Tierisches Trauma

Kein Monster – Bissige Hündin war im Ausnahmezustand

Bei Hündin "Boa", die gestern einen absoluten Höllentrip durch Wien erlebt hat, handelt es sich keinesfalls um ein "Monster".
Christine Kaltenecker
21.03.2025, 07:53

Die gestromte Mischlingshündin "Boa" ist keinesfalls ein Monster oder ein aggressiver Hund, sondern ging gestern durch ihre persönliche Hölle, weshalb sie sich völlig traumatisiert zu verteidigen versuchte.

Lange Reise in die Fremde

Bei Hündin "Boa" handelt es sich eigentlich um eine liebende Hundemama aus Indonesien, genauer gesagt aus Bali, die gemeinsam mit ihren Welpen in einer Auffangstation landete, wo sie als sehr menschenbezogen, unkompliziert und verträglich beschrieben wird (siehe Foto). Da es in Indonesien allerdings – wie in vielen Ländern – kaum möglich ist, dunkle oder gar schwarze Hunde zu vermitteln, suchte die Tierschutzorganisation auch in Mitteleuropa nach einem liebevollen Zuhause und vermittelte "Boa" nach Deutschland.

Natürlich ist es keinesfalls ideal einen Hund quer über den Globus zu vermitteln, aber wenn die Alternative die lebenslange "Haft" in einem Shelter ist, nimmt man die lange Reise für eine hoffentlich glückliche Zukunft in Kauf. Mittels Flugpaten kam "Boa" also in Wien/Schwechat an und sollte von dort mit dem Zug weiter nach Deutschland gebracht werden. Am Hauptbahnhof nahm dann allerdings das Drama seinen Lauf.

„Meines Erachtens trägt die Schuld die Organisation. Wie kann man einen Hund aus Bali einfach einem 70-jährigen Fremden überantworten, um ihn nach Freiburg zu bringen? Die Hündin war nicht einmal doppelt gesichert … Armes Tier.“
Sandra SchramekTierschutzqualifizierte Hundetrainerin & Hundeverhaltensberaterin

Traumatisierte Hündin einfach allein gelassen

Ohne Schuldzuweisungen abzutippen, war dem Reise-Verantwortlichen für die Hündin offenbar nicht klar, dass sie sich mental bereits im freien Fall befand, als er sie, um kurz auf die Toilette zu gehen, im Trubel des Bahnhofes alleine angebunden hat. "Boa" sammelte in ihrer Angst die letzten Kräfte, riss sich los und begann ihre Flucht durch Wien.

„Die Hündin war in einem fremden Land, mit fremden Gerüchen und stand plötzlich fuchtelnden Menschen gegenüber, die sie einfangen wollten. 'Angriff ist die Beste Verteidigung' ist hier als normal einzustufen und sagt nichts über aggressive Tendenzen aus“
Sandra SchramekTierschutzqualifizierte Hundetrainerin & Hundeverhaltensberaterin

Fight or Flight?

Auch Hunde handeln rein instinktiv nach der "Kämpfen oder Fliehen"-Überlebensstrategie, weshalb "Boa" nach den Menschen, die sie einfangen wollten, schnappte. Es war kein aggressives Verhalten per se – sondern die reinste Form von Selbstverteidigung. Auch nur darüber nachzudenken, diese Hündin aufgrund ihres Traumas einzuschläfern, wäre also eine große Ungerechtigkeit und würde "Boa" um ihr Leben und eine deutsche Familie um einen wunderbaren Familienhund berauben.

{title && {title} } tine, {title && {title} } Akt. 21.03.2025, 11:57, 21.03.2025, 07:53
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