Israel hat die geplante Freilassung palästinensischer Gefangener im Zuge des Waffenstillstandsabkommens mit der Hamas "bis auf Weiteres" ausgesetzt. Das meldete der israelische Armeerundfunk am Donnerstag unter Berufung auf Sicherheitskreise ohne Angabe von Gründen.
Zuvor waren unter chaotischen und bedrohlichen Umständen israelische Geiseln im Gazastreifen, die von der Hamas und ihren islamistischen Verbündeten verschleppt worden waren, im Austausch gegen 110 palästinensische Gefangene freigelassen worden. Unter den insgesamt acht am Donnerstag freigelassenen Geiseln waren der Deutsch-Israeli Gadi Moses und der 29-jährige Arbel Yehud.
Die Übergabe der Geiseln Moses und Yehud wurde von den Islamisten als Machtdemonstration inszeniert: Von Kopf bis Fuß schwarz gekleidete und vermummte Kämpfer der militanten Organisation Islamischer Dschihad trieben die Geiseln in Chan Junis im südlichen Gazastreifen durch eine schreiende und bedrohlich drängende Menschenmenge zu den Fahrzeugen des Roten Kreuzes.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von "schockierenden Szenen", die ein "weiterer Beweis für die unvorstellbare Grausamkeit" der Islamisten seien.
Der deutsche Botschafter in Jerusalem, Steffen Seibert, verurteilte die "abstoßenden" Szenen. Er verwies darauf, wie ein "alter Mann und eine junge Frau gezwungen werden, sich ihren Weg durch eine drohende und bewaffnete Menge zu bahnen". "Was für eine verachtenswerte Art, sie nach 482 Tagen gehen zu lassen", schrieb Seibert im Onlinedienst X.