30 Minuten pro Tag
IV-Chef Knill – So sollen Österreicher mehr arbeiten
Die Chef der Industriellenvereinigung Georg Knill zeigte am Mittwoch auf, was jetzt nötig ist, um den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken.
Die Industriellenvereinigung (IV) mit ihrem Vorsitzenden Georg Knill warnte am Mittwoch erneut vor der sinkenden Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreich. "Wir sind an einem Kipppunkt angelangt, wo sich viele unserer Kunden Österreich nicht mehr leisten wollen oder können", hieß es dabei von Knill. Demnach hätten die hohen Lohn- und Gehaltsabschlüsse der vergangenen Herbstlohnrunde und die hohen Energiekosten die Produkte verteuert. Dazu kämen dann auch noch die zu hohen Lebenserhaltungskosten.
Schreckgespenst Deindustrialisierung
"Wir sind Steuern- und Abgabenmeister im Vergleich mit Europa. Wir sollten woanders an der Spitze sein." Dabei sehe Knill bereits jetzt eine schleichende Abwanderung einiger Unternehmen aus Österreich. "Das Schreckgespenst heißt Deindustrialisierung, und das bedeutet Wohlstandsverlust." Er forderte erneut eine Senkung der Lohnnebenkosten und Reformen im Bereich Arbeit, Bildung, Bürokratie und Pensionen. Dadurch soll Österreich wieder wettbewerbsfähiger gemacht werden und einer weiteren Abwanderung der Firmen vorbeugen.
30 Minuten mehr pro Tag
Weiters ging es auch um die Arbeitszeitendebatte. Die IV setzte sich in der Vergangenheit für die 41-Stunden-Woche ein. Es sei ein "bewusster Kontrapunkt", um auf die Forderung der SPÖ nach einer Verkürzung der Arbeitszeiten zu antworten. Knill rechnete dafür sogar vor: wenn Österreicher je 15 Minuten am Vormittag und am Nachmittag mehr arbeiten, es einen deutlichen positiven Effekt für das Sozialsystem und den Wohlstand gebe.
Die Erhöhung der Arbeitszeit würde laut einer Studie von EcoAustria das reale Bruttoinlandsprodukt um 1,2 Prozent anheben. Bis jetzt gibt es von Seiten der Politik aber keine Partei, die diesen Ansatz aufgegriffen hatte. IV-Chef Knill kann sich aber auch nichts von dem "Herz und Hirn" Plan von SPÖ-Chef Andreas Babler abgewinnen. "Das ist ein kommunistisches Manifest. Da ist er weit von der Mitte weg."
5.000 Euro für Wechsel in Vollzeit
Abschließend erwähnte Knill auch die Forderungen an die Politik für bessere Anreize für Mehrarbeit. Dabei geht es um einen "massiven" Ausbau der Kinderbetreuung, sodass beide Elternteile Vollzeit arbeiten könnten, sowie auch Anreize für die Beschäftigung über das Pensionsalter hinaus. Weiters soll es auch einen steuerlichen Freibetrag in der Höhe von 4.500 Euro bis 5.000 Euro geben, wenn man von einer Teilzeit- auf eine Vollzeitbeschäftigung wechselt.
Kein Energie-Masterplan
Kritik an der Regierung und dem Krisenmanagement übte Knill nicht. "Ich mache kein Regierungsbashing." Denn die Corona- und Energiepreis-Krise seien in keinem Regierungsprogramm entstanden. "Nachher sind wir alle gescheiter." Nur von Energieministerin Leonore Gewessler von den Grünen vermisse er einen Energie-Masterplan, der über das Jahr 2030 hinausgehe. Weiters gebe es von ihr auch "keine nachhaltige Lösung" für die Gasversorgung nach dem Ende der russischen Gaslieferungen.