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Junges Business-Paar kauft Avatare um 29.000 Euro
Mit dem Hype um virtuelle Kleider und Kunst lässt sich Geld verdienen. Jetzt machen auch die großen Brands wie Louis Vuitton und Nike bei NFTs mit.
Digitale Kunst und virtuelle Kleider boomen dank Non-Fungible-Tokens (NFT). Mit diesen lassen sich die Bilder und Dateien mit einer digitalen Signatur versehen. Damit sind sie einzigartig und können entsprechend teuer verkauft werden. Das Prinzip funktioniert wie beim Bitcoin auf der Blockchain und ist mittlerweile ebenfalls ein Milliardengeschäft.
Louis Vuitton, Burberry – immer mehr Firmen entdecken die Non-Fungible-Tokens. Auch Ex-US-First-Lady Melania Trump ging unter die Kunsthändler und verkauft NFTs. Meisterfälscher Wolfgang Beltracchi macht ebenfalls digitale Kunstwerke und verdient Millionen damit. Das teuerste NFT-Werk überhaupt ist eine Zusammenstellung von 5.000 Bildern für 69 Millionen Dollar (weitere Beispiele in der Bildergalerie).
"Aliens gibt es nicht unter einer Million"
Ebenfalls einiges investiert hat das Unternehmerpärchen Yaël Meier und Jo Dietrich. Sie zahlten 29.000 Euro für zwei Avatare vom Start-up RTFKT Studios. Mittlerweile sind ihre digitalen Figuren "mindestens doppelt so teuer", sagt Meier zu "20 Minuten". Denn kurz darauf kaufte US-Hersteller Nike das Studio aus dem Fashion-Gaming-Bereich. Der Wert solcher Objekte kann aber auch fallen.
Die seltensten Avatare können noch viel teurer sein. "Aliens gibt es nicht unter einer Million", sagt Dietrich. Die virtuelle Welt im Metaverse werde solche Investitionen in Zukunft völlig normal machen. "Die Leute verbringen viel Zeit online und es ist ihnen wichtig, wie sie dort wahrgenommen werden. Sie wollen sich individuell ausdrücken, so wie mit den Skins und Outfits in 'Fortnite'", so Meier.
"In Zukunft werden alle im Metaverse sein"
Mit ihrer Firma Zeam beraten sie Unternehmen, wie diese am besten mit Jugendlichen kommunizieren können. "Wer Junge ansprechen will, muss im Metaverse sein, in Zukunft werden alle dort sein", sagt Dietrich. Die Avatare sollen ihre Vertretung im virtuellen Leben sein. Diese warten in digitalen Büros auf Kundinnen und Kunden, die sie etwa per Zoom-Call empfangen können.
Derzeit seien die Möglichkeiten mit den Avataren noch beschränkt. Doch in Zukunft könnten die digitalen Figuren laut Dietrich etwa an einer Mischform aus virtuellem und realem Event als Sprecher auftreten.
Digitale Statussymbole werden wichtiger als die realen Dinge
"Diese Avatare sind eines der heißesten NFT-Projekte", sagt auch der Blockchain-Experte Daniel Diemers zu "20 Minuten". Bisher sei es bei NFTs um schöne Bilder oder um Games gegangen, doch jetzt kämen immer mehr Möglichkeiten dazu, was die großen Brands anlocke.
Angetrieben werden sie durch das Silicon Valley. "Microsoft-Chef Satya Nadella und Facebook-Chef Mark Zuckerberg haben den Hype noch verstärkt, weil sie so stark aufs Metaverse setzen", sagt der Start-up-Coach und Co-Gründer der Technologiefirma SNGLR Group. Facebook benannte sich gar in Meta um. Jetzt wollen alle dabei sein.
"Das virtuelle Zuhause ist für Fashion- und Luxusfirmen spannend", sagt Diemers. Schließlich wolle man bei einem wichtigen Event gut aussehen, auch wenn er nur digital stattfindet. "Umfragen haben gezeigt, dass Statussymbole wie ein Sneaker vor allem für junge Leute in Zukunft im virtuellen Leben als NFT wichtiger sein wird als ein echtes Paar Sportschuhe", so Diemers.
Allerdings gibt es wie zuvor bei Kryptowährungen Bedenken, dass mit NFTs Geldwäsche betrieben wird. Außerdem sind die technischen Hürden noch hoch. So braucht es etwa fürs Aufbewahren von NFTs technisches Wissen, sagt Diemers. Außerdem lassen sich die meisten NFTs nur mit der Krypto-Währung Ethereum bezahlen. "Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis man mit Kreditkarte auch Krypto zahlen kann", so Diemers.
Gefahren bei Kryptowährungen
Auch bei Kryptowährungen gibt es Gefahren. So kommt man nicht mehr ans Geld, wenn das Passwort verloren geht. Aber auch wenn die Börse gehackt wird, an der Bitcoin gehandelt wird, verliert man sein Geld, sagt Bankenprofessor Urs Birchler. Die allgemeine Regel sei, nichts zu kaufen, was man nicht versteht. "Wenn ich das als junger Mensch entscheiden müsste, gäbe es nur eine Antwort: Investieren Sie es in Bildung. Diese hat man ein Leben lang", so Birchler.