Wirtschaft
Wirt zahlt 3.200 Euro netto für Gastro-Job an der Bar
Wegen des akuten Personalmangels werden heimische Hoteliers und Wirte immer kreativer. Mehr Lohn hat sich als echtes "Wundermittel" erwiesen.
In Windeseile fallen europaweit die Corona-Beschränkungen, auch in Österreich gelten seit Montag keinerlei Einreiseregeln mehr. Der Sommer-Reisewelle steht somit nichts mehr im Weg – wäre da nicht der akute Personalmangel.
Wie berichtet, fehlen österreichweit bis zu 25.000 Jobs. Die Arbeiterkammer kritisiert zu niedrige Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen, Hoteliers beklagen sich über das Ausbeuter-Image und beteuern, dass man einfach nicht mehr zahlen könne. "Uns sind die Hände gebunden", so Walter Veit von der Österreichischen Hoteliervereinigung.
Plötzlich 40 Bewerber
Diese Position hat sich offenbar nicht bis zu allen Branchenvertretern des Gastgewerbes durchgesprochen. Stefan Rauter vom Restaurant Francobolli in St. Jakob im Rosental (Bezirk Villach Land) inserierte kurzerhand für eine Barkraft mit einem Gehalt von 3.200 Euro netto. "Ich hatte seit 15 Jahren nicht mehr so viel Bewerber für eine Stelle: Es waren 40 aus ganz Österreich", sagt er zur "Kronen Zeitung".
Darunter war auch ein "Top-Mann", der den Job super hinkriegt. Doch nicht nur das: "Aus den 40 sind auch noch andere übrig geblieben, die sich für andere Bereiche als geeignet erwiesen haben." Insgesamt fünf neue Leute konnte er so einstellen, nun fehlen nur noch zwei Köche, ein Pizzakoch und ein Abwäscher, sagt er zur "Krone".
Gehaltserhöhung für alle...
Damit sich die anderen Angestellten nicht benachteiligt fühlen, hat er allen freiwillig eine Gehaltserhöhung angeboten. Von Branchenkollegen sei er hingegen kritisiert und sogar beschimpft worden. Darauf reagiert der Kärntner aber gelassen: "Man kann die Augen zumachen – oder was tun."
Zur Zeit seien Lohnerhöhungen einfach das beste Mittel. Das alleine reiche aber nicht aus – "man muss auch einen sozialen, menschlichen Arbeitsplatz schaffen."
Die Gewerkschaft sieht darin den Beweis, "dass der Beschäftigtenmangel im heimischen Tourismus hausgemacht ist und dass es auch besser geht", so Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus in der Gewerkschaft vida. "Befremdlich und unverständlich ist allerdings, dass der Gastronom laut Krone-Bericht von Branchenkollegen dafür kritisiert und teilweise sogar beschimpft wurde."
Nichts anderes fordere die Gewerkschaft seit Jahren als Mittel gegen den Beschäftigtenmangel, um die Branche für Arbeitskräfte wieder attraktiver zu machen. "Es wäre begrüßenswert, würden mehr Gastronomen diesem guten Beispiel aus Kärnten folgen und würden auch die Arbeitgebervertreter diese Zeichen der Zeit bei den Kollektivvertragsverhandlungen endlich erkennen. Dann würde einem Erfolg des heimischen Tourismus nichts mehr im Weg stehen", ist Tusch überzeugt.
...oder Lehrlinge aus Spanien
Sich etwas einfallen lassen hat auch ein Salzburger Hotelier, der sich im "Ö1"-Morgenjournal über den schlechten Ruf der Branche beschwert. Viele würden das Arbeiten am Wochenende sogar schätzen. "Wir kämpfen ein wenig mit dem Image", viele der Vorwürfe würden aber einfach nicht mehr stimmen.
Zehn Mitarbeiter würden im aktuell fehlen. Die Suche in Österreich sei "hoffnungslos", heißt es auf "Ö1". Deswegen wurden Mitarbeiter in Spanien angeworben. "Wir haben schon spanische Mitarbeiter bei uns, wir haben einen spanischen Betriebsleiter, über diese Verbindungen war Spanien naheliegend." Dazu komme, dass Spanien eine extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit hat. Acht Lehrlinge sind nun im Betrieb.