Vorwürfe gegen Immo Tommy
Influencer soll Fans Schrottimmobilien angedreht haben
Der Immobilien-Influencer verspricht seinen Followern das große Geld. Recherchen zeigen allerdings fragwürdige Verträge und Verlust-Geschäfte.
Schnell zum großen Vermögen, wenn man nur richtig investiert und das Geld "arbeiten" lässt – auf den sozialen Medien gibt es einige selbsternannte Finanzgurus, die ihren Followern den einfachen Weg zu Luxus und Reichtum versprechen.
Einer von ihnen ist Immo Tommy, der sich, wie sein Name verrät, auf Immobilien spezialisiert hat. Seine Beiträge kommen offenbar gut an. Allein auf TikTok hat er 1,1 Millionen Fans, zählt man jene von anderen Plattformen hinzu, zählt er 2 Millionen Follower.
Mehr als Tipps
Er nennt sich "Europas größter Immobilien-Influencer". In nur zwei Jahren sei er vom Angestellten zum Millionär aufgestiegen. "Lerne wie du Immobilien kaufst, vermietest und vermögend wirst", heißt es in seinem Instagram-Profil.
Es geht aber nicht nur um Wissensvermittlung, man kann mit seiner "Hilfe" auch gleich investieren. Tomislav Primorac, der bürgerliche Name von Immo Tommy, soll eigener Angabe nach über 160 Wohnungen im Wert von 300 Millionen Euro vermittelt haben.
Von der Vermittlung, der Finanzierung bis hin zum Sanierungsplan des Objekts – er bietet eine Art All-in-one-Paket. Recherchen des "Spiegel" und des "NDR" enthüllen nun, dass man den Versprechungen wohl doch nicht trauen sollte. Statt Reichtum erwartete seine Follower große finanzielle Verluste, wie die Auswertung von acht Fällen zeigt. Trotz Mängel wurden demnach Wucherpreise verlangt. Die Wohnungen liegen in kleineren deutschen Orten, die meisten in Baden-Württemberg.
Die Immo Tommy-Masche
Interessierte tragen sich über Social Media in eine Liste ein, woraufhin sie von einem Vertriebsmitarbeiter kontaktiert werden. Dieser hat gleich mehrere Angebote und den nötigen Notar sowie eine Bank für die Finanzierung parat. Bei allen Fällen waren es immer derselbe Notar und Bankberater. Auffällig war auch, dass die Informationen zu den Objekten unvollständig waren.
Nach der Zustimmung kommt es schnell zur Terminvereinbarung für den Notar. Der Besichtigungstermin der Immobilie ist meist auch der Tag, an dem man den Vertrag unterzeichnet. In einem der acht Fälle gab es nicht einmal eine Besichtigung.
Der Vertrag weist auch Kuriositäten auf. So geht ein Teil des Kaufpreises direkt an Primorac – wieso, wird nicht vertraglich festgehalten. In einem Fall waren es beispielsweise 49.000 Euro von 166.000 Euro, die für das Objekt bezahlt wurden.
Tommy angeklagt
Die dubiosen Geschäfte führten auch zu einer Klage. So kam es in einem Fall dazu, dass zwei Wohnungen für 566.000 Euro verkauft wurden. Der Käufer brachte in Erfahrung, dass etwas mit Baujahr nicht stimmte und seine neuen Wohnungen sechs Monate zuvor um 300.000 Euro weniger den Besitzer wechselten.
Ein weiterer Punkt ist die Finanzierung. In den meisten Fällen ist es eine Kombination aus Kredit- und Bausparvertrag. Die günstigen Raten täuschen: Der Kredit selbst wird nicht getilgt, sondern nur die Zinsen – der Käufer bleibt auf dem Kredit sitzen.
Keine Stellungnahme
Die Vorwürfe sind schwer – der Immobilien-Influencer soll die Unwissenheit seiner Fans ausgenutzt haben, um selbst Profit zu machen. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Über seine Anwältin ließ er ausrichten, dass Antworten zurzeit nicht seriös und angemessen möglich seien. Die Vorwürfe weist er zurück.
Hier ein Video des Influencers – gemeinsam mit dem Finanzminister, Christian Lindner:
Für seine vermeintlichen Opfer gibt es nur noch eine Option. Sie können verkaufen, jedoch müssen sie hohe Verluste in Kauf nehmen.
Auf den Punkt gebracht
- Der Immobilien-Influencer Immo Tommy wird beschuldigt, fragwürdige Immobilien an seine Follower verkauft zu haben, die zu großen finanziellen Verlusten führten
- Recherchen enthüllen, dass seine Versprechungen von Reichtum nicht der Realität entsprachen
- Trotz der schweren Vorwürfe bestreitet Immo Tommy die Anschuldigungen