Ski alpin - Sölden und Zermatt

In Sölden wird bald auf einem weißen Band Ski gefahren

Der Weltcup-Auftakt in Sölden gilt als gesichert. Doch wie zeitgemäß ist es, in Zeiten der Klimakrise in fragile Naturräume einzugreifen?

Heute For Future
In Sölden wird bald auf einem weißen Band Ski gefahren
In Sölden rollten zur Pistenpräparierung die Bagger an. Zwischen "nicht mehr zeitgemäß" und "wichtiger Auftakt" für Wintertourismus und Industrie schwanken die Meinungen.
Screenshot Wetter-Webcam

Das weiße Band in karger Geröll-Landschaft scheidet die Geister. Auch heuer könnte es beim traditionellen Start in den Ski-Weltcup in Sölden Ende Oktober zu sehen sein. Viral gingen im extrem heißen Sommer 2023 Bilder von Baggerarbeiten am schmelzenden Rettenbachgletscher. Notwendig und sogar nachhaltig sagen die einen, eine Katastrophe und Naturzerstörung die anderen.

"Katastrophe für die Glaubwürdigkeit des Sports"

Greenpeace hatte den Skiort im Tiroler Ötztal, der sich selbst als "Herzschlag der Alpen" bezeichnet, scharf kritisiert. Der Vorwurf: Wegen des alpinen Skiweltcups würde der Gletscher abgetragen und so in eine fragile Natur eingegriffen. Der frühere Ski-Star Felix Neureuther etwa sprach von einer "Katastrophe für die Glaubwürdigkeit des Sports" und nannte die Bilder "sehr verstörend und einfach nicht mehr zeitgemäß".

Jakob "Jack" Falkner, der Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden und Chef des Weltcup-Organisationskomitees, nannte die Greenpeace-Vorwürfe gegenüber der APA "böswillig". Es handle sich um normale und behördlich genehmigte Sanierungsarbeiten aufgrund des Rückgangs des Rettenbachgletschers, für eine auch dem normalen Wintersportler zugängliche Piste.

Auch Skistar Manuel Feller ergriff für Sölden Partei. Es habe sich um Instandhaltungsarbeiten gehandelt, damit Sölden in den nächsten Jahren weniger Schnee und Energie braucht, um die Piste zu füllen. "Es geht also um Nachhaltigkeit. Der Blick von Sölden ist weiter nach vorne gerichtet, auch wenn es natürlich katastrophal ausschaut", sagte Feller. Andererseits ist das Rückzugsgefecht der Gletscher laut dem Tiroler nicht mehr aufzuhalten. "In zehn Jahren wird es das Eis sowieso nicht mehr geben."

Bagger zermalmen auch Gletscher in Zermatt

Auch am Theodulgletscher bei Zermatt in der Schweiz gruben sich Bagger zur Pistenpräparation ins Eis. Denn hier wäre für Mitte November das Ski-Weltcuprennen geplant gewesen. Die Arbeiten an der Strecke mussten nun gestoppt werden, weil die Bauarbeiten außerhalb der erlaubten Zone stattfanden.

Die beiden Männer-Abfahrten bei Zermatt/Cervinia sollten am 11. und 12. November stattfinden, die Frauen-Abfahrten eine Woche später.

"Die Gletscher in der Region Zermatt stehen seit Jahren unter intensiver Nutzung und sind nicht mehr unberührt", sagte Matthias Huss, Glaziologe an der ETH Zürich, gegenüber "20 Minuten". "Bauarbeiten durch Baumaschinen haben zwar einen lokalen Einfluss auf die Eisdicke, aber sind insofern nicht schädlicher für den Gletscher als der normale Skibetrieb."

Greenpeace kritisiert Greenwashing

Schärfer beurteilt Greenpeace den Eingriff in ein sensibles Ökosystem wie jenes der Alpengletscher. "Der internationale Skiverband hat seine eigenen Rennen nicht unter Kontrolle. Um den Ski-Weltcup durchzuboxen, wird zuerst der Rettenbachgletscher teilweise abgetragen und jetzt auch in Zermatt in der Schweiz illegal gebaggert. Das hat nichts mit nachhaltigem Wintersport zu tun. Die FIS muss endlich echte Klimaschutzmaßnahmen setzen, anstatt die Natur zu zerstören”, sagt Ursula Bittner, Wirtschaftsexpertin bei Greenpeace.

Der Internationalen Skiverband (FIS) betreibe reines Greenwashing. "Die FIS behauptet, klimapositiv zu sein und Nachhaltigkeit großzuschreiben. Die aktuellen Bilder belegen jedoch einmal mehr, dass hinter solchen Aussagen reines Greenwashing steckt", so Greenpeace-Sprecherin Bittner.

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    Hier sollen in wenigen Wochen die Ski-Stars um Bestzeiten fahren.
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