Nahrungsmittelkonzern

In diesen Ländern süßt Nestlé seine Babynahrung

NGOs haben Babynahrungsprodukten von Nestlé analysiert. Auch Produkte in Europa wurden untersucht.

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In diesen Ländern süßt Nestlé seine Babynahrung
Cerealien für Kinder werden in einer Nestlé-Fabrik verpackt. (Archivbild)
Mikhail Japaridze / Tass / picturedesk.com

Die Schweizer-NGO Public Eye hat zusammen mit dem "International Baby Food Action Network" Getreidebreie und Babymilch aus zahlreichen Ländern untersuchen lassen. Die Analyse zeigt: Nestlé süßt Babynahrung – allerdings nur die Produkte, die in Entwicklungs- und Schwellenländern verkauft werden, wie der "Tages-Anzeiger" berichtet.

"Zwei Kategorien von Babys"

Nestlé kenne "offenbar zwei Kategorien von Babys", formuliert Laurent Gaberell, Ernährungsspezialist von Public Eye. Gemäß der Analyse sind die wichtigsten Getreidebreie und Folgemilchprodukte für Babys in der Schweiz frei von Zuckerzusatz. Für Deutschland, Frankreich und Großbritannien, Nestlés wichtigste Märkte in Europa, gilt dasselbe.

In Entwicklungs- und Schwellenländern werden den meisten entsprechenden Produkten aber Zucker zugesetzt, und das gemäß dem Analysebericht oft in hohen Mengen. Beispielsweise wird in der Schweiz dem Getreidebrei "mit Biscuit-Geschmack" für sechs Monate alte Babys kein Zucker zugesetzt. In Senegal enthält das gleiche Produkt sechs Gramm zugesetzten Zucker pro Portion.

Auch bei der beliebtesten Folgemilch-Marke Nido fanden sich bei einem Großteil der untersuchten Produkte in Entwicklungs- und Schwellenländern zugesetzte Süßungsmittel in Form von Zucker oder Honig. Der höchste Wert wurde mit 5,3 Gramm pro Portion in Panama gemessen, einem Land, das in den weltweiten Fettleibigkeit-Rankings jeweils weit oben positioniert ist.

Bewusste Strategie

"Eine solche Doppelmoral ist nicht zu rechtfertigen", wird Nigel Rollins, Kinderernährungsexperte bei der Weltgesundheitsorganisation WHO, von Public Eye zitiert. Es handle sich dabei um eine bewusste Strategie der Industrie, Kinder frühzeitig an einen bestimmten Zuckergehalt zu gewöhnen, damit sie später süße Lebensmittel bevorzugen.

Aus gesundheitlicher Sicht spiele es keine Rolle, ob Industriezucker oder Honig, erklärt Raoul Furlano, Ernährungsspezialist am Universitäts-Kinderspital beider Basel. So oder so könne der Zusatz dazu beitragen, das Produkt für Babys attraktiver zu machen, um den Konsum zu erhöhen und damit die Umsätze zu steigern.

Dass die untersuchten Produkte zu einem Nestlé-Programm gehören, das 50 Millionen Kindern bis 2030 zu einem gesünderen Leben verhelfen soll, bezeichnet Laurent Gaberell als "den Gipfel der Ironie".

Nestlé äußert sich

Nestlé Schweiz schreibt in einer Stellungnahme, man halte sich bei der Säuglingsnahrung nicht nur an alle Gesetze, sondern auch an die Empfehlungen der WHO. Der Konzern habe in den letzten zehn Jahren die Gesamtmenge an zugesetztem Zucker in den Cerealien weltweit um 11 Prozent reduziert.

Bei den Nido-Milchprodukten werde der gesamte zugesetzte Zucker "weltweit aus den Rezepturen gestrichen", – allerdings nur in Form von Saccharose oder Glukosesirup, Honig wird von Nestlé nicht erwähnt.

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