Wien
"Kein Nischenthema" – Himmer über Missbrauchs-Skandal
Am Montag wurde der vorläufige Endbericht zum Missbrauchsskandal an Wiener Schulen veröffentlicht. Nun reagiert die Bildungsdirektion.
Seit 1999 soll ein Lehrer, der auch als Basketball-Trainer und Ferienlager-Betreuer tätig war, seine Position missbraucht und seine sexuellen Neigungen mit 9- bis 14-jährigen Buben innerhalb seines beruflichen Umfelds ausgelebt haben. Dabei soll er unter anderem K.O.-Tropfen verwendet, die Buben heimlich fotografiert und kinderpornografisches Material angefertigt haben. Nach einer Hausdurchsuchung beging der Lehrer im Mai 2019 Selbstmord. Im Sommer 2022 nahm sich eine Kommission den Fall vor. Laut dem Endbericht der eingerichteten Kommission sind 40 Opfer belegt.
Am Montagabend war der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer zu Gast bei Martin Thür in der ORF-"ZIB2". Auf die Einstiegsfrage des Moderators, wie es sein könne, dass ein solcher Fall jahrelang unentdeckt bleiben könne, antwortete Himmer, dass er sich als Familienvater diese Frage ebenfalls stelle. Man werde nun auf Grundlage des Endberichts diskutieren. Was den Fall wohl zusätzlich erschwert: Der mutmaßliche Täter galt als "bester Lehrer der Schule".
Kein Nischenthema
Thür konfrontierte den Bildungsdirektor mit dem von der Kommission geäußerten Vorwurf des Systemversagens. Wurde zu wenig getan? Es müsse angesichts der Dimension jedenfalls zu wenig sein, so Himmer. Ein Problem seien auch Hemmungen, dieses Thema nicht zu behandeln. Allerdings betont Himmer, dass es den Bericht der Kommission nur gebe, weil die Wiener Bildungsdirektion den Fall nicht zu den Akten legen wollte. Einen gesetzlichen Auftrag zum Einsetzen einer solchen Kommission habe es nämlich nicht gegeben. Allerdings sei das eine "Selbstverständlichkeit" gewesen.
Wie geht es nun weiter? Himmer sprach Kinderschutzkonzepte an, die an vielen Schulen umgesetzt worden seien. Es gebe auch hierfür keine rechtliche Grundlage, man habe sich aber dazu entschlossen, nicht auf eine solche zu warten. Nun sei es wichtig, dass dieses Thema nicht zu einem Nischenthema verkomme. Es brauche große Zeichen und Schritte und "wir setzen diese". Der Wiener Bildungsdirektor hofft nun auf eine österreichweite Umsetzung.