Anführer getötet

Ist die Hamas jetzt besiegt? – Experte klärt auf

Der Hamas-Chef und Drahtzieher des 7. Oktobers, Yahya Sinwar, ist tot. Was bedeutet das für den Krieg und das Schicksal der israelischen Geiseln?

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Ist die Hamas jetzt besiegt? – Experte klärt auf
Der Hamas-Chef Yahya Sinwar ist tot.
REUTERS

Der Planer und Drahtzieher des Terrorangriffs vom 7. Oktober 2023 ist tot. Wie die israelische Regierung am Donnerstag mitteilte, wurde der Hamas-Anführer, Yahya Sinwar, bei einer Operation im Gazastreifen getötet. Bente Scheller, Nahostexpertin bei der Heinrich-Böll-Stiftung, beantwortet die wichtigsten Fragen:

Frau Scheller, bedeutet Sinwars Tod den Sieg über die Hamas und damit das Ende des Kriegs?

Das wünschten sich bestimmt viele Israelis und Palästinenser, solche Stimmen habe ich bereits online gesehen. Doch bereits kurz nach der Meldung des Tods des Hamas-Anführers gab es auch Racheschwüre. Zudem hat sich die israelische Regierung bisher nicht zu einem möglichen Strategiewechsel geäußert.

Was meinen Sie mit Strategiewechsel?

Die Israelis haben im letzten Jahr mehrere Hamas-Schlüsselfiguren getötet. Der Tod Sinwars ist aber ein Einschnitt, da er als Drahtzieher des 7. Oktobers gilt. Das hat eine hohe Symbolkraft für die israelische Bevölkerung, die seit da in ihrem Sicherheitsgefühl zerrüttet ist. Dieser militärische Erfolg dürfte somit Premierminister Benjamin Netanyahu stärken. Schlussendlich wird er und sein Kabinett entscheiden, wann die militärischen Ziele erreicht sind und man in den Verhandlungsmodus übergeht. Aber Israel führt einen Krieg an mehreren Fronten, und es ist nicht klar, wann es ihn als erfolgreich betrachtet.

Mit den Verhandlungen sprechen Sie einen Geiseldeal an?

Ja. Das Schicksal der rund Hundert Geiseln im Gazastreifen ist ungewiss. Netanyahu hat nun keine andere Wahl als sich für die Geiseln einzusetzen. Nur so wird er zumindest einen Teil des israelischen Sicherheitsversprechens einhalten können. Sinwar war aktuell der alleinige offizielle Führer der Hamas, somit war er essenziell für die Geiselverhandlungen.

Die Bemühungen um ihre Freilassung dürften nun noch schwieriger werden, solange nicht klar ist, wer die Entscheidungen an der Spitze der Hamas trifft. Die letzten Monate haben gezeigt, dass die meisten Geiseln, die den Gazastreifen lebend verlassen haben, das bei Verhandlungen taten. Die Familien der Geiseln haben nach Sinwars Tötung jedoch, wahrscheinlich auch berechtigt, Angst, dass ihre Angehörigen Opfer der Rachegelüste der Hamas werden könnten.

Sie sprechen davon, dass es eine Nachfolge Sinwars braucht. Wird da einfach jemand nachrücken?

Sinwar stand seit Beginn des Gaza-Kriegs ganz oben auf Israels Abschussliste. Dennoch: Die Hamas wird sich höchstwahrscheinlich nicht geschlagen geben. Zumindest intern wird jemand Neues bestimmt werden, um verhandlungsfähig zu bleiben. Mehrere Namen werden bereits gehandelt. Nach der Tötung des militärischen Anführers Mohammed Deif, sowie nach dem Anschlag auf den politischen Führer Ismail Hanija, führte Sinwar alleine die Organisation an. Das zeigt uns, dass die Hamas stark geschwächt und die Neubesetzung somit schwierig sein könnte. Zudem waren die gezielten Tötungen der IDF bisher sehr erfolgreich. Sollte der Name eines neuen Anführers bekannt werden, wären seine Tage wohl gezählt.

Ist die Hamas also besiegt?

So weit würde ich nicht gehen. Erstens gibt es weiterhin Hamas-Anhänger, die gegen Israel kämpfen werden. Zweitens hat die Bevölkerung im Gazastreifen großes Leid erfahren, und die Gewalt, das Gefühl von Machtlosigkeit und Unrecht könnten Menschen dort auch in die Arme radikaler Organisationen treiben. Die Geschichte zeigt uns, vor allem in Zusammenhang mit islamistischen und extremistischen Gruppierungen, ein militärischer Sieg bedeutet nicht zwingend eine friedliche Zukunft.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Der Tod des Hamas-Chefs Yahya Sinwar, der als Drahtzieher des Terrorangriffs vom 7
    • Oktober 2023 gilt, hat eine hohe Symbolkraft für die israelische Bevölkerung und könnte Premierminister Benjamin Netanyahu stärken
    • Dennoch bedeutet Sinwars Tod nicht das Ende der Hamas oder des Krieges, da weiterhin Hamas-Anhänger gegen Israel kämpfen und die Gewalt im Gazastreifen die Bevölkerung in die Arme radikaler Organisationen treiben könnte
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