Nach Autounfall

Johanna (26): "Ich bin aufgewacht und war amputiert"

Sie saß im Auto von Vorarlberg nach Wien, um dort ihr neues zu Leben beginnen. Doch ein Crash mit einem LKW veränderte alles für Johanna U.

Sandra Kartik
Johanna (26): "Ich bin aufgewacht und war amputiert"
Johanna U. hat nach einem Autounfall den rechten Unterschenkel verloren. Im Buch "Reset" zeigt sie, dass das kein Grund ist, sich zu verstecken.
Günter Valda/AUVA, iStock

Ihre Vorfreude war groß, als Johanna U. in einem Kleintransporter vom Ländle Richtung Wien aufbrach. Es war Ferienbeginn, eine Verwandte saß am Steuer, sie am Fenster und ihr Freund, mit dem die Vorarlbergerin in Wien ein neues Leben beginnen wollte, war in der Mitte. Kurz vor Amstetten (NÖ) nickte die junge Frau ein und bekam nicht mit, wie der Wagen wenig später mit einem LKW zusammenkrachte und ihr Leben für immer verändern sollte.

"Ich bin im AUVA-Krankenhaus in Linz aufgewacht und war amputiert", blickt die 26-Jährige im "Heute"-Gespräch auf den schicksalshaften Tag zurück. Drei Tage lang war Johanna U. nach dem Unfall im künstlichen Tiefschlaf. Sie hatte einen offenen Unterschenkelbruch auf der rechten Seite und zahlreiche Weichteil-Verletzungen im Bein. "Ich habe nicht mitbekommen, was passiert ist, wie es ausgesehen hat und wie schlimm es eigentlich war", erzählt sie auch im neuen Buch "Reset." Günter Valda, Fotograf und Krankenpfleger im AUVA-Traumazentrum Meidling, zeigt in dem berührenden Werk starke Bilder von Johanna U. und anderen Patienten, die Bein, Fuß oder Arm verloren haben und sich damit nicht verstecken wollen.

"Ich habe wieder zu gehen gelernt"

"Ich habe ein Bild vor mir, wie mein Papa und meine Schwester auf meinem Spitalsbett liegen. Sie waren so traurig und bestürzt", schildert sie das harte Erwachen. In den ersten Tagen musste der Arzt Johanna U. immer wieder daran erinnern, was ihr passiert war. Ihr Hirn versuchte das Erlebte zu verdrängen. "Ich habe mich dann aber recht schnell damit abgefunden, dass ich amputiert wurde." Nach einem Monat auf der Intensivstation und vier weiteren Wochen im Krankenhaus in Linz ging es für die Vorarlbergerin zur Reha in die Steiermark. Dort fasst sie endgültig Mut: "Ich hatte ganz tolle Therapeuten. Ich habe dort meine Prothese bekommen und wieder zu gehen gelernt."

Die ehemalige Leistungssportlerin schöpfte wieder Hoffnung und konnte ihr neues Leben in Wien beginnen, wenn auch anders, als geplant. "Ich habe am Anfang viel gelesen, um mich abzulenken. Man wird eh dauernd daran erinnert, dass man was Schlimmes erlebt hat. Durch die Bücher bin ich in eine andere Welt abgetaucht."

Im ersten halben Jahr nach dem Unfall musste die 26-Jährige sich noch mit einem Gehstock behelfen. Ihr Architektur-Studium hat sie nie begonnen, stattdessen will sie Physiotherapeutin werden. Ihr Freund, der den Unfall glimpflich überstanden hat, ist heute nicht mehr mit ihr zusammen. Vier Jahre nach dem Crash hat Johanna U. den Verlust ihres Unterschenkels und ihres alten Lebenstraums überwunden, sagt sie mit Nachdruck. "Mir geht’s sehr gut. Ich hatte großes Glück, der Unfall hätte ganz anders ausgehen können." Mit ihren Bildern will sie auch anderen Betroffenen Mut machen. "Mich hat die Amputation als Person nicht verändert. Die Fotos zeigen: es geht doch auch so."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Johanna U. erlitt bei einem Autounfall auf dem Weg nach Wien schwere Verletzungen und wachte im Krankenhaus ohne Unterschenkel auf.
    • Trotz der anfänglichen Herausforderungen und einem langen Rehabilitationsprozess hat sie sich mit ihrem Schicksal arrangiert und möchte nun anderen Betroffenen Mut machen, indem sie zeigt, dass ein erfülltes Leben auch nach solch einem Schicksalsschlag möglich ist.
    sk
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