Szene
Kampuschs bewegender TV-Auftritt bei "XY"
Mittwochabend baten um 20.15 Uhr in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" Eltern um Hilfe bei der Suche nach ihren vermissten Kindern. Auch Natascha Kampusch kam zu Wort - ein kurzer, aber berührender Auftritt über ihr Martyrium.
Mittwochabend baten um 20.15 Uhr in der kam zu Wort - ein kurzer, aber sehr berührender Auftritt über ihr Martyrium.
Am Mittwochabend trägt Natascha Kampusch ein violettfarbenes Kleid mit weißen, aufgedruckten Blüten und eine Perlenkette. Sie ist zu Gast in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY…ungelöst". Es ist eine Spezialausgabe des Live-Formats, das Thema: "Wo ist mein Kind?". Um Natascha Kampusch herum sitzen Eltern, die ihre Kinder suchen, so, wie ihre Eltern sie acht Jahre lang gesucht hatten, nachdem sie am 2. März 1998 auf dem Weg zur Schule verschwunden war.
In dem etwas kurzen Interview hatte Moderator Rudi Cerne eine schwierige Aufgabe. Er musste versuchen, das unaussprechliche Leid gemeinsam mit seinen Gästen irgendwie in Worte zu fassen. Auf die Frage, wie es Natascha Kampusch nach sechs Jahren in Freiheit ginge und wie sie ihre Gefangenschaft verarbeitet habe, antwortet sie: "Das ist nicht so einfach. Aber ich versuche es." Während des Interviews neigt sie immer wieder ihren Kopf schüchtern zur Seite. Auf die Frage wie sie die 3096 Tage in Gefangenschaft überhaupt ertragen konnte, antwortet sie mit leiser aber sehr klarer Stimme: "Ich habe versucht, das Beste aus der Situation zu machen – die Identität zu bewahren."
Besonders bewegend
Einen Tag vor der ZDF-Sendung hatte sie ein Déjà-vu: Es fröstelte sie. "Ach, jetzt wieder den Heizstrahler einschalten", schoss es ihr durch den Kopf. Sie drehte sich um, wollte nach dem Schalter greifen, doch da war kein Heizstrahler. Für Sekunden war Natascha Kampusch im Gedanken wieder in dem 2,70 Meter langen und 1,80 Meter breiten Keller-Verlies, in dem sie 3096 Tage lang eingesperrt war und in dem sie erwachsen wurde. Auch noch sechs Jahre nachdem ihr die Flucht gelang, kommen immer wieder diese Déjá-vus, bis sie realisiert, dass diese Gedanken nicht mehr zur Wirklichkeit gehört.
(© Sophie Zechmeister)