Ukraine

Insider: Putin hat identische Büros, krankhafte Angst

Putin sei kerngesund, aber er habe den Bezug zur Realität verloren. Das sagt Gleb Karakulow, ein ehemaliger Offizier der russischen Präsidentengarde.

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Putin sei seit Corona von der Welt abgeschnitten und habe keinen Bezug mehr zur Realität, sagt ein Insider.
Putin sei seit Corona von der Welt abgeschnitten und habe keinen Bezug mehr zur Realität, sagt ein Insider.
via REUTERS

Als Offizier der Präsidentengarde FSO, die für die Sicherheit des Präsidenten und der Regierung verantwortlich ist, dürfte Gleb Karakulow der bislang ranghöchste Überläufer aus Russland sein, der sich gegen den Angriff seines Landes auf die Ukraine stellt.

Karakulow floh letztes Jahr mit Frau und Tochter aus Russland. Jetzt hat er der russischen Oppositionsplattform Dossier Center ein langes Interview gegeben. Seine Motivation dafür? "Dieser Krieg muss beendet werden, und es ist an der Zeit, das Schweigen zu brechen", sagt Karakulow. Denn es werde sich nichts ändern, wenn man immer nur schweige.

"Er hat krankhafte Angst um sein Leben"

Die Invasion eines souveränen Staates sei unbegreiflich, sagt der frühere Offizier. Wladimir Putin sei für ihn ein "Kriegsverbrecher", der für "Völkermord am ukrainischen Volk" verantwortlich sei.

Ohnehin sei Putin seit 2020 "von der Welt abgeschnitten", lebe in einem "Informationskokon" und verbringe die meiste Zeit in seinen Anwesen. Dabei habe Putin "krankhafte Angst um sein Leben" – möglicherweise eine Konsequenz seines eigenen Handelns angesichts der zahlreichen Mordaufträge, deren Putin verdächtigt wird?

Gezielte Fehlinformationen aus identischen Büros

Putin besitze einen Sonderzug, den er Flugzeugen vorziehe, da sich Züge schlechter nachverfolgen ließen und weniger auffällig seien. Es komme auch vor, dass der russische Präsident Reisen vortäusche und sich an einem anderen Ort befinde als angegeben, um "den ausländischen Geheimdienst zu verwirren und zweitens um Anschläge auf sein Leben zu verhindern".

So überrascht nicht wirklich, dass Putin Karakulow zufolge auch identische Büros in seinen verschiedenen Residenzen hat, sodass niemand wirklich weiß, wo er sich aufhält. "Egal, ob in Sankt Petersburg, Sotschi oder Nowo-Ogarjowo – alles ist identisch."

Karakulow zufolge benutzt Putin weder Internet noch Handys und lässt sich nur von ausgewählten, engen Kreisen informieren. Wer einen Termin mit Putin habe, müsse davor zwei Wochen in Quarantäne. Putins gesamtes Umfeld führe wegen Corona außerdem PCR-Tests durch – mehrmals täglich.

Dabei sei der 70-Jährige kerngesund, eine Erkrankung, über die immer wieder spekuliert wird, gibt es Karakulow zufolge keine.

"Sein Blick auf die Realität ist verzerrt"

Und doch stimme seit einigen Jahren etwas nicht mehr mit dem Kreml-Chef: "Sein Blick auf die Realität ist verzerrt." Das zeige sich auch beim Angriff auf die Ukraine. "Ein vernünftiger Mensch des 21. Jahrhunderts, der objektiv alles betrachtet, was in der Welt geschieht, geschweige denn der die Entwicklung zumindest mittelfristig vorhersehen kann, hätte diesen Krieg nicht zugelassen."

Am Ende des Gesprächs ruft Karakulow seine früheren Kollegen in Russland auf, sich den "kriminellen Befehlen" Putins zu verweigern. "Ich wünschte, sie würden das tun, denn es würde viele Leben retten."

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    Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Putin die besetzten Gebiete des Nachbarlandes besucht.
    Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Putin die besetzten Gebiete des Nachbarlandes besucht.
    HANDOUT / AFP / picturedesk.com
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