Fieser Fake-Handwerker
Installateur zockt blinde Wienerin um hunderte Euro ab
Zu Wucherpreisen und ohne Fachkenntnisse: In Wien trieb ein falscher Installateur sein Unwesen, erschlich von zahlreichen Opfern insgesamt 21.000 €.
Ein Dichtungsring um 1.029 Euro, fast 2.000 Euro für ein verstopftes Küchenabflussrohr oder 900 Euro für einen lockeren Duschschlauch: Zahlreiche Opfer eines Fake-Installateurs (31) zahlten in Wien zwischen Jänner und November 2023 Fantasiepreise für völligen Pfusch oder gar keine Leistung.
Blinde Frau sagte als Zeugin aus
Besonders dreist: Auch eine blinde Wienerin wurde vom Deutschen um mehrere hundert Euro betrogen und offensichtlich eiskalt abgezockt. Die sehbehinderte Frau kam mit Blindenstock in den Gerichtssaal am Landl, erkannte den Angeklagten sofort an der Stimme: "Ja, der war es", erklärte sie sichtlich mitgenommen.
Der 31-Jährige will zwar gelernter Installateur sein, ließ in Österreich allerdings Kunden ohne gültige Konzession in die Röhre schauen. Wegen Spielschulden sei er angeblich auf die schiefe Bahn geraten. "Deswegen arbeitete ich für die Notfall-Firma, die über Internet-Inseraten an ihre Kunden kam", sagte er aus.
Nach teurem Pfusch folgte die Flucht
Das Vorgehen des Verdächtigen war bei mehr als ein Dutzend nachgewiesenen Fällen gleich: Vor Ort wurde für unvollständige oder gar keine Arbeit hunderte bis tausende Euro kassiert, meistens in bar. Dann erklärte der Mann plötzlich, er müsse nur noch Ersatzteile holen – und verschwand für immer.
Auch für die "Vermittlung" von angeblichen Reparaturen, Aufsperrdienste und Kammerjäger-Tätigkeiten wurden vom übergeordneten Unternehmen, das als kriminelle Organisation eingestuft wurde, Geld verrechnet – der von Fadi Arabo (Kanzlei Flatz) kompetent vertretene Angeklagte erklärte vor Gericht, dass er allerdings nur Rohrarbeiten verrichtete.
Nachdem im April für den flüchtigen Handwerker in Norddeutschland die Handschellen geklickt hatten, saß er drei in Wien Monate ein. Am Mittwoch kam der teilgeständige Angeklagte nach sechs Stunden langer Verhandlung inklusive emotionaler Entschuldigung bei den Opfern mit zwei Jahren teilbedingter Haft wegen Betrugs und Beteiligung an einer kriminellen Organisation davon, nur acht Monate davon unbedingt.
Mildes Urteil noch nicht rechtskräftig
15 Opfer sollen den verursachten Schaden übrigens in Raten zurückbekommen. Auch die 21.000 illegal erwirtschafteten Euro muss der Verurteilte abstottern. Nach der Haft will der Mann in Deutschland nur noch ehrlicher Arbeit nachgehen. Von den Hinterleuten des Deutschen fehlt indes jede Spur. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Ein falscher Installateur trieb in Wien sein Unwesen, indem er zahlreiche Opfer um insgesamt 21.000 € betrog, darunter auch eine blinde Frau
- Der 31-jährige Deutsche, der ohne gültige Konzession arbeitete, kassierte Fantasiepreise für unvollständige oder gar keine Arbeit und wurde zu 2 Jahren teilbedingter Haft verurteilt, wovon 8 Monate unbedingt sind
- 15 Opfer sollen ihr Geld in Raten zurückbekommen, und der Mann plant, nach seiner Haftstrafe in Deutschland ehrliche Arbeit zu suchen