Wien

1.350 Arbeitslose gingen im Rathaus auf Jobsuche

Karl C. (53) hat lange im sozialen Bereich gearbeitet – auch mit Flüchtlingen. Am Mittwoch war er einer von vielen Besuchern der Jobmesse 50plus.

Heute Redaktion
Karl C. (53, Name geändert) ist einer der 141.044 Wiener, die eine Arbeit suchen
Karl C. (53, Name geändert) ist einer der 141.044 Wiener, die eine Arbeit suchen
Sabine Hertel

Karl C. (53, Name geändert) ist einer der 141.044 Wiener, die eine Arbeit suchen beziehungsweise beim AMS gemeldet sind. Am Mittwoch folgte er der Einladung des AMS zur Jobmesse 50plus im Wiener Rathaus (Wien City). Er hat sehr viel und sehr vielseitige Berufserfahrung. Aber keine Berufsausbildung. Damit gehört er zur größten Gruppe der Arbeitssuchenden in Wien. Rund die Hälfte der Langzeitarbeitslosen hat keinen Berufsabschluss. 

"Seit drei Jahren suche ich", sagt er im Gespräch mit "Heute" bei der Jobmesse 50plus am Mittwochvormittag. Er habe lange Zeit im Sozialbereich gearbeitet. Erfahrung in der Lagerlogistik bringe er auch mit. Auch in der Flüchtlingsarbeit hat er Berufserfahrung und in diesem oder einem anderen sozialen Metier würde er gern wieder aktiv werden.

"Möchte am liebsten gleich anfangen, zu arbeiten"

Die Einladung zur Messe hat Karl C. vom AMS erhalten. Gern hat er die Einladung angenommen. Was wäre sein Traum beim Besuch der Messe? "Hier sofort einen Job zu finden und gleich anfangen zu arbeiten", sagt er. 

Für die Arbeitslosen in Wien ist das Alter entscheidend. Statistisch gesehen, benötigt ein arbeitsloser Mensch unter 26 Jahren 60 Tage, bis er eine neue Stelle hat. Für die Gruppe zwischen 25 und 49 dauert es meist um die 197 Tage, bis ein neuer Job gefunden ist. Und bei den Menschen über 50 vergehen 348 Tage, bis eine neue Stelle angetreten werden kann. Auch Hochqualifizierte suchen oft lange nach einem Job:

"Altersdiskrimierung muss ein Ende nehmen"

"Ohne die Förderung durch die Joboffensive 50plus geben Betriebe vielen (über 50) die Chance auf Beschäftigung nicht. Ich hoffe, das diese Altersdiskriminierung am Arbeitsmarkt endlich ein Ende nimmt", so Alexander Juen, stellvertretender Waff-Geschäftsführer zur Eröffnung der Jobmesse der Joboffensive 50plus.

Von den Wiener Arbeitslosen über 50 Jahren würden immerhin 30 Prozent erwerbslos in die Pension gehen, sagte Alexander Juen am Mittwoch.  Das muss nicht sein. Bei den Langzeitarbeitslosen über 50, die an der Joboffensive teilgenommen haben, waren nämlich stolze 85 Prozent nach einem Jahr in einem stabilen Beschäftigungsverhältnis. Wie funktioniert das?

Millionen Euro die gut investiert sind

Die Joboffensive funktioniert so, dass die Lohnkosten von Unternehmen, die einen über 50-Jährigen einstellen, vier Monate lang vollständig und anschließend vier Monate zu zwei Dritteln übernommen werden. Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) findet: "Die hohe Zahl der beschäftigten über 50-jährigen Wiener*innen zeigt, dass die Joboffensive 50plus eine sehr wirksame Unterstützung ist. Hier sind die 46,4 Millionen Euro, die die Stadt Wien seit Beginn im Herbst 2019 für das Programm bereitstellt, gut investiert."

Peter Hanke: "Wir wollen hier Angebot und Nachfrage zusammenbringen. Ich wünsche allen, die heute hier sind, dass sie das perfekte Match finden.“
Peter Hanke: "Wir wollen hier Angebot und Nachfrage zusammenbringen. Ich wünsche allen, die heute hier sind, dass sie das perfekte Match finden.“
Sabine Hertel

Die Joboffensive ist eine Kooperation der Stadt Wien, des AMS und des Waff. Seit Beginn der Offensive 2019 konnten 2.219 Langzeitarbeitslose über 50 Jahren wieder eine Arbeit finden, das sind 85 Prozent der Teilnehmer der Joboffensive. So wurden 837 Arbeitssuchende von privaten Firmen eingestellt, 700 von gemeinnützigen Unternehmen und 682 im kommunalen Bereich. (In der Vergleichsgruppe, die ohne Joboffensive Arbeit suchte, fanden im selben Zeitraum nur 18 Prozent eine Arbeit.)

Das perfekte Match im Rathaus finden

Damit diese lange Zeit zwischen Jobs verkürzt wird, wünschte Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) zur Eröffnung der Jobmesse: "Wir wollen hier Angebot und Nachfrage zusammenbringen. Ich wünsche allen, die heute hier sind, dass sie das perfekte Match finden“. Und Waff-Chef Alexander Juen ergänzte. "Wir haben hier den roten Teppich ausgerollt für Menschen, die es nicht so leicht haben. Das Rathaus ist eine schöne, wertschätzende Location, um sich zu bewerben und um neue Kontakte zu knüpfen." 

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