Wirtschaft
Jetzt fordert selbst "Mister Billa" Preis-Senkungen
Sowas hört man nicht oft, doch nun scheinen die immer weiter steigenden Preise selbst den Supermärkten zu hoch zu werden. Ein Chef spricht Klartext.
Monat für Monat gehen die Teuerungen in Österreich weiter und bei Kosten von mehr als 100 Euro für einen ganz normalen Einkauf fragen sich immer mehr Österreicher, wie sie sich überhaupt noch Lebensmittel leisten sollen. Die Bundesregierung versucht weiter, mit Geldboni das Problem anzugehen, direkte Markt- und Steuereingriffe lehnt man aber seit Beginn der Kosten-Krise vehement ab. Doch nun spricht sich selbst ein Supermarkt-Boss für einen solchen Schritt aus. Sollte eine Mehrwertsteuersenkung kommen, dann gibt es sogar ein Versprechen von Rewe-Chef Marcel Haraszti.
"Was die Politik verstehen sollte"
Haraszti, Chef von Billa, Billa Plus, Bipa und Adeg und oft auch als "Mister Billa" betitelt, sagt zur "Krone": "Ich bin für eine Senkung nach dem deutschen Modell, permanent auf sieben Prozent. Was die Politik verstehen sollte: Wir wollen Maßnahmen, die unseren Kunden einen Mehrwert bringen. Die Mehrwertsteuersenkung wäre ein Mehrwert." Und dann sein Versprechen, diese Preissenkung an die Kunden weiterzugeben: "Ja, das garantieren wir, und wir würden es auch transparent darstellen." Er fühle sich als "Buhmann", dabei sei die Branche beim Lebensmittelgipfel "nicht einmal angehört" worden.
Generell sei es "eine grobe Falschdarstellung", dass der Lebensmittelhandel ein großer Krisengewinner sei. "Dass die Regierung uns so darstellt, weisen wir auf das Schärfste zurück", so Haraszti. Alle Firmen in der Branche hätten große Gewinneinbrüche, trotzdem habe man ohne Unterstützung der Regierung und im Gegensatz zu ihr immer im Sinne der Kunden gehandelt– und sei auf den gestiegenen Mieten und Energiekosten sitzengeblieben. Knallhart verneint "Mister Billa" zudem die Frage, ob er manchmal heimlich bei Spar einkaufe – das tue er "prinzipiell" nur im eigenen Haus.
Seit 2016 Rewe-Chef in Österreich
Der Rewe-Österreich-Chef, der 2016 die Agenden übernommen hatte, wurde im September 1975 in Wien geboren. Seine Eltern kamen 1956 ins Land, in jenem Jahr also, als die Sowjets den ungarischen Volksaufstand blutig niederschlugen. Der neue Job beendete für Haraszti ein 15-jähriges "Nomadentum", das ihn in die Ukraine (Billa), nach Rumänien (Billa), Litauen und Lettland (IKI) sowie zuletzt zu Rewe Süd nach Bayern führte. Haraszti ist mit einer Litauerin verheiratet. Er hat zwei Kinder (3, 5), ist Austria-Fan, "passionierter passiver Sportler" und lässt den Tag in der Regel um fünf Uhr früh beginnen.