Augenzeugen berichten 

Jagd auf Juden in Dagestan: Hass-Mob wollte Pässe sehen

Am Sonntagabend hat ein antisemitischer Mob den Hauptstadtflughafen in der Teilrepublik Dagestan gestürmt. Augenzeugen berichten nun von dem Angriff. 

Jagd auf Juden in Dagestan: Hass-Mob wollte Pässe sehen
150 Teilnehmer des Angriffs seien identifiziert worden. 60 konnten bisher festgenommen werden.
AP / picturedesk.com

Nach der Stürmung des Flughafens von Machatschkala im muslimisch geprägtem Nordkaukasus haben die Behörden am Montag ein neues Update gegeben. Unter den mindestens 20 Verletzten sollen Zivilisten sowie neun Einsatzkräfte der Polizei sein. Zwei der Polizisten seien in kritischem Zustand und befinden sich im Spital. Die Passagiere des Flugzeugs sind "an einem sicheren Ort". 

150 Teilnehmer des Angriffs seien identifiziert worden. 60 konnten bisher festgenommen werden. Der Flugplatz wurde vorübergehend geschlossen und ankommende Flugzeuge wurden auf andere Flughäfen umgeleitet, wie die staatliche Flugaufsicht Rosawiazija Tass mitteilte. Später berichtete Rosawiazija, Sicherheitskräfte hätten das Gelände geräumt. Der Flughafen bleibe aber bis zum 6. November geschlossen.

"Sie wollten meinen Reisepass sehen"

Die Menschenmenge war in den Flughafen der Hauptstadt Dagestans eingedrungen, da dort eine Maschine aus Tel Aviv gelandet war, in der angeblich Flüchtlinge aus Israel gesessen haben sollen. Ziel des Mobs war es, die Passagiere zu attackieren. Wie mehrere Medien berichteten, sollen Teile des Mobs auch Autos nach Israelis durchsucht und die Insassen dazu aufgefordert haben, ihre Pässe vorzuzeigen. 

"Auf dem Flughafen befanden sich Hunderte von Menschen. Etwa 50 Männer näherten sich dem Flugzeug und fragten die Passagiere, ob sie Juden seien. Ich sagte nein. Ich bin Russe. Sie wollten meinen Reisepass sehen", beschrieb ein Augenzeuge die Lage am Flughafen. Auch ein Bus, der die Passagiere vom Flugzeug zum Flughafen bringen sollte, wurde von den Männern belagert und an der Weiterfahrt gehindert.

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    Am Sonntagabend hat ein antisemitischer Mob in der Teilrepublik Dagestan Jagd auf Juden gemacht.
    Am Sonntagabend hat ein antisemitischer Mob in der Teilrepublik Dagestan Jagd auf Juden gemacht.
    AP / picturedesk.com

    Auch Familien mit Kleinkindern bedrängt 

    An Bord haben sich auch Familien mit kleinen Kindern befunden, so der Augenzeuge. Weiter ist auf einem Video zu sehen, wie der Pilot eines Flugzeugs die Passagiere davor warnt, die Türen zu öffnen. "Der Mob versucht das Flugzeug zu stürmen, bitte öffnen Sie die Türe nicht", so der Pilot.

    Nach israelischen Angaben befindet sich eine "kleine Zahl von Israelis/Juden" auf dem Flughafen, die derzeit von der Security bewacht werden. Derzeit arbeite man daran, einen Weiterflug nach Moskau zu organisieren. In Russlands muslimisch geprägtem Nordkaukasus kommt es aktuell öfter zu antisemitischen Übergriffen.

    USA verurteilt antisemitische Proteste 

    Der Nationale Sicherheitsrat der USA verurteilte "die antisemitischen Proteste" in Dagestan. "Die USA steht angesichts eines weltweiten Anstiegs des Antisemitismus an der Seite der gesamten jüdischen Gemeinschaft. Es gibt nie eine Entschuldigung oder Rechtfertigung für Antisemitismus", schrieb Sprecherin Adrienne Watson in der Nacht zum Montag auf der Plattform X.

    "Israel nimmt Versuche, israelischen Bürgern und Juden irgendwo zu schaden, sehr ernst" und beobachte die Ereignisse in Dagestan, hieß es in der Mitteilung. Der israelische Botschafter in Russland, Alex Ben Zvi, arbeite mit den russischen Behörden zusammen, "um das Wohlergehen von Juden und Israelis vor Ort zu gewährleisten".

    "Weltweite Schande für Russland"

    Der deutsche Militärexperte Carlo Masala sprach bei "Welt" von einem Pogrom. Der Begriff bezieht sich auf gewalttätige Angriffe der lokalen nicht-jüdischen Bevölkerung auf Juden im Russischen Reich und anderen Ländern. Er sagt: "Das Pogrom hat seinen Nährboden in dem zunehmenden Antisemitismus, den Putin mit Blick auf die Ukraine seit Monaten verbreitet."

    "Es wäre eine weltweite Schande für Russland, wenn das einzige Land, in dem es zu einem echten antijüdischen Pogrom kommt und Juden tatsächlich zu Tode kommen, Russland ist", sagt der kremlnahe Politologe Sergej Markow im TV.

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