Wien
In der Klinik Donaustadt stehen Gangbetten vor dem WC
Von einer "angespannten“ Situation spricht der Gesundheitsverbund. Ein Ex-Patient nennt die Zustände "einfach unhaltbar" – und liefert Beweisfotos.
Nach über zwei Jahren Pandemie befinden sich derzeit viele Spitalsmitarbeiter im heiß ersehnten und wohlverdienten Urlaub. Gleichzeitig steigt aber auch die Zahl der Corona-Patienten, die im Krankenhaus betreut werden müssen. Und auch innerhalb des Spitalspersonals kommt es aufgrund der Pandemie nun wieder verstärkt zu Ausfällen.
"Heute"-Leser schildert Zustände in Wiener Klinik
Das Ergebnis erlebte ein "Heute"-Leser am eigenen Leib: Nach einem Unfall lag er mehrere Tage auf der Unfallchirurgischen Abteilung der Klinik Donaustadt. Für zwei Tage teilte er sich unter anderem mit der schwer gestürzten und am Sonntag schließlich verstorbenen Autorin Lotte Ingrisch († 92) ein gemischtgeschlechtliches 6-Bett-Zimmer.
Dementer Patient legte im Zimmer Feuer
"Auch ein dementer älterer Herr, der eigentlich Spezialbetreuung gebraucht hätte, war bei uns im Raum. In der Nacht versuchte er immer, in das Bett einer türkischen Frau neben ihm zu kriechen. Das war ein Wirbel! Von Sonntag auf Montag legte er sogar mit alten Zeitungen Feuer", berichtet der "Heute"-Leser.
Corona-Patienten spazieren herum
In seiner letzten Nacht im Spital wäre er freiwillig in eines der Gangbetten gewechselt, "die nicht nur die Besucherinseln, sondern auch die Zugänge zu den WCs verstellen". Fotos des Wieners belegen die große Anzahl von Gangbetten. Und: Immer wieder sei es passiert, dass ebenfalls in der selben Abteilung untergebrachte – und eigentlich isolierte – Corona-Patienten am Gang herumspaziert seien. Auch habe das Personal mehrfach am Tag zwischen Covid- und Unfall-Station hin und her gewechselt.
"Pfleger, Ärzte und Co. tun, was sie können – pfeifen aber aus dem letzten Loch", schildert der Wiener seine Eindrücke.
Das sagt der Wiener Gesundheitsverbund
"Die Situation auf der Unfallchirurgischen Abteilung der Klinik Donaustadt ist im Moment aufgrund des hohen Patient*innenaufkommens sowie der schwierigen Personalsituation angespannt. Das führt auch dazu, dass es momentan zu einem Überbelag der Station kommt", heißt es vom Wiener Gesundheitsverbund gegenüber "Heute".
Konkret seien auf der genannten Station auf der Unfallchirurgie der Klinik Donaustadt von 20 Pflegekräften nur zwölf Dienst. Vier Mitarbeiter seien krank, vier weitere auf Urlaub. Dem Wiener Gesundheitsverbund sei es "ein Anliegen, trotz der angespannten Situation den Mitarbeiter*innen ihre Urlaube zu ermöglichen."
Gemischtgeschlechtliche Zimmer nicht unüblich
Und weiter: "Auf der Überwachungsstation gibt es, wie auch beispielsweise auf Intensivstationen keine Geschlechtertrennung. Zur Belegung ist zu sagen, dass kein Mensch, egal mit welcher Grunderkrankung, vor einem Unfall gefeit ist. Daher ist eine Unfallabteilung immer auch mit Patient*innen belegt, die unterschiedlichste Krankheitsbilder aufweisen können. Aktuell werden in der Unfallabteilung auch Patient*innen mit Covid-19 oder demenzkranke Patient*innen betreut. Selbstverständlich werden alle Hygienevorschriften eingehalten."
"Wir verstehen, dass die Situation für Patient*innen auf der Abteilung aktuell nicht einfach ist. Das Personal ist bemüht, den Aufenthalt möglichst annehmbar zu gestalten", so eine Sprecherin abschließend.