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Instagram-Nutzer verunsichert – App trackt Standort
Instagram trackt die genauen Standorte seiner Nutzenden – diese zeigen sich verunsichert. Experten erklären, wie gefährlich das wirklich ist.
Bei Instagram ist es seit mehreren Jahren möglich, zu einem Beitrag auch gleich den entsprechenden Standort anzugeben. Jeder kann so sehen, wo die Aufnahme entstanden ist. Auch Facebook, Twitter, Snapchat und Whatsapp tracken den Standort. Installiert man eine solche Anwendung und erstellt einen Account, stimmt man unter anderem dieser Bedingung zu.
Seit den neusten Software-Updates der Smartphones tracken Instagram, Facebook und Whatsapp jedoch die exakten Koordinaten. Brisant: Keiner der Userinnen und User wurde darüber informiert oder musste nach dem Software-Update das Einverständnis dazu geben. Daher ist dieses «Tracking» vielen Userinnen und Usern gar nicht bewusst.
Junge zeigen sich besorgt
Auch die 14-jährige Chanelle W. wusste über diese Neuerung lange nicht Bescheid. Als sie aber davon erfuhr, war sie darüber besorgt. "Mir macht das Angst. Darum habe ich mich entschieden, diese Einstellung auszuschalten", so Chanelle W.
Als sie einzelnen Klassenkameraden vom versteckten Tracking erzählt habe, habe diese Erkenntnis in Chanelles Freundeskreis schnell die Runde gemacht. "Das Beängstigende ist, dass viele dies gar nicht mitbekommen haben." Zwar sei allen bewusst gewesen, dass viele Apps die ungefähren Standortangaben trackten, aber dass nun die genauen Koordinaten an Instagram gingen, gehe ihr und ihren Kolleginnen und Kollegen zu weit.
Tracking-Funktion ist nicht neu
Dass Instagram den genauen Standort verwendet, war im August schon Thema: Damals kursierte ein Instagram-Post, der davor warnte, dass Userinnen und User den exakten Standort anderer finden könnten. Der Beitrag behauptete zudem, dass diese Daten genutzt würden, um gezielt Personen zu stalken oder Einbrüche zu begehen. Dies war allerdings an den Haaren herbeigezogen und entsprach nicht der Wahrheit.
Instagram dementierte diese Anschuldigungen auch vehement und schrieb auf Twitter: "Um das klarzustellen: Wir geben deinen Standort nicht an andere weiter. Ähnlich wie andere Social-Media-Unternehmen verwenden wir den genauen Standort für Dinge wie Standort-Tags und Kartenfunktionen." Zudem ist auch die Funktion des genauen Standorts nicht unbedingt eine neue: Die Funktion wurde bereits 2020 mit iOS 14 eingeführt.
"Tiefer Eingriff in die Privatsphäre"
Kommunikationsspezialistin Silvia Böhlen des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten appelliert vor allem an die Eigenverantwortung bei solchen Anwendungen: Wie die meisten Gratisdienste funktioniere auch das Geschäftsmodell von Instagram mit der Weitergabe unserer Daten. "In der Regel stimmen wir dem zu, indem wir beim Download der App die Allgemeinen Geschäftsbedingungen akzeptieren – wir raten darum bei der Nutzung von Gratisdiensten generell zur Vorsicht." Man solle nicht mehr Daten von sich preisgeben als nötig, so Böhlen.
Dominika Blonski, Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich, ergänzt: "Standortdaten geben teilweise intime Einblicke in das Leben einer Person – das ist ein tiefer Eingriff in die Privatsphäre, weil daraus Persönlichkeitsprofile entstehen. Darüber können Menschen kontrolliert und beeinflusst werden."
Nutzer geben freiwillig zu viel preis
"Instagram wie auch andere Social-Media-Apps tracken wie verrückt: GPS-Standort, WLAN-Zugangspunkte, Mobilfunk- oder Internetanbieter, IP-Adresse – dies sind nur ein paar Beispiele aus der Datenschutzerklärung von Instagram", erklärt Rechtsanwalt Denis F. Berger.
Das größere Problem sehe er aber dabei, dass gerade die Nutzer selbst öffentlich enorm viel über sich mitteilen würden. "Zum Beispiel, dass sie gerade im Flughafen Zürich einchecken, auf dem Weg nach Heraklion sind, warum sie genau dieses Restaurant auf Kreta mögen und mit wem sie den Drink am Strand genießen – das ist zu viel Sharing."