Wien
Junges Ehepaar aus NÖ hat nach Impfung keine Antikörper
Raffaela M. und ihr Mann Martin (beide 30) wurden Ende Juli mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft. Beide haben jedoch keine Antikörper.
Geimpft und (wahrscheinlich) doch nicht geschützt: Raffaela M. und ihr Mann Martin (beide 30 Jahre) ließen sich am 28. Juli im Austria Center Vienna mit dem Einmal-Vakzin von Johnson & Johnson impfen: "Das war im Rahmen einer betrieblichen Impfung durch die Stadtwerke, wo mein Mann arbeitet. Wir waren beide sehr froh, dass wir die Impfung bekommen haben", meint Raffaela M.
Um auch wirklich sicher zu sein, dass sie beide immunisiert sind, ließ das Paar aus Gerasdorf bei Wien (NÖ) einen Antikörper-Test machen – bei unterschiedlichen Instituten: "Das Ergebnis war leider erschreckend. Ich habe einen Wert von 1, mein Mann 8. Aber erst ab einem Wert von 15 wirken angeblich die Antikörper. Es ist so, als wäre ich gar nicht geimpft worden. Sogar meine Mama, die Immunsuppressiva nimmt, hat 400 Antikörper. Ich bin jetzt praktisch wie ein Ungeimpfter, komme aber mit meinem Impfpass überall hinein", erklärt die 30-Jährige.
„"Mein Mann und ich sind jung und gesund – trotzdem haben wir beide keine Antikörper" - Raffaela M. (30)“
Eigenartig: "Ich habe keine Antikörper, obwohl mein Körper ziemlich stark auf die Impfung reagiert hat. Ich hatte über 40 Grad Fieber und blaue Flecken an der Hand. Auch sonst gibt es eigentlich keinen Grund: Ich und mein Mann sind beide jung und gesund", so Raffaela M.
Ein erstes Gespräch mit dem Hausarzt brachte nicht wirklich Licht ins Dunkel: "Er meinte, er muss sich erst umhören. Die Ursachen, warum wir keine Antikörper haben, können vielfältig sein. Die Charge könnte etwas gehabt haben, vielleicht wurde der Impfstoff falsch geschüttelt oder wir reagieren einfach beide nicht darauf. Er hat uns dazu geraten, uns nochmal mit Pfizer impfen zu lassen", erklärt die 30-Jährige.
Kein Schutz trotz Impfung?
Was die Niederösterreicherin besonders ärgert: "Niemand konnte mir weiterhelfen, keiner fühlte sich zuständig. Ich habe mich ans Gesundheitsministerium gewendet, doch da hieß es nur 'Wir kennen uns nicht aus. Wir wissen davon nichts.' Dann habe ich bei 1450 angerufen, die haben mich ans Austria Center weiterverbunden. Dort meinte man, 'Wir sind keine Mediziner. Wir können Ihnen nicht weiterhelfen.'"
"Heute" fragte bei Lukas Weseslindtner, Forscher am Zentrum für Virologie der MedUni Wien, nach: "Grundsätzlich halte ich Antikörper-Tests für sehr fraglich. Wenn das Antikörper-Ergebnis negativ ist, kann es sein, dass kein Schutz gegen das Virus vorliegt, es muss aber nicht sein."
Dritter Shot für Johnson-Geimpfte
Dass kein Schutz vorliegt, kommt laut Weseslindtner beim Vakzin von Johnson & Johnson häufiger vor: "Und zwar nicht nur bei Patienten, die Immunsuppressiva nehmen, sondern auch bei gesunden und jungen Menschen. Die Schutzrate liegt bei diesem Impfstoff nur bei etwa 70 %. Das ist auch der Grund, warum J&J-Geimpfte nun bei der dritten Impfung vorgezogen werden. Ich rate dem Ehepaar M. auf jeden Fall jetzt zu einer Impfung mit einem rMNA-Vakzin", so Weseslindtner.
Dass das nämliche Vakzin gegen die Delta-Variante nicht ausreichend schützen dürfte, belegen weitere "Heute"-Recherchen. Diesen zufolge infizierten sich unlängst auch mehrere Kicker eines Bundesligisten, die zuvor auf das als "Club-Impfstoff" propagierte Johnson & Johnson gesetzt hatten, mit dem Virus.