Wien
In Floridsdorfer Gemeindebau fließt "Suppe" durchs Dach
Seit 2014 wird die Wohnhausanlage "Jedlesee" saniert. Doch Verzögerung und "Pfusch" verzögern die Fertigstellung. Sehr zum Ärger der Mieter.
Rund 3.000 Wienerinnen und Wiener leben in der Gemeindebau-Anlage "Jedlesee" in der Jedleseer Straße 79-95 (Floridsdorf). Sie müssen sich seit Jahren in Geduld üben. Grund dafür sind Sanierungsarbeiten im Bau. Den Baustart hatte damals noch Stadtchef Michael Ludwig (SPÖ) in seiner Funktion als Wohnbaustadtrat in einem persönlich gezeichneten Rundschreiben für das 2. Quartal des Jahres 2014 angekündigt. Die Fertigstellung war damals für 2019 geplant. Daraus wurde nichts: Bis heute leben die Bewohner auf einer Dauerbaustelle.
"Dickflüssige braune Brühe fließen in die Wohnungen"
Als ob das nicht abzusehende Bauende nicht schon nervenaufreibend genug wäre, seien die Gemeindebau-Bewohner auch regelmäßig mit Pfusch konfrontiert, wie WIFF-Bezirksrat Hans Jörg Schimanek gegenüber "Heute" kritisiert. So werde seit kurzem auf einigen Hausdächern an der Erneuerung der Kaminhausgänge gearbeitet. "Leider haben die 'Fachleute' aber vergessen, für die sorgfältige Abdeckung der Dachbaustellen gegen Regen zu sorgen. Das Ergebnis: Den Mietern floß durch die Kamintüren eine dickflüssige braune Brühe direkt in die Wohnungen", schildert der Sprecher der betroffenen Mieter, Artur Pavlasek. Der Floridsdorfer hat die Facebook-Page "Sanierungs Terror Siedlung Jedlesee" gegründet und macht auf seiner Seite auf die vielen Probleme des Gemeindebaus aufmerksam.
Bewohner verzweifelt
"Ich kann mich nicht erinnern, ob es jemals keine Baustelle in unserem Bau gab" so Pavlasek im "Heute"-Talk. Seit Jahren stehen Baucontainer in der Siedlung herum, die Stiegen der Gebäude sind vollgeräumt mit Baugerüsten. Aufzüge und Gegensprechanlagen funktionieren nicht, die Innenhöfe der Siedlung seien vollgeräumt mit Müllcontainern und Bauschutt. "Die Menschen hier sind verzweifelt", erzählt der Floridsdorfer. Bei Wiener Wohnen würden er und andere Bewohner sich regelmäßig melden, Antworten würden die sie jedoch selten erhalten. Vor zwei Jahren organisierte Wiener Wohnen einen Infotag für die Mieter. Versprechungen wurden gemacht, doch bis heute nicht eingehalten.
"Auch durch die Decken gelangte Regenwasser von den schlecht abgedeckten Dachbaustellen direkt in die Wohnungen", erzählt Schimanek nach Besichtigung der Wohnungen von Ingrid G. und Harry S. Angesichts der groben Einschränkungen der Wohn- und Lebensqualität beantragte die Bezirkspartei WIFF eine Mietzinsreduktion für die leidgeprüften Mieter. Und blitzte damit prompt ab, wie Schimanek erklärt: "Der SPÖ-Vorsitzende des Bezirksparlaments hat den Antrag nicht zur Abstimmung zugelassen. Stattdessen verwies er auf den Gerichtsweg. Das zeugt vom längst verlorenen gegangenen Naheverhältnis der 'modernen' Sozialdemokratie zu den Bürgern", ist Schimanek verärgert.
Der WIFF-Lokalpolitiker fordert nun Bürgermeister Ludwig zu einem raschen Machtwort auf. "Statt wie vorgesehen im Jahr 2019, ist angesichts der katastrophalen Fehlleistungen von "Wiener Wohnen" und des jeweiligen Baumanagements derzeit erst mit einem Sanierungsende 2024 zu rechnen. Bis dahin werden die Menschen in der Siedlung bar jeder Lebensqualität weiterhin auf einer unzumutbaren Dauerbaustelle leben müssen", kritisiert Schimanek.
Wiener Wohnen stellt Prüfung auf Mietzinsreduktion in Aussicht
Auf "Heute"-Anfrage erklärt die Hausverwaltung Wiener Wohnen, dass die "umfangreichen Sanierungsarbeiten bei dieser komplexen Bestandssanierung" auf 80 der 131 Stiegen fast gänzlich abgeschlossen seien. Zudem wurden 90 Wohnungen generalsaniert und zu Kategorie-A-Wohnungen mit Parkettboden, zeitgemäßem Bad und Etagenheizungen ausgebaut und bereits an die neuen Mieter vergeben.
Im Zuge der Sanierung werden auch 95 neue, barrierefreie Dachgeschoss-Wohnungen errichtet, ebenso erfolgt der Zubau von 660 Balkonen. Die Sanierungsmaßnahmen bringen eine massive Reduktion des Heizwärmebedarfs (um rund 80%) und damit eine Entlastung aller Mieter bei den Heizkosten.
Derartig umfangreiche Bauvorhaben für die Verbesserung der Wohnqualität der Mieter seien natürlich auch mit Beeinträchtigungen wie Staub und Lärm verbunden. "Wir sind sehr bemüht, diese so gering wie möglich zu halten und die Bewohnerinnen und Bewohner immer entsprechend rechtzeitig von den notwendigen Arbeiten zu informieren. Neben der sofortigen und raschen Behebung prüfen wir bei einem konkreten Schaden in einem Mietobjekt auch eine Mietzinsminderung für den betroffenen Mieter/die betroffene Mieterin", so ein Sprecher von Wiener Wohnen. Endgültig abgeschlossen soll die Sanierung voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 sein