"Praktikanten-Wordings"
Insider enthüllt: SPÖ verteilte Nehammer-Schummelzettel
Nach der "Heute"-Story über eine tollpatschige Kommunikations-Order aus der Löwelstraße packt nun ein SPÖ-Funktionär über die Hintergründe aus.
"Praktikanten-Wordings trifft es wirklich gut", mit diesen Worten meldete sich ein SPÖ-Funktionär nun bei "Heute". Hintergrund ist die Backstage-Story vom Samstag, in der ein Spitzenfunktionär der Roten ausplauderte, dass die Bundesparteileitung um "Disziplin" und "Fokus" bei der Kommentierung der Nehammer-Rede gebeten hatte.
"Stöckchen nicht apportieren"
Die Genossen sollten sich nicht "intuitiv aufregen" oder "bewusst provozieren" lassen von Binnen-I-Verbot und Co. "Man schrieb uns, dass wir dieses Stöckchen nicht apportieren müssten", so der Rote. Und: Für öffentliche Äußerungen seien seitens der Löwelstraße auch Wordings übermittelt worden, die "wirkten, als wären sie von Praktikanten in der SJ verfasst worden", ärgerte sich der Spitzenfunktionär.
Ein Kollege schlägt nun in die selbe Kerbe: "Kein Wunder, dass die dann nie wer verwendet", meint er. "Heute" bat um Einsicht in die rote Kommunikations-Wunderwelt und bekam tatsächlich ein buntes A4-Dokument zugespielt, das als "Schummelzettel" für Wortspenden zur Welser Kanzler-Show dienen soll.
„So kann man medial vielleicht eine Veranstaltung in den Gürtelbögen kommunizieren ...“
Der Inhalt ist nicht sonderlich brisant – die SPÖ-Bundespartei bekrittelt etwa, dass das Wort "Inflation" im ÖVP-Österreichplan nur ein einziges Mal vorkomme und hat – mit oder ohne Excel-Unterstützung– errechnet, dass sich die Volkspartei seit 37 Jahren in Regierungsverantwortung befindet. Was den SPÖler im Gespräch mit "Heute" ärgert: "Noch während des Vorprogramms von Gust Wöginger, Claudia Plakolm und Christian Stocker bekamen wir unsere Kommunikationsorder zugestellt - also noch bevor Karl Nehammer auch nur einen einzigen Satz gesagt hatte."
Wunsch Koaliton?
Und so kam es, dass Nehammer in Wels dann Herbert Kickl ("Er oder ich") kategorisch ablehnte, die SPÖ jedoch verschickt hatte: "Das war die Bewerbungsrede zur ÖVP-Vizekanzlerschaft unter Herbert Kickl."
Das langjährige SPÖ-Mitglied zu "Heute": "So kann man medial vielleicht eine Veranstaltung in den Gürtelbögen kommunizieren, auf der großen politischen Bühne holen uns derartige handwerklichen Fehler aber ein ums andere Mal ein." Hintergrund für die neue Beißhemmung gegenüber der ÖVP? "Offenbar der Wunsch, an Herbert Kickl vorbei in eine Koalition mit der ÖVP zu kommen ..."