Wirtschaft
Industrie warnt – schneller Gas-Ausstieg nicht möglich
Der Umstieg von Gas auf grüne Energien gilt als Gebot der Stunde. Doch für die heimische Wirtschaft stellt sich dieses Unterfangen schwierig dar.
Spätestens seit dem Beginn des Angriffskrieges Russlands in der Ukraine ist der heimischen Politik klar, dass Gas als Energieträger ein Ablaufdatum haben muss. Neben der Perspektive der Nachhaltigkeit hat die Thematik seit der Invasion der Ukraine auch eine enorme politische Dimension angenommen. Doch mittlerweile ist klar: So schnell wie gewünscht wird der Umstieg auf erneuerbare Energien nicht funktionieren.
Das Ö1-Morgenjournal stattete am Freitag Österreichs größtem Aluminium-Hersteller, der AMAG in Ranshofen in Oberösterreich einen Besuch ab. Vorstandschef Gerald Mayer betont, dass das Unternehmen CO2-neutral werden will. Auch der Klimaschutz sei den Verantwortlichen sehr wichtig. So setze man bereits auf eine Photovoltaik-Anlage und auf eine "Kreislaufwirtschaft". Durch Recycling könnten 95 Prozent im Vergleich zur Primäraluminium-Produktion eingespart werden.
Umstieg aktuell nicht umsetzbar
Dennoch sei die AMAG noch "sehr sehr lange" Zeit auf Erdgas angewiesen. Mayer spricht von einem Zeitraum von ungefähr 20 Jahren, in dem man auf den fossilen Energieträger angewiesen sei. Insgesamt müssten an die 100 Öfen auf Strom und Wasserkraft umstellen müsse. Dafür seien nicht nur neue Anlagen notwendig, sondern auch einiges an Forschung und Entwicklung.
Georg Feith, CEO der steirischen Stoelzle Glasgruppe, pflichtet diesen Ausführungen bei. Der genannte Zeitrahmen sie auch für die Glasindustrie äußerst realistisch. Einen Teil des Erdgases werde sein Unternehmen allerdings schon etwas früher ersetzen können. In den kommenden zehn Jahren könnte man 70 Prozent des Erdgases einsparen, die weiteren 30 Prozent dann in den darauffolgenden zehn Jahren.
Warum dauert das so lange? Es muss Strom in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, damit es für ein Unternehmen möglich und vor allen Dingen ökonomisch sinnvoll sei, umzusteigen. Denn solange Strom teilweise aus fossilen Energieträgern gewonnen werde und deutlich teurer sei als Gas, sei der Umstieg weder wirtschaftlich machbar noch ökologisch sinnvoll.