Wirtschaft

"Jahrhundertprozess": Österreicher drohen 15 Jahre Haft

Der gebürtige Wiener und vormalige Wirecard-Chef Markus Braun steht in München vor Gericht. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Leo Stempfl
Schon 2022 musste Markus Braun vor dem parlamentarische Untersuchungsausschuss in Deutschland aussagen.
Schon 2022 musste Markus Braun vor dem parlamentarische Untersuchungsausschuss in Deutschland aussagen.
REUTERS

Am Donnerstag ist es so weit: In Deutschland startet der "Jahrhundertprozess", wie es im "Handelsblatt" heißt. Es handelt sich um keine geringere Causa als den größten Wirtschaftsskandal der bundesdeutschen Geschichte. Im Zentrum steht dabei ausgerechnet ein Österreicher: Der frühere Vorstandsvorsitzende von Wirecard, Markus Braun.

Hält es das Landgericht München I für erwiesen, was ihm die Staatsanwaltschaft auf der 474 Seiten dicken Anklageschrift vorwirft, drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. Konkret geht es um Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und gewerbsmäßigen Bandenbetrug. Braun sitzt bereits seit 2,5 Jahren in U-Haft, es gilt die Unschuldsvermutung.

Milliarden Euro plötzlich weg

Wir erinnern uns: Noch vor wenigen Jahren war Wirecard das wertvollste Finanzunternehmen Deutschlands, das sich mit der Abwicklung von Zahlungen beschäftigte. Im Sommer 2020 dann der Schock: 1,9 Milliarden Euro fehlten.

Es stellte sich heraus, dass zahlreiche Geschäftsinhalte schlichtweg erfunden worden sein sollen, kreditgebende Banken so um 3,1 Milliarden Euro geschädigt wurden. Wirecard-Aktionäre verloren 24 Milliarden Euro – und gehen selbst im Konkursverfahren leer aus.

Marsalek abgetaucht

Gesicht des Skandals ist jedoch nicht der gebürtige Wiener Markus Braun, der seit 2002 bei Wirecard war, sondern insbesondere der berüchtigte Jan Marsalek. Dieser war als Vorstandskollege für das Asiengeschäft zuständig, das angeblich besonders erfolgreich war.

Seit Aufkommen der Vorwürfe ist er wie vom Erdboden verschluckt, wird per internationalem Haftbefehl gesucht. Braun sieht sich als Opfer einer Bande um Marsalek, heißt es auf "orf.at". Wegen des Verdachts, Marsalekt bei der Flucht geholfen zu haben, wurden vergangenes Jahr in Österreich ein hoher BVT-Beamter und ein ehemaliger FPÖ-Abgeordneter verhaftet.

Womöglich jahrelange Verhandlung

Mitangeklagt sind Stephan Erffa, der ehemalige Chefbuchhalter von Wirecard und Oliver Bellenhaus, der ehemalige Statthalter des Konzerns in Dubai. Letzterer gilt als Kronzeuge, will umfassend auspacken. Auch er saß zuletzt in Untersuchungshaft.

Der Prozess findet in einem Hochsicherheitsgerichtssaal in München-Stadelheim statt. Mit einem raschen Urteil ist nicht zu rechnen. Mindestens bis Ende 2023 soll verhandelt werden. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. 

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