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"Joe Biden hat den Befehl gegeben, Erdogan zu stürzen"
Nach 20 Jahren an der Macht bangt der türkische Präsident am Sonntag nun um sein Amt. Am Samstag warf er dem US-Staatsoberhaupt Umsturzabsichten vor.
Am Sonntag finden nicht nur Parlamentswahlen in der Türkei statt, auch der Präsidentenposten wird neu gewählt. Der sozialdemokratische Herausforderer des Langzeit-Staatsoberhaupts Recep Tayyip Erdogan, Kemal Kilicdaroglu, liegt in den Umfragen knapp vorne. Im Wahlkampfendspurt am Samstag war Erdogan der Opposition nun vor, ihn mithilfe der USA stürzen zu wollen: "Biden hat den Befehl gegeben, Erdogan zu stürzen, das weiß ich. Alle meine Leute wissen das", so der 69-Jährige bei einer Kundgebung in Istanbul.
Belege für die Behauptungen hatte er nicht parat. Herausforderer Kilicdaroglu verzichtete am Vortag der "Schicksalswahl" auf Wahlkampfveranstaltungen. Er besuchte lediglich das Mausoleum von Kemal Atatürk, dem Gründer der modernen Türkei.
Die Atmosphäre vor der Wahl in der Türkei wurde zuletzt immer angespannter. Wegen der medialen Übermacht der Regierung gilt der Wahlkampf als unfair. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Türkei sind entsprechend riesig: Laut Angaben des Innenministers sind am Sonntag 601.000 Sicherheitsbeamte im Einsatz.
Erdogans aggressive Kampagne
Bestimmendes Wahlkampf-Thema war vor allem die schlechte wirtschaftliche Lage mitsamt massiver Inflation. Erdogan versprach unter anderem eine Anhebung von Beamtengehältern und weitere Investitionen in die Rüstungsindustrie. Er führte eine aggressive Kampagne, beschimpfte die Opposition als "Terroristen" und äußerte sich feindlich gegenüber lesbischen, schwulen und queeren Menschen.
Kilicdaroglu hingegen warb intensiv um Jungwähler und wird mittlerweile auch von der kurdischen HDP explizit unterstützt, während die Grünen ebenso in seine Richtung tendieren. Er versprach unter anderem kostenlosen Internetzugang und eine Abschaffung der Steuer auf Handys. Seine Allianz hat außerdem versprochen, Rechte und Freiheiten der Bürgerinnen und Bürger zu stärken und eine eher konventionelle Wirtschaftspolitik zu betreiben.
Opposition wirft Russland indirekt Einmischung vor
Während Erdogang Einmischung aus den USA ortet, wirft Kilicdaroglu Russland indirekt vor, sich in den Wahlprozess in der Türkei einzumischen. "Wenn Sie unsere Freundschaft nach dem 15. Mai fortsetzen wollen, lassen Sie die Finger vom türkischen Staat. Wir stehen weiterhin für Zusammenarbeit und Freundschaft", twitterte der Präsidentschaftskandidat.
Der Kreml weist die Vorwürfe zurück. Putin-Sprecher Dmitri Peskow teilte mit, dass Russland die Wahl des türkischen Volkes respektieren werde.