Kautionstrick-Bande

"Intelligente, coole Dame" trickst Betrüger aus

Dank der guten Reaktion einer Burgenländerin konnte ein Mitglied der Bande gefasst werden. Nun muss sich der 49-Jährige vor Gericht verantworten.

Wien Heute
"Intelligente, coole Dame" trickst Betrüger aus
Das Mitglied der Trickbetrüger muss sich am Dienstag vor Gericht verantworten.
APA

Ein 49-jähriger Pole musste sich am Dienstag wegen krimineller Vereinigung und versuchten schweren Betrugs vor dem Wiener Landesgericht verantworten. Auf die Spur kam man dem Betrüger der sogenannten Kautionstrick-Bande, weil er selbst von einer 65-jährigen Burgenländerin ausgetrickst wurde.

Kaution für Tochter gefordert

Von der Burgenländerin wurde eine Kaution für die angebliche Enthaftung ihrer Tochter gefordert, doch diese durchschaute den Betrugsversuch schnell. Als sie am 21. November von einer angeblichen Polizistin angerufen wurde und erzählt bekam, ihre Tochter habe einen Verkehrsunfall verursacht, befinde sich nun im Gefängnis, könne aber gegen Hinterlegung einer Kaution auf freien Fuß kommen, schaltete sie sofort und spielte bei dem Gespräch mit.

"Eine intelligente, coole Dame", wie Oberstaatsanwalt Herbert Harammer von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) im Wiener Landesgericht bemerkte. Die ursprüngliche Kautionsforderung von 8.500 Euro erhöhte sich dabei auf 86.000 Euro, die die Burgenländerin für ihre Tochter auslegen sollte, berichtet der "ORF Wien".

Sohn wurde kurzerhand zur Tochter

Die Frau schaltete unter anderem deswegen so schnell, weil sie nur ein Kind hat und das ist ihr Sohn Franz. Dieser wurde in dem Trick-Telefonat kurzerhand zu Franziska und der Eindruck am anderen Ende der Leitung wurde verstärkt, dass sie dem Betrug auf den Leim ging. Als Abholort für die Kaution nannte sie am Ende eine Adresse in Rechnitz, die nicht ihre eigene war.

Polizei erwartete den Betrüger

Gleich nach dem Telefonat informierte sie die Polizei, schilderte den Vorfall und nannte die Adresse, an der am darauf folgenden Tag jemand auf das Geld warten würde. "Als der Angeklagte dort eingelangt ist, hat ihn schon die burgenländische Polizei erwartet", berichtete der Anklagevertreter.

Mehrfach verurteilt

Der Angeklagte hat bereits acht Vorstrafen. Zuletzt wurde er in Bonn und Zürich jeweils als Geldabholer verurteilt. Die Kautionstrick-Bande arbeitet von Polen aus und begeht ihre Betrüge hauptsächlich in Deutschland, Schweiz und Österreich. "Allein in Österreich sind über 230 Opfer dieser international tätigen, professionell vorgehenden Tätergruppe bekannt. Sie setzen in eigenen Call Centern sehr gut Deutsch sprechende, rhetorisch geschulte Personen ein, die bei den Opfern anrufen und sich Polizisten, Staatsanwälte und Richter ausgeben."

Millionenschaden durch Kautionstrick-Bande

Der Vertreter der WKStA verriet, dass der in Österreich entstandene Schaden mehr als zwölf Millionen Euro ausmache. Die Arbeit wird innerhalb der kriminellen Vereinigung aufgeteilt. Es gebe neben Anrufern und Geldabholern auch Logistiker und eine Art Schaltstelle, die sich um die Koordination kümmere. Der Angeklagte behauptete, er habe nach seiner letzten Haftstrafe ein neues Leben beginnen und in seinem gelernten Beruf arbeiten wollen.

Der 49-Jährige hat seinen Angaben zufolge einen Bachelor in Cyber-Security. Dann habe ihn allerdings eine Bekannte angerufen und nach Wien geschickt und gebeten, "etwas abzuholen. Man hat sich denken können, dass es sich um etwas Illegales handelt, weil die Bekannte in der Vergangenheit Kontakt mit Kriminellen hatte". Er sei dennoch nach Wien gefahren und habe in einem Hotel auf weitere Anweisungen gewartet: "Es war schwer abzulehnen, weil die Frau mir in der Vergangenheit geholfen hat."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 49-jähriger Pole stand in Wien vor Gericht, angeklagt wegen krimineller Vereinigung und versuchtem schweren Betrug, nachdem er einer Burgenländerin eine betrügerische Kaution für ihre vermeintlich inhaftierte Tochter abnehmen wollte
    • Die Bande, agierend von Polen aus, verursachte einen Schaden von mehr als zwölf Millionen Euro und setzte gut Deutsch sprechende Personen in Call Centern ein, um sich als Polizei und Justiz auszugeben und Opfer zu täuschen
    red
    Akt.