Schuldirektor warnt – "Lehrermangel wird schlimmer"

Kleider machen Leute – und Probleme: Erst kürzlich sorgten neue Bekleidungsvorschriften in der privaten Mittelschule St. Ursula in Klagenfurt im gesamten Land für Aufregung. In einem Brief wurden Eltern darauf aufmerksam gemacht, dass ihre Kinder "ordentlich bekleidet" zum Unterricht erscheinen sollen: "Keine Jogginghosen, Hotpants, Leggings, keine zu kurzen, beziehungsweise bauchfreien Shirts oder Shirts mit Spaghetti-Trägern, etc. Für Röcke und kurze Hosen gilt: nicht kürzer als eine Handbreit über dem Knie".

"Lehrermangel wird sich verschärfen"

Seit einigen Tagen drücken Heranwachsende wieder die Schulbank. Die Probleme sind über die Sommerferien nicht weniger geworden.

Seit vier Jahren leitet der 42-Jährige als Direktor die Linzer Nachmittagsschule (NMS) 11 Khevenhüllerstraße. Haas weiß, wovon er spricht: Fünf Jahre hat er selbst an dieser Schule unterrichtet. 285 Schüler besuchen die Bildungseinrichtung, in der 40 Lehrer und sieben Betreuungspersonen arbeiten. Welche Themen bewegen den Schulleiter derzeit am meisten? Wir sprachen mit ihm über...

"Seit der letzten Ferienwoche suchen wir einen Lehrer, morgen stellt sich ein Student vor. Verglichen mit anderen Einrichtungen sind wir noch in einer glücklichen Situation. Ich kenne Kollegen, die drei bis vier Lehrer suchen. Derzeit müssen die anderen Lehrkräfte Überstunden leisten, um die fehlende Stelle auszugleichen."

"Wenn wir keinen finden sollten, könnte es im Winter bei Krankenständen problematisch werden. Um eine Zahl zu nennen: In den kommenden fünf Jahren werden an unserer Schule durch Pensionierungen rund sechs Stellen frei."

"Oft stelle ich fest, dass neuen Lehrkräften ihre Work-Life-Balance wichtig ist. Einige wollen nicht Vollzeit tätig sein, sie suchen flexible Arbeitszeiten. Das geht bei uns aber nicht, denn wir sind eine Ganztagsschule mit Nachmittagsbetreuung."

"An unserer Schule arbeiten momentan drei Quereinsteiger. Zwei davon kommen aus der Privatwirtschaft, einer wurde von der Bildungsinitiative "Teach for Austria" vermittelt. Außerdem sind bei uns zwei Studenten beschäftigt, die sehr motiviert sind. Sie unterrichten parallel zu ihrem Lehramtsstudium."

"Es gibt immer mehr Herausforderungen für einen Lehrer: Das Verhalten mancher Schüler, neue technische Möglichkeiten. Die Digitalisierung schreitet schnell voran, es ist schwer, das im Unterricht einzubinden. Ein Lehrer übernimmt heute viele Rollen, immer öfter ist er Mutter- und Vater-Ersatz. Vieles wird auf die Schule abgewälzt, etwa die Erziehungsarbeit."

"Natürlich ist Gehalt für jeden Beschäftigten ein wichtiges Thema, aber das ist nicht der Hauptpunkt. Meine zentrale Forderung: Um den Beruf des Erziehers attraktiver zu gestalten, sollte das sechsjährige Lehramtsstudium verkürzt werden. Denn gerade in Zeiten des Lehrermangels ist es nicht sinnvoll, wenn dieses Studium so lange dauert. Viele Studenten sagen mir auch, dass sie sich eine Verkürzung wünschen." 

"Das war bei uns natürlich auch ein Thema. Aber es gibt kein Problem damit, das funktioniert ganz gut. Jogginghosen und zerrissene Jeans sind zum Beispiel nicht erwünscht. Unsere Schüler sollen ordentliche Alltagskleidung tragen. Die konkreten Vorschriften stehen in unserer Hausordnung, die die Eltern unterschrieben haben."