Wien

Grazerin auf Wienbesuch zum "Schwarzfahren gezwungen"

Auf der Endhaltestelle der Buslinie 41A kann man keinen Fahrschein kaufen. Wird man ohne erwischt, wird man aber als Schwarzfahrer behandelt. 
Heute Redaktion
07.07.2022, 18:11

Die Grazerin Sandra N. (Name geändert) war in Begleitung einer gehschwachen Person mit den Wiener Linien zu Besuch unterwegs in Wien. Zusammen bestiegen sie den Bus 41A. An der Haltestelle gab es keinen Ticketautomaten, auch keine Trafik. Beim Fahrer konnten sie kein Ticket kaufen.

Wenn sie den Bus nach Pötzleinsdorf nutzen wollten, musste sie also erzwungernermaßen schwarzfahren. Gern hätte sie ein Ticket gehabt. Aber es gab keins. Die Strecke besteht aus sechs Stationen und verkehrt zwischen Neustifter Friedhof und Pötzleinsdorf.

Die Fahrtzeit dauert sieben Minuten. Angenehm war ihr die kurze Fahrt nicht. "Ich hoffte, dass niemand kontrolliert." Doch sie hatte Pech. Sie wurde kontrolliert. Und konnte keinen Fahrschein herzeigen.

Tickets beim Fahrer kaufen verzögert die Abfahrt und erzeugt Kosten

Warum kann man denn beim Fahrer keinen Fahrschein mehr kaufen? Dazu Daniel Amann, Pressesprecher der Wiener Linien: "Im Bus direkt können bereits seit 4 Jahren keine Tickets bei unseren Lenker*innen gekauft werden. Von allen Fahrgästen der Wiener Linien haben dieses Angebot lediglich 0,06 Prozent genutzt."

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Zusätzlich sei der Verkauf im Bus mit hohen Vertriebskosten verbunden und sorge für Verzögerungen im Fahrbetrieb. Mit der Einstellung des Fahrscheinverkaufs bei den Buslenker*innen seien die Wiener Linien auch einer Empfehlung des Stadtrechnungshofs nachgekommen, so Amann weiter.

Möglichkeiten zum Ticketkauf sind "unzählig", so die Wiener Linien

"Der Großteil unserer Fahrgäste ist mit einer Dauerkarte, wie z.B. der Jahreskarte, Semester-, TOP- oder Jugendticket unterwegs. Insgesamt gibt es unzählige Möglichkeiten in der ganzen Stadt und auch digital, einfach und bequem ein Ticket zu kaufen: bei rund 900 Trafiken in ganz Wien, bei Ticketautomaten in jeder U-Bahn-Station, via WienMobil-App oder im Online-Ticketshop".

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Der Pressesprecher sieht auf Seiten der Wiener Linien kein Verschulden. "Wenn man im Vorfeld einer Reise weiß, dass man den öffentlichen Nahverkehr nutzen wird, dann sollte man sich im Vorfeld auch Gedanken machen, wie man an ein Ticket kommt", so Amann. "Tausende Touristen in Wien machen das hier Tag für Tag."

Und wenn man nicht weit laufen kann und kein Smartphone hat?

"Wir sind, was den Ticketverkauf angeht, extrem breit aufgestellt. Auch für Menschen ohne Online-Affinität". Dass es an der besagten Haltestelle keinen Automaten gibt, das muss er aber zugeben.

Jedoch, so sein Einwand: "Man kommt ja nicht aus einer Wolke gesprungen". Auf dem Weg von Graz zur besagten Haltestelle sei Sandra N. sicher an zahlreichen Automaten und Trafiken vorbei gekommen. Sein Tipp in einer vergleichbaren Situation, die Wiener Linien anrufen ((01) 7909 100), zusammen eine Lösung finden.

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