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Jäger rammt Tiger Arme ins Maul, um sich zu retten

Dmitry Korchevsky wurde in der Wildnis von einem Tiger angefallen: Um zu überleben, musste der 39-Jährige seine Arme opfern. Experten hegen Zweifel.

Heute Redaktion
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Der Sibirische Tiger zählt heute zu den "stark gefährdeten" Spezies. Es soll nur noch etwa 500 Tiere in freier Wildbahn geben. Archivbild
Der Sibirische Tiger zählt heute zu den "stark gefährdeten" Spezies. Es soll nur noch etwa 500 Tiere in freier Wildbahn geben. Archivbild
Bild: Reuters

Ein russischer Jäger hat eine Begegnung mit einem Amurtiger (Panthera tigris altaica) in der sibirischen Wildnis östlich von Wladiwostok schwer verletzt überlebt: Zehn Minuten kämpfte der Mann mit der Großkatze um sein Überleben.

Aus dem Krankenhaus erzählt Dmitry Korchevsky (39) der "Siberian Times" über den Angriff des Tigers. Doch die Behörden zweifeln seine Angaben an und haben eine Untersuchung eingeleitet. Ihre Vermutung: Der 39-Jährige hat das Tier provoziert.

Dem widerspricht der Russe energisch: "Der Tiger war schon von jemandem verwundet worden. Deshalb hat er mich angegriffen, sobald er mich bemerkt hatte."

"Ich habe noch drei Schüsse abgeben können ..."

Er hätte eigentlich seine Zobel (Martes zibellina)-Fallen kontrollieren wollen, als er das Raubtier bemerkte. "Die Großkatze stand sprungbereit unter einer Zeder, etwa fünf Meter von mir entfernt. Ich bin zwei Schritte zurückgetaumelt und habe geschossen. Er sprang mich an und riss an meinen Armen und Kopf", erinnert sich Korchevsky: "Ich habe noch drei Schüsse abgeben können, während er sprang, doch der Tiger hatte selbst lebensgefährlich verletzt noch genug Kraft mich anzugreifen."

"Zehn Minuten hat er an mir herumgekaut. Um mich zu schützen, habe ich meine Arme in sein Maul gestopft, damit er keine Chance hatte mich in den Nacken zu beißen. Mein linker Arm ist so schlimm zerbissen, dass ich ihn weder spüren noch bewegen kann. Der Tiger hat auch meinen rechten Arm im Bereich des Ellbogens erwischt und einen Teil meiner Kopfhaut weggerissen."

"Dann ist der Tiger auf mir verendet. Ich bin unter ihm hervorgeklettert und weggekrochen", schilderte der Jäger. "Ich bin fast zehn Kilometer zu Fuß gegangen, ohne auch nur für eine Minute anzuhalten, aus Angst ich könnte an Blutverlust oder Frostbrand sterben." Als Korchevsky wieder in Reichweite eines Handymastes war, rief er einen Freund zu Hilfe. Der 39-Jährige wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht, wo sich die Ärzte um seine mittelschweren Verletzungen kümmerten.

"Tiger greifen nur an, wenn sie provoziert werden"

Die Jagdbehörde hat Untersuchungen in dem Fall aufgenommen, denn Experten hegen Zweifel an der Geschichte Korchevskys. "Es könnten verschiedene Umstände zusammengespielt haben, aber wir hatten schon lange Zeit keine solche Attacke mehr", weiß Jagdaufseher Dmitry Pankratov: "Tiger sind unglaublich vorsichtig und greifen nur an, wenn sie provoziert werden."

Laut Angaben des 39-Jährigen war die Großkatze schon verletzt, als es ihn attackierte. "Wenn das stimmt, dann war das für den Tiger ein Grund anzugreifen, da diese großen Raubtiere oft versuchen sich an Menschen zu rächen, wenn sie verletzt wurden", erklärt Sergey Aramilev, der Direktor des Amurtiger Zentrums, gegenüber der "Siberian Times": "Trotzdem lässt die Version des Jägers Fragen offen". So hätte ein Mensch normalerweise keine Chance zu flüchten, oder zu schießen, sollte das Tier zuerst angreifen.

Amurtiger werden international als "stark gefährdete" Art eingestuft, da schätzungsweise nur noch um die 500 Exemplare in freier Wildbahn leben. Sie stehen deshalb unter strengem Schutz und dürfen nicht bejagt werden. Anhand der Verletzungen des Jägers und den Wunden des getöteten Tigers versuchen die Experten nun den Unglückshergang zu rekonstruieren.

(rcp)