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Kampusch-Film: Kritik an zu "menschlichem" Priklopil

Heute Redaktion
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3096 Tage in den Fängen ihres Peinigers Wolfgang Priklopil, gekürzt auf eine Stunde und 40 Minuten. Das Martyrium, das Natascha Kampusch von ihrer Entführung 1998 bis zu ihrer Flucht im August 2006 erleiden musste, wird dadurch aber nicht erträglicher. "Heute.at" hat sich bei der Premiere ein Bild von dem schon im Vorfeld für Kontroversen sorgenden Film gemacht.

3096 Tage in den Fängen ihres Peinigers Wolfgang Priklopil, gekürzt auf eine Stunde und 40 Minuten. Das Martyrium, das Natascha Kampusch von ihrer Entführung 1998 bis zu ihrer Flucht im August 2006 erleiden musste, wird dadurch aber nicht erträglicher. "Heute.at" hat sich bei der Premiere  ein Bild von dem schon im Vorfeld für Kontroversen sorgenden Film gemacht.

Der Film erzählt die "wahre, berührende Geschichte" des Mädchens, das in einem zwei Mal drei Meter großen Kellerverlies zur Frau wurde und mit ihrem Entführer ein grausiges Wechselspiel von Zuneigung, Demütigung, Nahrungsentzug und völliger Abhängigkeit durchlebte.

Der Film startet mit einer Szene aus einem Skiurlaub, den Priklopil gemeinsam mit Natascha Kampusch verbracht hat. Die Ereignisse der 3096 Tage dauernden Entführung werden nicht in chronologischer Reihenfolge dargebracht, daher dauert es auch eine Zeit, einen Zugang zu dem Streifen zu finden. Doch mit Fortdauer des Films wird die Geschichte immer spannender, brutaler und weiß vor allem mit einer grandiosen und authentischen schauspielerischen Leistung der Hauptdarstellerin zu fesseln. Musik kommt nur sehr spärlich zum Einsatz, es obliegt einzig den Schauspielern, für Atmosphäre zu sorgen.

Zu "menschlicher" Priklopil

Aufgrund der schon erwähnten zeitlichen Sprünge, die mit teilweise recht harten Schnitten durchgeführt werden, empfiehlt es sich, vor dem Kinobesuch das Buch, auf dem der Film basiert, zu lesen. Denn auch inhaltlich weicht "3096 Tage" von der von Natascha Kampusch verfassten Biographie leicht ab.

Einer der Hauptkritikpunkte am ansonsten sehr gut inszenierten Film ist die Darstellung von Wolfgang Priklopil. Viele Zuseher waren nach der Premiere überrascht darüber, dass der Entführer "zu weich", "zu menschlich" porträtiert worden ist. Aufgund der von ihm begangenen Tat hätte sich eine Zuseherin eine "dämonisierendere Darstellung" erwartet.

Mitleid unerwünscht

"Ich glaube, dass Natascha kein Mitleid haben möchte und dass die Leute sie jetzt einfach auch besser verstehen werden. Für sie ist das eine Art Therapie", so Sängerin Missy May. "Sie ist stark und voller Kraft!", meinte "Priklopil"-Darsteller Thure Lindhardt bewundernd.

Das Biopic bricht auch mit einem letzten Tabu – dem sexuellen Missbrauch. Auf diese Filmszenen hatte Natscha angeblich keinen Einfluss, trotzdem attestieren ihr Kritiker Sensationslüsternheit. Wohl auch, weil sie seit Wochen für "3096 Tage" wirbt. Der Film ist aber auf jeden Fall zu empfehlen, da er vor allem durch Antonia Campell-Hughes Darstellung von Natascha Kampusch ein beklemmendes Bild des Martyriums zeichnet.

Natascha kam nur kurz und schwieg

Natascha selbst erschien mit starrer Miene, ließ das Blitzlichtgewitter über sich ergehen, um dann gleich wieder im eigens für sie und ihre Entourage bereitgestellten Kinosaal 5 zu verschwinden.

Aber nicht für lange! Total locker und gelöst sah man sie 20 Minuten später Richtung Bar "Coeo" schlendern - Wie ein ganz normales Mädchen.

Bei der Weltpremiere dabei waren die Darsteller Antonia Campbell-Hughes (ältere Natascha), Thure Lindhardt (Priklopil), sowie Produzent Martin Moszkowicz und Regisseurin Sherry Hormann.