Oberösterreich
Ingenieur ist arbeitslos – AMS schickt ihn zum Mäci
Ein Mann fühlt sich gefrotzelt: Er hat die HTL absolviert, ist technischer Zeichner. Jetzt wollte das AMS, dass er bei McDonald's zu arbeiten beginnt.
Harald ist 36 und seit kurzem arbeitslos. Der Ingenieur hat zehn Jahre Berufserfahrung. Nun ist der Linzer sauer auf das Arbeitsmarktservice.
Es schickte ihn zu einem Vorstellungsgespräch beim Mäci als Saubermacher und zu Spar als Wagerlschieber. Der Mann kann das nicht verstehen: Er bekomme nur Job-Angebote, "bei denen sogar die Betriebe sagen, dass sie sich wundern, weshalb ich mich für diese Stelle überhaupt beworben habe".
„"Sogar die Betriebe sagen, dass sie sich wundern, weshalb ich mich für diese Stelle überhaupt beworben habe, da ich weit überqualifiziert sei." Harald, arbeitlos“
"Nicht, dass diese Berufe nicht ehrenwert sind, aber für meinen Ausbildungsstand sind diese nicht passend", kritisiert der 36-Jährige.
Im Moment bekommt der Mann knapp 1.000 Euro pro Monat. "Das ist bei 700 Euro Fixkosten einfach zu wenig", meint Harald. Das sei derzeit sein größtes Problem.
Sorgen macht ihm aber auch, dass Leute ohne nennenswerten Grund im Moment anscheinend mehrwöchige Sperren beim AMS bekommen. Das sei etwa einem seiner Freunde passiert. "Im Großen und Ganzen finde ich, dass der Übergang vom Arbeitslosengeld auf Notstandshilfe auf ein Jahr ausgeweitet werden sollte", fordert der Mann.
Über die "Kupfermuckn"
Die Straßen-Zeitung ist ein Kultur- und Beschäftigungsprojekt. Es bietet über die Mitgestaltung und den Verkauf des Printprodukts einen Zuverdienst für Wohnungslose und Menschen, die in Armut leben müssen.
Die Zeitung ist 1996 aus einer vom Verein Arge für Obdachlose durchgeführten Schreibwerkstatt entstanden. Noch heute stammt der überwiegende Teil der Texte aus der Betroffenen-Redaktion.
SPENDENKONTO:
ARGE FÜR OBDACHLOSE
IBAN: AT461860000010635860
BIC: VKBLAT2L
Massive Verschlechterung
Die Lebensbedingungen für Menschen mit geringem Einkommen haben sich "massiv verschlechtert", sagt Heinz Zauner, Geschäftsführer der Arge für Obdachlose, gegenüber "Heute". Sein Verein bietet Beschäftigung und einen Zuverdienst für 450 Personen im Jahr in einem Trödlerladen und bei der Kupfermuckn an.
Im Krankenstand gekündigt, AMS wollte nicht zahlen
Probleme mit dem AMS hatte vor kurzem auch ein weiterer arbeitsloser Linzer. Das Arbeitsmarktservice schickte ihm ein Angebot bei einer Reinigungsfirma. Er bewarb sich und wurde eingestellt. Nach zwei Wochen erkrankte der Mann. Er meldete das ordnungsgemäß beim Unternehmen.
Dieses löste das Arbeitsverhältnis während des Krankenstands. Der Linzer informierte umgehend das Arbeitsmarktservice darüber, als er wieder gesund war. Dann die böse Überraschung: Das AMS teilte ihm mit, dass er für vier Wochen kein Arbeitslosengeld erhält. Als Grund wurde genannt, dass er das Dienstverhältnis in der Probezeit freiwillig aufgelöst habe.