Spieletests
"Innchanted" im Test – magisches Gasthaus-Chaos
In "Innchanted" darf man gemeinsam mit Freunden und Fremden im Koop ein magisches Gasthaus betreiben. Ein zauberhaft guter Indie-Hit!
Märchenhafte Geschichte, zauberhafter Spielspaß: In "Innchanted" (vorerst für PC, bald aber auch auf PlayStation, Xbox und Nintendo Switch) wird das Gasthaus von Yarruls Familie vom Grundbesitzer, der gleichzeitig auch ein böser Zauberer ist, einfach beschlagnahmt. Nun liegt es an den Spielern, gemeinsam mit anderen Zockern oder mit einer KI-Hilfe die Gastro wieder anzukurbeln und sich das geliebte Gasthaus zurückzuholen. In der Fantasy-Rollenspiel-Simulation heißt das nicht nur, Speisen und Getränke zuzubereiten und zu servieren, sondern auch die Zutaten durch Tätigkeiten wie Angeln zu besorgen und sich laufen neue Rezepte einfallen zu lassen, um die Kundschaft lange Zeit bei Laune und Spendierfreudigkeit zu halten.
Dabei bleibt es aber nicht, denn jeder Spieltag hält auch neue Abenteuer und Herausforderungen bereit. Mal schmiedet der böse Zauberer seine Pläne, mal fallen Monster ein, mal muss auch ein Gasthaus-Tester überzeugt werden. Grafisch erinnert das Ganze an die "Animal Crossing"-Reihe, im besten Sinne geht es in "Innchanted" aber mit einem Koop für bis zu vier Spielern weit chaotischer zu. Beeindruckend ist aber auch, dass das Game der australischen Indie-Entwickler DragonBear Studios Tiefgang zeigt. Die Abenteuer sind den Erlebnissen der Eingeborenen Australiens nachempfunden und das Spiel vermittelt eine herzerwärmende Botschaft rund um nachhaltiges Fischen, Freundlichkeit und auch Hilfsbereitschaft.
Abwechslung im Einheitsbrei des Genres
Schon mal sehr cool zum Auftakt: Gespielt werden kann sowohl als Einzelspieler mit KI-Unterstützung, als auch im Online-Koop mit Zockern weltweit und mit Freunden im lokalen Multiplayer auf der heimischen Couch. Und nach einem schnellen Tutorial zum Start, das euch die wichtigsten Lektionen lehrt, geht es auch schon ins chaotische Vergnügen. Überraschend für ein Koop-Game ist nicht, dass es an allen Ecken und Enden mit meckernden Gästen, Dieben, Saboteuren und böser Magie allerhand zu tun gibt, sondern dass das Spiel eine sehr ausführlich erzählte Geschichte und jede Menge Dialoge bietet. Eine willkommene Abwechslung im Einheitsbrei des Genres, das euch leider viel zu oft einfach eine simple Liste an Aufgaben gibt.
Das Spielprinzip selbst dreht sich darum, eine gewisse Anzahl von Bestellungen zu servieren, bevor das Gasthaus zur Sperrstunde schließt. Dabei kommen Gäste ins Lokal, setzen sich hin und geben per Sprechblase bekannt, was sie denn gerne hätten. Klingt langweilig? Gar nicht, denn jeder Tag ist extrem abwechslungsreich! Anfangs handelt es sich um einfache Dinge wie Essen oder Getränke an den Tisch zu servieren, schnell werden die Wünsche aber spezieller und witziger und man braut magische Tränke oder verzaubert den Fisch in der Pfanne. Sind alle Wünsche erfüllt, gibt es Spielwährung in die Kasse. Je mehr Wünsche man in einer Gastro-Schicht erfüllt, umso mehr Sterne gibt es zudem in der 4-Sterne-Bewertung.
Beeindruckend umgesetzte Rollenspiel-Elemente
Neben diesem Grundprinzip zeigt sich aber kein Spieltag wie der andere und es wird immer komplexer. So sollen VIP-Gäste später an besonderen Plätzen bedient werden, während man die Zutaten immer wieder aufstocken, Fantasy-Monster aus dem Lokal vertreiben oder Diebe an der Kasse stoppen muss. Solch abwechslungsreiche Aufgaben gibt es zuhauf, die Motivation, Tag um Tag zu bewältigen, ist immens. Überraschend stark kommen auch Rollenspiel-Elemente zu tragen, denn mit Zaubertränken wertet man nicht nur Speisen und Getränke magisch auf, sondern kann sie auch die Comic-artige Spielfigur trinken lassen, die dann über zeitlich begrenzte Boosts der Charakter-Werte verfügt. Ja, solche Skills gibt es auch.
Mit den Fähigkeiten schafft man es zum Beispiel schneller, durch mehr Stärke lästige Monster loszuwerden oder durch mehr Charisma die Kunden konsumfreudiger zu machen und ihre exakten Wünsche auch deutlicher zu äußern. Tagsüber gibt es jeweils eine Früh- und eine Spätschicht – aus ihnen verdientes Geld kann in Gasthaus-Upgrades investiert werden, eine Mechanik, die man so nicht von ähnlichen Games kennt. Auch diese Upgrades zeigen sich extrem vielfältig und reichen von komplexeren Rezepten bis hin zu einer geringeren Zubereitungszeit. Einmal upgegradet, ist der Effekt dieser Investitionen auch sofort spürbar, das Upgrade-System also eine sinnvolle Mechanik und nicht nur ein abwechslungsreicher Aufputz.
"Innchanted" im Test – magisches Gasthaus-Chaos
Nachts steht dagegen nicht die Arbeit, sondern Unterhaltung und Vorbereitung im Vordergrund. Ähnlich wie in "Animal Crossing" darf man die liebevoll märchenhaften Umgebungen erkunden, mit den NPCs sprechen und ihre Geschichten erfahren sowie mit einer Glücks-Mechanik für das nächste Level vorsorgen. Der Spieler muss bei je einem Problem aus zwei Lösungsmöglichkeiten wählen. Ist die Wahl richtig, startet man mit einem Bonus in den nächsten Tag, wählt man falsch, wird es im kommenden Level mit einem Malus etwas schwerer. All das geschieht bei einer liebevollen und knallbunten Grafik mit sehr vielen Details, in der die Animationen flüssig umgesetzt sind und die unterhaltsame Musik das Tüpfelchen auf dem i ist.
Ein besonderes Lob gilt zum Abschluss den KI-Begleitern, die die fehlenden Mitspieler-Plätze des Vierer-Koops auffüllen. Sie agieren entweder absolut hilfreich auf eigene Faust, man kann ihnen aber auch manuell ganz spezielle Aufgabenbereiche übertragen, die sie nicht nur mehr als zufriedenstellend bewältigen, sondern auch selbst dazulernen, etwa wenn es um das Mixen von Zutaten geht. Allerdings: Noch weit mehr Spaß macht es mit drei menschlichen Mitspielern, wenn die Figuren im Lokal richtig chaotisch herumwuseln. "Innchanted" im Test zeigt sich als magisches Gasthaus-Chaos, das unglaublich viel Koop-Spaß macht und Anfänger einfach an die Aufgaben heranführt, mit einer steilen Lernkurve aber auch Profis fordert.