Könnten Kanzler-Duell drehen

Kickl, Nehammer und Babler ringen um DIESE Stimmen

Keine Gruppe ist bei der Nationalratswahl so bedeutend wie die Stimmen der "Nicht-Wähler". Sie könnten das Kanzler-Duell noch umdrehen.

Lukas Leitner
Kickl, Nehammer und Babler ringen um DIESE Stimmen
Die Spitzenkandidaten der Großparteien ringen um die Stimmen der Nicht-Wähler.
Picturedesk; "Heute"-Collage

Die Zeit bis zur Nationalratswahl am 29. September tickt – Österreich befindet sich im Intensivwahlkampf. Geht man nach den zahlreichen Umfragen der letzten Tage und Wochen, scheint der Ausgang der Wahl schon ziemlich fix zu sein. FPÖ-Chef Herbert Kickl führt weiterhin mit gutem Abstand, dahinter die ÖVP mit Bundeskanzler Nehammer und deutlich geschwächt auf dem dritten Platz die Babler-SPÖ.

Sie entscheiden das Kanzler-Duell

Doch auch wenn das Kanzler-Duell schon entschieden scheint, muss vor allem eine Gruppe beachtet werden – die Gruppe der Nicht-Wähler. Sie könnten den Dreikampf zwischen Kickl, Babler und Nehammer nämlich gänzlich anders ausfallen lassen und den Spieß umdrehen.

Immerhin geht es hier um nicht weniger als rund 1,5 Millionen Stimmen – zumindest war dies 2019 der Fall. Hätten die Nicht-Wähler damals als Partei kandidiert, wären sie als zweitstärkste Kraft in den Nationalrat eingezogen. Könnte eine der Großparteien auch nur einen Bruchteil dieser Stimmen für sich gewinnen, wäre FPÖ-Chef Kickl der erste Platz nicht mehr sicher.

Doch ÖVP, SPÖ und FPÖ dürften diesen Goldtopf schon vor der Wahl erkannt haben. Sie alle ringen um diese Stimmen, um den Wahlausgang im letzten Moment doch noch zu drehen und als erster durchs Ziel zu gehen.

Das sind die Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl 2024

Babler spricht direkt an

SPÖ-Chef Andreas Babler spricht die Gruppe dabei direkt an. In mehreren Sujets auf Social Media ruft der Sozialdemokrat auf, dass sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. "Gehören Sie zu jenen, die überlegen, bei der kommenden Wahl nicht hinzugehen? Ich kann Ihnen sagen: Ich verstehe ihren Frust und Ärger über die Politik", schreibt er etwa auf Instagram. Dabei bekennt er sich auch dazu, dass die Sozialdemokratie eine Mitschuld an den aktuell herrschenden Zuständen in der Politik und der Gesellschaft habe.

Die Lösung, um diese Zustände zu ändern, folgt gleich danach. Denn mit Wahlen könne man die Dinge, "die heute schieflaufen, wieder geraderücken." Babler versichert, dass die SPÖ eine starke Stimme für jene sein werde, die von der bisherigen Politik enttäuscht sind.

Zusätzlich verschickte die SPÖ in der vergangenen Woche rund 50.000 Briefe. Die enthaltene Botschaft ähnelt jener auf Instagram, auf dem Kuvert steht "Öffnen oder nicht? Sie haben die Wahl". Im Schreiben bedankt sich der SPÖ-Chef für das Öffnen des Umschlags, denn etwas nicht zu tun, könne eine verpasste Chance sein.

Diesen Brief schickte die SPÖ aus.
Diesen Brief schickte die SPÖ aus.
SPÖ

"Das gilt auch für die Nationalratswahl am 29. September, die eine wichtige Richtungsentscheidung über Österreichs Zukunft ist", so Babler im Brief. "Wir sehen die Probleme und werden sie lösen. Geben Sie uns bei der Nationalratswahl am 29. September eine Chance. Ich verspreche Ihnen, wir werden sie nützen", verspricht er darin.

Nehammer versucht es mit Mitte und Stabilität

Bundeskanzler Karl Nehammer schlägt einen etwas indirekten Weg ein. Er betonte zwar immer wieder, wie wichtig die Wahl und auch das Wahlrecht sei und rief die Menschen dazu auf, davon Gebrauch zu machen, ähnliche Betteleien wie bei Babler gab es aber nicht.

Das ist bei der gesamten Kampagne der ÖVP auch nicht unbedingt nötig. Immerhin porträtieren sie die Mitte, stecken dadurch also die breite Gesellschaft ab, bieten ein Programm an, in denen sich jeder etwas finden kann – auch die Nicht-Wähler, die unentschlossen sind oder politische Zweifel haben.

Bundeskanzler Karl Nehammer plakatiert "Stabilität"

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    Bundeskanzler Karl Nehammer setzt auf eine "Starke Mitte" und "Stabilität".
    Bundeskanzler Karl Nehammer setzt auf eine "Starke Mitte" und "Stabilität".
    ÖVP

    Auf den zahlreichen Sujets auf Straßen und Fußgängerzonen setzt die ÖVP auf das Wort "Stabilität" und will damit jeden Bürger eine sichere Zukunft bieten – einfach abzulehnen ist das also nicht. Für jemanden, der politisch desinteressiert ist, verunsichert ist oder nicht weiß, was er wählen wird, könnte dieses Versprechen aber genau der knickende Punkt sein.

    Kickl macht ernst

    Auch FPÖ-Chef Herbert Kickl will im Teich der Nicht-Wähler fischen. Zu erkennen ist das schon an den ausgewählten Plakaten. Anders als sonst setzte die FPÖ dieses Jahr auf positive Botschaften – "5 gute Jahre", oder "Dein Herz sagt ja". Damit spricht man einerseits einen größeren Wählerkreis als sonst an, schreckt aber auch unpolitische Menschen nicht ab.

    FPÖ setzt im Wahlkampf auf Pizza und Gemüse

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      Frische Pizza und 70 Tonnen Biogemüse werden im Wahlkampf verteilt.
      Frische Pizza und 70 Tonnen Biogemüse werden im Wahlkampf verteilt.
      FPÖ

      Dass die FPÖ außerdem zum ersten Mal ein wirkliches Wahlprogramm präsentierte und auf 116 Seiten ihre Visionen und Ziele schilderte, zeigt den Menschen, dass sie es ernst meinen.

      Durch Aktionen wie das Verteilen von Gemüse, das im Zuge der Inflation und Teuerung preislich in die Höhe geschossen ist, erreicht die FPÖ nicht nur Stamm- und Wechselwähler, sondern holt jeden Bürger ab. Damit schlägt sie sich auch tief in die Bevölkerung vor.

      Wie große der Einfluss der Gruppe der Nicht-Wähler letztendlich tatsächlich sein wird, wird sich aber erst bei der Wahl am 29. September zeigen.

      Die Bilder des Tages

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        SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger

        Auf den Punkt gebracht

        • Im intensiven Wahlkampf vor der Nationalratswahl in Österreich am 29
        • September ringen FPÖ-Chef Kickl, Bundeskanzler Nehammer (ÖVP) und SPÖ-Chef Babler um die Stimmen der Nicht-Wähler, die rund 1,5 Millionen ausmachen könnten
        • Während Babler direkt auf die Frustration der Nicht-Wähler eingeht, setzt Nehammer auf Stabilität und die Mitte, und Kickl versucht mit positiven Botschaften und einem detaillierten Wahlprogramm, diese Wählergruppe zu mobilisieren
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