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Gibt's ein Obama-Comeback im Weißen Haus?
Der demokratische Präsidentschaftsanwärter Joe Biden hat in einem Interview verraten, wen er im Wahlkampf am liebsten an seiner Seite hätte. Ist das realistisch?
In einem Interview am Montagabend schwärmte Joe Biden, der faktische feststehende Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten von der Frau, mit der er am liebsten das Rennen um die Präsidentschaft bestreiten würde und wer seine erste Wahl als Vizepräsidentin wäre: Michelle Obama, die ehemalige First Lady. "Ich würde sie sofort nehmen. Sie ist brilliant und kennt sich aus. Sie ist eine großartige Frau. Die Obamas sind gute Freunde", so Biden im Interview mit CBS Pittsburgh.
Biden hat seit jeher klar gemacht, dass er für die Demokraten eine Frau ins Rennen um das Amt des Vizepräsidenten schicken wolle. Insofern wäre Michelle Obama eine naheliegende Wahl: Nicht nur unter den demokratischen Wählern ist sie enorm beliebt: 2018 und 2019 war Michelle Obama gemäß Gallup-Umfragen die meist bewunderte Frau Amerikas, ihre Biografie "Becoming" war laut CNN über zehn Millionen Mal verkauft worden und sie engagiert sich auch nach ihrer Zeit als First Lady stark politisch. Es sei deswegen klar: "Es gibt keine Person im ganzen Land, die Bidens Chancen auf einen Sieg mehr erhöhen würde als Michelle Obama."
Szenario eher unwahrscheinlich
Die einzige, die dieser erfolgsversprechenden Wahl zur Vice einen Strich durch die Rechnung ziehen könnte, ist Michelle Obama selbst. Und es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie genau dies auch tun wird: solchen Spekulationen ein Ende machen. Denn nicht nur in ihrer Biografie hat die 56-Jährige schwarz auf weiß festgehalten: "Ich will mich nicht für ein Amt zur Verfügung stellen. Niemals." Letztes Jahr wiederholte sie dies in einem Interview mit Moderator Conan O'Brien und fügte an, sie wolle keine politische Führungsrolle einnehmen, denn man könne das Leben "nicht durch eine getönte Scheibe einer Limousine" erleben.
Selbst Biden musste einräumen, dass die Kandidatur Michelle Obamas als sein Vize unrealistisch ist: "Sie hat keinerlei Verlangen danach, wieder in der Nähe des Weißen Hauses zu wohnen", sagte er im Interview vom Montag.
Allerdings habe auch Michelles Ehemann Barack einst keinerlei Interesse daran gezeigt, 2008 ins das Rennen um die Präsidentschaft einzusteigen, bevor er sich dann doch anders entschied, schreibt CNN. So sei eine Vizepräsidentschaftskandidatin Obama wohl unwahrscheinlich, aber noch nicht ganz ausgeschlossen. Denn: Wenn Biden argumentierte, dass man nur zusammen die Präsidentschaft von Donald Trump beenden könne, gäbe es zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass sich Michelle umentscheiden würde – aber eben: "Die Chance dafür sind so hoch wie ein Tanzauftritt im Bolshoi Theater."