kündigungen war Zentralbetriebsrat Christian Fiala am Samstag "Bei Budgen" zu Gast. Zwischen 1.300 und 1.900 Mitarbeiter sollen gekündigt werden, die Pleite des Betriebs sei für sie ein "Schock" gewesen, so Fiala im "ORF". "Die meisten haben dann geweint." Angekündigt hätten sich die jüngsten Entwicklungen gar nicht, im Gegenteil: man hätte den Mitarbeitern stets weisgemacht, dass man sich einer ausgeglichenen Bilanz annähere und Besserung in Sicht sei.
"Wir haben es aus den Medien erfahren", erläuterte Fiala. Davor habe es keinerlei Anzeichen gegeben, nicht einmal der Betriebsrat sei in Kenntnis gesetzt worden. "Es wurden zwar Einsparungen gemacht, aber jetzt nicht so gravierende", meint der langjährige Leiner-Mitarbeiter. "Und es hat immer geheißen: Wir sind in der Nähe der schwarzen Null und wir kommen dorthin – und auf einmal werden wir verkauft." Die Stimmung der Belegschaft sei am Boden.
Seitenhieb gegen Benko
"Existenzängste, Wut, natürlich Angst vor der Zukunft", diese Gefühle würden aktuell überwiegen. Nach Betriebsversammlungen und Terminen mit der Arbeiterkammer und Gewerkschaft ist sich der Vertreter aber sicher: "Jetzt haben wir eine Zukunft." Demnach werde die Arbeiterkammer die Ansprüche aus dem Insolvenzfonds geltend machen und die Belegschaft auch bei Gericht vertreten, so Fiala.
Mehr dazu >> Kika-Katastrophe – jetzt Hammer-Forderung an Kanzler
Angesprochen auf den ehemaligen Eigentümer Rene Benko meint er, er würde ihn bei einem hypothetischen Aufeinandertreffen fragen, "ob er gut schlafen kann". Außerdem: "Wie das in seiner Ehre als Geschäftsmann vertretbar ist." Doch wie geht es nun mit den 1.300 bis 1.900 Personen weiter, die ihren Job verlieren werden?
Neuorientierung für viele eine Option
Nur rund 2.000 Mitarbeiter werden laut dem Insolvenzverwalter von der Möbelkette weiterbeschäftigt, der Rest muss sich umorientieren. Viele Unternehmen haben bereits ihre Bereitschaft signalisiert, Gekündigten eine neue Arbeitsstelle zu bieten, vor allem Supermarktketten, aber auch die Post. Laut Fiala erleichtere das natürlich die Lage. Viele der Betroffenen würden sich dennoch zunächst im naheliegenden Möbelhandel umsehen, sie wären ja unverändert qualifizierte Fachverkäufer für den Bereich. "Wenn ich jetzt 30 Jahre Küchen verkauft habe oder Wohnzimmer, werde ich jetzt nicht gleich zu Rewe gehen, oder zu Spar."
Nicht wenige möchten sie allerdings neu orientieren und den Einzelhandel hinter sich lassen, so der Zentralbetriebsrat. Seine eigene Zukunft ist nicht weniger ungewiss. Doch er wolle zuerst schauen, dass seine Kollegen weitervermittelt würden, so der 63-Jährige. Er appelliert an personalsuchende Unternehmen, sich bei ihm oder der Gewerkschaft zu melden.