Neue Studie
Jedes achte Skigebiet könnte bald ohne Schnee sein
Tage mit geschlossenen Schneedecken werden in den europäischen Alpen in den nächsten Jahrzehnten immer rarer werden. Das zeigt eine neue Studie.
Je wärmer es wird, desto weniger Schnee gibt es auch – und das ist schlecht für das Ski-Geschäft. Wie sehr dieses zusammenschmelzen wird, zeigt eine neue Analyse der Folgen des Klimawandels für die sieben wichtigsten Wintersportregionen der Welt.
Das Forschungsteam um Doktorandin Veronika Mitterwallner von der Universität Bayreuth sammelte dazu Daten aus den europäischen, japanischen, australischen und neuseeländischen Alpen, den südamerikanischen Anden, sowie den Appalachen und Rocky Mountains in Nordamerika und rechneten diese mit verschiedenen Klimaszenarien bis ins Jahr 2100 gegen.
Bisherige Arbeiten zu der Problematik hätten sich auf einzelne Skigebiete konzentriert. Mit ihrer Studie werden zum ersten Mal eine globale Einschätzung möglich, schreiben die Wissenschaftler. Ihre Ergebnisse haben sie jetzt in der Fachzeitschrift "Plos One" veröffentlicht.
Die gute Nachricht zuerst: Es wird weiterhin Naturschnee geben. Die Schlechte: Nicht mehr überall. In einem von acht Skigebieten könnte die natürliche Schneedecke noch in diesem Jahrhundert komplett verschwinden.
Substantielle Abnahme
"Der Klimawandel verändert die Muster natürlichen Schneefalls erheblich, das hat starke, aber unterschiedliche Folgen für Skigebiete weltweit", sagt Erstautorin Mitterwallner. "In allen großen Skiregionen wird unter jedem bewerteten Emissionsszenario mit einer substantiellen Abnahme der Tage mit natürlicher Schneedecke gerechnet".
13 Prozent der Skigebiete werden ihre natürliche Schneedecke bis zum Ende des Jahrhunderts vollständig verloren haben, wenn von einem hohen Emissionsszenario ausgegangen wird, schreiben die Forscher weiters. Jedes Fünfte werde bis Ende des Jahrhunderts nicht einmal halb so viele Tage mit geschlossener Schneedecke haben. Besonders betroffen wäre davon auch Österreich, denn rund 70 Prozent aller Skigebiete befinden sich in den europäischen Alpen.
Heftige Folgen
Hier zeigen die Zahlen auch deutlich nach unten – wenn auch mit starken Unterschieden zwischen den Klimaszenarien. Im günstigsten Fall, wenn die Erwärmung auf etwa 1,8 Grad über dem vorindustriellen Niveau (SSP1-2.6) beschränkt werden kann, reduziert sich die Zahl der Schneetage über den gesamten Alpenbogen gemittelt von 218 (1981-2010) auf 184 (2071-2100).
Bei einem Szenario mit hohen Emissionen (SSP3-7.0, +3,6 Grad bis 2100) würde die Zahl Ende des Jahrhunderts gar auf 137 Schneetage zusammenschrumpfen.
Die Folgen sind abzusehen: Die Forschenden gehen davon aus, dass der Skitourismus auf Expansion in höhere Lagen und tiefer in die Gebirgsketten hinein drängen wird. Das wird nicht nur zulasten der wirtschaftlichen Rentabilität der Skigebiete gehen.
Durch den erwarteten Ausbau der Infrastruktur in bisher unberührte Naturräume wird auch die empfindliche Biodiversität des Hochgebirges gefährdet. Alpine Pflanzen und Tiere stehen auch ohne diese Zusatzbelastung unter klimabedingtem Stress.