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KI-Künstler gewinnt Top-Fotopreis – und lehnt ab
Fotokünstler Boris Eldagsen gewinnt die Sony World Photography Awards mit einem Porträt zweier Frauen. Diese wurden jedoch von einer KI erschaffen.
Zwei Frauen im 1940er-Look, in einer Fotoqualität aus alten Tagen. Doch diese beiden Damen hat es nie gegeben: Das Foto wurde mit künstlicher Intelligenz erstellt. Trotzdem gewann das Doppelporträt den Fotopreis der Sony World Photography Awards, eine der renommiertesten Auszeichnungen. Der deutsche Künstler Boris Eldagsen nahm den Preis aber nicht an. Er wollte damit lediglich eine Diskussion in der Branche lostreten.
Bei der Zeremonie machte er es öffentlich und sagte: "Danke für diesen historischen Moment, in dem ein KI-generiertes Bild erstmals einen internationalen, renommierten Fotowettbewerb gewinnt. KI-Bilder und Fotografie sollten nicht miteinander konkurrieren. KI ist keine Fotografie. Aus diesem Grund werde ich den Award ablehnen."
Eldagsen ist seit über 30 Jahren als Digitalkünstler bekannt, der mittlerweile regelmäßig mit künstlicher Intelligenz arbeitet. Das eingereichte Foto wurde mit dem Programm Midjourney erstellt, einem KI-Tool, das per Texteingabe aufs letzte Detail Bilder generieren kann. Dabei hat er seine Bilder bis zu 40 Mal überarbeitet, damit sie möglichst echt aussehen.
"Sony wollte keine Diskussion führen"
Sein Gewinnerbild ist Teil einer Werkgruppe mit dem Namen «Pseudomnesia», was in etwa bedeutet: falsche oder unwahre Erinnerung, die für authentisch gehalten wird. Ein Hinweis, dass das Foto nicht echt ist. Eldagsen hatte auch an anderen Wettbewerben mit unklaren Regeln in puncto KI mit seinen KI-Bildern teilgenommen, wurde aber jedes Mal disqualifiziert.
In seinem Blog gibt er außerdem bekannt, dass er Sony sofort über sein Vorgehen aufklärte, als sie ihm seinen Gewinn privat mitteilten. Doch das soll den Verantwortlichen egal gewesen sein: "Sie haben meine Anfrage, einen Dialog zum Thema KI-Bilder zu starten, ignoriert. Die Verantwortlichen interessieren sich nicht für die Ängste und Bedürfnisse der Fotocommunity", schreibt Eldagsen.
Die Award-Organisatoren geben gegenüber der BBC bekannt, dass die Korrespondenz stattfand und sein Beitrag die Kriterien erfülle. Man wolle in Zukunft eine Q&A auf der Webseite veröffentlichen. Bisher gab es aber noch kein weiterführendes Statement.
Eldagsen argumentiert, dass KI-generierte Pseudofotos nicht nur ein Problem für Fotowettbewerbe, sondern auch ein gesellschaftliches Problem seien. Eldagsen warnt davor, dass in Zukunft mit solchen Bildern Fake News präsenter werden, besonders in Sachen Kriegs- oder Politpropaganda. Mit dem erzeugten Aufruhr will er die Diskussion weiter anheizen und dafür sorgen, dass in Zukunft Regeln für KI-Bilder festgelegt werden.