"Sonne" im Volkstheater

"Irgendwann wird der nackte Körper zum Problem…"

Die Choreografin und Tänzerin feirt jetzt mit ihrem Stück "Sonne" Wien-Premiere und läutet damit gleich auch den Untergang der Welt ein.

Fabian J. Holzer
"Irgendwann wird der nackte Körper zum Problem…"
Tänzerin und Choreografin Doris Uhlich
Gerd Schneider, Picturedesk

Die oberösterreichische Tänzerin und Choreografin Doris Uhlich (46) stellt schon seit 2006 übliche Körperbilder und Formate im modernen Tanz in Frage. Für ihre Aufsehen erregenden Projekte setzte sie von Anfang an auf die Nacktheit bei ihren Tänzern und sich selbst, aber diese Nacktheit will weder provozieren, noch auf "Sex sells" setzen. "Jeder Mensch wird nackt geboren, egal aus welchem Kulturkreis man stammt", erklärt Uhlich ihren Zugang im "Heute"-Talk, "aber irgendwann wird der nackte Körper zum Problem, man geniert sich, es kommen Ideologien ins Spiel, auch Bilder von der Nacktheit, 'Sex sells'. Und ich versuche, eine Nacktheit zu finden, die ein politischer Motor sein kann." So setzt Uhlich bei ihren Choreografien gerne auch auf Mitwirkende mit körperlichen Behinderungen: "Für die ist Nacktheit auch ein Empowerment im Sinne von: 'Jeder Körper hat Energie, jeder Körper trägt eine Schönheit in sich' und sie strahlen diese auch aus."

"More Than Naked - 10th Anniversary" von Doris Uhlich beim ImPulsTanz Festival im Museumsquartier
"More Than Naked - 10th Anniversary" von Doris Uhlich beim ImPulsTanz Festival im Museumsquartier
TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

Uhlichs Projekt "Habitat" mit bis zu 120 Teilnehmern war bisher schon in halb Europa zu sehen, ihr "More than naked" feierte heuer als Highlight des ImPulsTanz Festivals sogar sein zehnjähriges Jubiläum. "Man beginnt das Fett auch tanzen zu lassen und es gibt eine Nacktheit, die eben kein dramaturgischer Effekt ist, sondern wirklich eine Notwenigkeit, denn es gibt Bewegungen, die nur nackt Sinn machen." Mit ihren neuen Stück "Sonne", das am Mittwoch erstmals im Wiener Volkstheater gezeigt wird, unterstreicht Doris Uhlich, dass sie absolut nicht nur auf ihre unbekleideten Performances zu reduzieren ist. "Die Nacktheit kommt bei der 'Sonne' nur kurz am Schluss vor", die meiste Zeit ist sie als Hauptdarstellerin des Zweipersonenstücks sehr wohl bekleidet. 

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    Romy Nagl als kleine Doris Uhlich & Doris Uhlich als Sonne
    Romy Nagl als kleine Doris Uhlich & Doris Uhlich als Sonne
    Gerd Schneider

    "Die Sonne kommt in meiner Fantasie und in meiner Vorstellung auf die Erde und landet im Volkstheater und beginnt, sich Gedanken zu machen über Ihre Rolle auf der Erde. Die Sonne wirft hier also einen nicht menschlichen Blick auf die Klimakrise", fasst Uhlich den Inhalt der 75-minütigen Aufführung zusammen, "und ihre Mitkollegin auf der Bühne ist ein Kind. Dieses Kind steht einerseits natürlich für die Zukunft, die nächsten Generationen und auch für Hoffnung und andererseits ist das Kind auch die kleine Doris Uhlich." Das Mädchen wird von der gecasteten Nachwuchsschauspielerin Romy Nagl verkörpert: "Sie ist zehn Jahre alt und ein unglaubliches Talent, wie ich finde und sie hat mich irgendwie verstanden, auch im Sinne meiner Körperarbeit."

    Die "Körperarbeit" am Ende der Vorstellung ist dann sich auch mit ein Grund dafür, warum die Vorstellung erst ab 16 Jahren zu sehen ist: "Die Sonne wird am Ende ihrer Laufbahn tatsächlich zu einem weißen Zwerg, also die Sonne kühlt aus und da wird es für mich einfach ein Akt, denn am Ende legt die Sonne auch ihr Bühnenkostüm ab, sie legt ihre Schichten ab und darum ist ganz kurz die Nacktheit am Ende des Stücks ein Thema." Und mit der Sonne geht am Ende des Abend auch die Welt im Volkstheater unter: "Für uns und diesen Planeten ist es ein Ende, aber man weiß nie was kommt, für die nächsten ist es wieder eine Hoffnung. Es geht immer weiter, würde ich sagen. Es geht auch ohne Menschen weiter…" Nach der Wien-Premiere am Mittwoch ist "Sonne" dann auch am Donnerstag im Volkstheater zu sehen. Für beide Vorstellungen gibt es hier noch Karten.

    Die VIP-Bilder des Tages:

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      Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
      Schauspieler Florian David Fitz transportiert seinen Hund auf die etwas andere Art.
      Instagram/florian.david.fitz
      fh
      Akt.